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Test

Fujifilm X-S10 Test: Neuer Platz 1 in der Kategorie Semiprofi

Fujifilm geht mit der X-S10 neue Wege. Die spiegellose Kamera begründet eine neue Modellreihe im Portfolio des Herstellers, der auf X-Trans-Technologie setzt. Wir haben uns angeschaut, was es mit der Neuheit auf sich hat, wie sie sich von ihren Schwestermodellen unterscheidet und wie sie im Vergleich zu Konkurrenzmodellen abschneidet. Bereits vorab sei verraten: Die Ergebnisse aus Labor und Praxis sind beeindruckend.

Es ist mittlerweile Tradition, dass auf ein neues Topmodell der APS-C-Reihe von Fujifilm ein abgespecktes Mittelklassemodell mit vielen Gemeinsamkeiten folgt. Den Grundstein für diese Produktphilosophie legten die X-T1 und X-T10 vor etwa 6,5 bzw. 5,5 Jahren.

Darauf folgten die X-T2 und X-T20 sowie die X-T3 und X-T30. In der DigitalPHOTO-Ausgabe 07/2020 haben wir Ihnen die X-T4 als neues APS-C-Flaggschiff von Fujifilm vorgestellt. Mit einem Testergebnis von 93,4 Prozent sagt die X-Kamera Vollformatmodellen den Kampf an.

Nun, ein gutes halbes Jahr später, kommt der japanische Hersteller mit einer neuen Mittelklasse-Variante um die Ecke. Die hört allerdings nicht auf den Produktnamen X-T40, sondern heißt X-S10 und begründet den Beginn einer neuen Kamerareihe im X-Portfolio.

Dennoch hat die kompakte spiegellose Systemkamera viele Gemeinsamkeiten mit der Fujifilm X-T4. Handelt es sich also um den heimlichen Nachfolger der X-T30? Wie unterscheidet sich die X-S10 im Detail von der X-T4? Und was sind die Besonderheiten der neuen Kamera?

Diese und weitere Fragen haben wir in unserem Test geklärt und werden sie nachfolgend für Sie beantworten.

Integrierte Bildstabiliserung

Bereits die Bauweise der Fujifilm X-S10 macht deutlich, dass es sich nicht um eine klassische Mittelklasse-Nachfolgerin handelt. Die Neuheit zeichnet sich durch einen schmalen Body und einen tiefen Handgriff aus, den weder eines der Topmodelle noch eines der günstigeren Modelle besitzt.

Allerdings teilt die X-S10 viele Funktion mit der X-T30 und der X-T4: Als wichtigste Gemeinsamkeit gilt der X-Trans-CMOS-4-Sensor mit 26,1 Megapixeln Auflösung und einem Empfindlichkeitsbereich von ISO 160 bis 12.800 (erweiterbar auf bis zu 80 bis 51.200).

Ebenso ist der Bildprozessor in allen vier Kameras gleich: X-Prozessor 4. Sensor und Prozessor sind aber auch die einzigen Merkmale, die alle drei Kameras teilen. Die Fujifilm X-S10 bietet ähnlich wie die X-T4 eine kamerainterne Bildstabilisierung.

Auf fünf Achsen stabilisiert kompensiert die Kamera bis zu sechs Blendenstufen. Im Vergleich: Die Bildstabilisierung der X-T4 ist auf bis zu 6,5 Blendenstufen ausgelegt. Wie zu erwarten, fällt unser Fazit zur Bildqualität der X-S10 großartig aus.

Schon die beiden Schwestermodelle überzeugten bei uns im Test mit professioneller Abbildungsleistung. Das ist bei der X-S10 nicht anders. Und auch die Praxisaufnahmen beeindrucken mit viel Kontrast und Detailwiedergabe.

Hinzu kommen die für Fujifilm-Kameras bekannten Filmsimulationen. Sprich, wer auf Retrolooks steht und sich nachträgliche Bildbearbeitung ersparen möchte, ist hier genau richtig. Leidenschaftliche Pixelschubser*innen sollten einen Blick auf die besten Fotosoftwares im Test werfen. 

Bewegliches Touchdisplay

Für den Sucher der X-S10 hat sich Fujifilm an der X-T30 bedient: In beiden Kameras steckt ein OLED-Sucher mit 2,36 Mio. Bildpunkten, 0,62-facher Vergrößerung und einer Bildwiederholrate von 100 Bildern pro Sekunde. Schadet das der Neuheit? Keinesfalls.

Die Übersicht auf das Motiv ist gut. Unser Fazit zum drei Zoll großen Monitor ist ähnlich: Er gleicht mit einer Auflösung von 1,04 Mio. Bildpunkten dem der Fujifilm X-T30, ist aber dreh- und schwenkbar. Wer mag, kann Einstellungen auch per Fingerzeig vornehmen, da der Monitor berührungsempfindlich ist.

Mit einer Serienbildgeschwindigkeit von acht Bildern pro Sekunde (mechanischer Verschluss) ist die Fujifilm X-S10 flott unterwegs und auch für spontane Schnappschüsse gut geeignet. Wer mehr Geschwindigkeit benötigt, kann die Einstellung ähnlich wie bei der X-T4 auf bis zu 30 Bilder pro Sekunde (elektronischer Verschluss) erhöhen, muss dann allerdings einen 1,25-fachen Crop-Faktor hinnehmen.

Außerdem sind dann nur noch maximal 29 JPEGs bzw. 17 RAW-Aufnahmen möglich. Bei mechanischem Verschluss schreibt die X-S10 bis zu 105 JPEGs auf die SD-Karte. Schade, dass Fujifilm bei der Neuheit lediglich auf UHS-I-Standard setzt und nicht den weitaus schnelleren UHS-II-Standard integriert, den die X-T4 sogar gleich zweifach im dualen Speicherkartenslot bietet.

Die neue X-S10 fasst lediglich eine SD-Karte. Dies ist einer der Gründe, warum die X-S10 so viel günstiger ist als die X-T4. Zum Fokussieren greift die X-S10 auf bis zu 425 Messfelder (Phasendetektion) zurück und stellt Motive unter Laborbedingungen in rund 0,3 Sekunden scharf. Und auch in der Praxis macht der Autofokus sowohl in der Geschwindigkeit als auch in der Präzision einen guten Job. Eine Gesichts- sowie Augenerkennung – wahlweise linkes oder rechtes Auge – sind integriert.

Sehr gutes Handling

Mit 332 Gramm Gewicht ist die Fujifilm X-S10 auch für lange Fototouren problemlos geeignet. Ebenso steht es um die Akkulaufzeit: Diese fällt mit 325 Aufnahmen (CIPA-Standard) zwar deutlich kürzer als bei den Schwestermodellen aus (X-T30: 380 Fotos, X-T4: 500 Fotos), reicht aber für einen langen Wandertag bei kalten Temperaturen problemlos aus.

Schade ist allerdings, dass Fujifilm im Lieferumfang der X-S10 auf ein externes Ladegerät verzichtet. Im Karton liegt zum Aufladen des 1.260 mAh-Akkus lediglich ein USB-C-Ladekabel bei. Wir hätten uns ein externes Ladegerät gewünscht, um einen zweiten Akku laden zu können, während die Kamera in Gebrauch ist.

In Preis/Leistung sehr gut

Bodycheck

Die minimalistisch designte Fujifilm X-S10 bringt viele Funktionen mit, die sonst nur vom Schwestermodell und gleichzeitigem Topmodell Fujifilm X-T4 bekannt sind.

  • 1 BLITZEN: Der Aufklappblitz der Fujifilm X-S10 liefert eine Leitzahl 5 (ISO 100, 1 m) und bringt Slow-Sync sowie TTL-Technik mit.
  • 2 BLITZSCHUH: Die Blitzsynchronzeit der X-S10 ist mit 1/180 Sek. etwas länger als beim Flaggschiff X-T4 (1/250 Sek.).
  • 3 VIDEO: Die X-S10 nimmt Bewegtbild in bis zu 4K-Auflösung mit 30p auf. Clips mit bis zu 29 Minuten Länge sind möglich.

  • 4 SUCHER: Der OLED-Sucher bietet 100-prozentige Übersicht mit einer Auflösung von 2,36 Mio. Bildpunkten.
  • 5 MONITOR: Der rückseitige, per Touch bedienbare Monitor ist drei Zoll groß und lässt sich sowohl drehen als auch schwenken.
  • 6 JOYSTICK: Die Navigation durch das Kameramenü sowie die Positionierung des AF-Messfeldes gelingt per Joystick.

Fujifilm ordnet die neue X-S10 mit ihrem Neupreis von 963 Euro im Mittelklassefeld ein. Mit dem Kit-Objektiv XF 16-80mm F4 R OIS WR kostet die Neuheit 1.461 Euro und ist damit immer noch günstiger als die Fujifilm X-T4 ohne Objektiv (1.599 Euro). Im Vergleich dazu ist die X-T30, die den gleichen Sensor und Prozessor besitzt, satte 800 Euro günstiger (799 Euro).

X-S10 vs. X-T30 vs. XT4 vs Sony Alpha 6600

Die Alpha 6600 ist zwar rund 400 Euro teurer, allerdings in Summe nicht besser. Wer dennoch zu einer Sony-CSC greifen möchte, aber nicht so viel Geld ausgeben möchte, der ist mit der Alpha 6400 gut beraten (siehe Test). Angesichts des sehr guten Testergebnisses ist die Fujifilm X-S10 unserer Meinung nach fair bepreist.

Gründe, jetzt noch eine X-T30 zu kaufen, die mit 799 Euro nur 164 Euro günstiger ist, sind an einer Hand abzählbar. Spannender ist ein Vergleich zur X-T4, die mit 1.599 Euro deutlich teurer ist, aber auch besser. Hobbyfotografen, die auf einen zweiten Speicherkartenslot und Wetterschutz verzichten können, sind bei der X-S10 gut aufgehoben.

DigitalPHOTO-Fazit

Fujifilm erfindet sich neu und setzt dabei doch auf Altbekanntes. Die Fujifilm X-S10 greift mit einem Testergebnis von 92,7 Prozent nach den vordersten Plätzen unserer Mittelklasse- CSC-Bestenliste – mit Erfolg. Platz eins unter den Semiprofis wechselt von Sony zu Fujifilm. Wir gratulieren dem Hersteller zu der gelungenen Neuheit, deren Vorteile deutlich gegenüber den akzeptablen Nachteilen überwiegen.

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