News

„Auf dem Foto darf es ruhig bedrohlich wirken“ – Expeditionsfotografin und -filmerin Ulla Lohmann im Interview

Zusammen mit unserem Abopartner, der Online-Fotoschule FotoTV.de bestieg die Abenteuerfotografin Ulla Lohmann aktive Vulkane auf der italienischen Insel Sizilien. Was das Team vor Ort erlebt hat, und welcher Moment ihrer atemberaubenden Karriere sie bisher am meisten geprägt hat, verrät sie uns im Interview.

Expeditionsfotografin und -filmerin Ulla Lohmann im Interview

Ulla Lohmann ist auf der ganzen Welt unterwegs, um an den bisweilen entlegensten Orten ihre atemberaubenden Fotoserien zu erstellen. Eine ihrer großen Leidenschaften ist die Vulkanfotografie. Zusammen mit unserem Partner FotoTV. reiste sie vor wenigen Monaten nach Sizilien.

Es entstand eine wahrlich epische Videoreportage, die wir Ihnen an dieser Stelle nur wärmstens empfehlen können – und aus der wir Ihnen hier einen Interviewausschnitt präsentieren, ergänzt um unsere eigenen Fragen. Halten Sie sich fest, denn es wird heiß!

DigitalPHOTO X FotoTV.: Wie kam es zur Zusammenarbeit mit FotoTV. und wie lange waren Sie zusammen unterwegs?

Ulla Lohmann: Als Abenteuerfotografin habe ich mich auf Vulkane spezialisiert. In Zusammenarbeit mit Destination Red Bull www.destination.redbull.com plante ich eine Reise nach Sizilien und habe FotoTV. gefragt, ob sie mich begleiten wollten. Wir haben uns in den Flieger gesetzt und nach nur ca. zwei Stunden Flugzeit ist man in einer ganz anderen Welt. Insgesamt waren wir eine Woche unterwegs.

Und die Vulkane sind sofort sichtbar?

Von der Stadt Catania aus kann man den Ätna schon sehen. Es ist dann noch etwa eine Autostunde bis zur Seilbahn am Fuße des Vulkans – an der Endstation angekommen steht man plötzlich in einer völlig anderen Landschaft. Wer wie wir noch weiter nach oben will, nimmt die bereitstehenden Allradbusse auf über 2.800 Meter – und dann trennen sich die Touristen von den Fotografinnen und Fotografen. Dort angekommen geht es für uns eigentlich erst so richtig los.

Jetzt beginnt das Abenteuer?

Genau. Und das sollte man aber auch nur machen, wenn man sich auskennt. Ich habe viele Vulkane auf dieser Welt gesehen und weiß, wie sie funktionieren. Wir haben dort oben mit dem Filmteam sogar nachts Foto- und Filmaufnahmen gemacht.

Klingt fast wie ein Kinderspiel?

Nein, das hört sich jetzt vielleicht einfach an, aber um so eine Expedition zu planen, ist viel Recherche nötig. Ich hatte zwei bis drei Wochen vorher bereits die vulkanologischen Messstationen beobachtet. Dazu gibt es Websites, die den sogenannten Tremor anzeigen – wenn da alles im grünen Bereich ist, ist auch kein Ausbruch in Sicht.

Zudem arbeite ich wissenschaftlich in der Thematik und besuche und fotografiere Vulkane seit über 15 Jahren. Außerdem habe ich immer Helme dabei und Gasmasken, um uns zu schützen.

Apropos Equipment: Welche Fotoausrüstung haben Sie dabei, wenn es auf Vulkantour geht?

Mit das Wichtigste ist natürlich ein Reisestativ. Ich habe ein relativ stabiles, denn gerade bei Vulkanen ist oben immer viel Wind. Praktisch ist ein Beschwerungshaken, an den man zum Beispiel den Rucksack hängen kann, um das Stativ noch mehr zu stabilisieren. Grundsätzlich empfehle ich ein hochwertiges Stativ, bei dem die Verstellung der Beinsegmente leichtgängig vonstattengeht und die Verschlüsse so gut verarbeitet sind, dass der feine Vulkanstaub nicht eindringen kann.

Mit welcher Kamera ziehen Sie los?

Ich fotografiere mit der Canon EOS R5 zusammen mit dem Canon RF 15–35mm F2.8L IS USM. Der Vorteil vom Weitwinkel: damit kann ich den riesigen Vulkan mit den Aschewolken einfangen und die Weite der Landschaft zeigen.

Ist auch ein Teleobjektiv dabei?

Ja, das RF 100–500mm F4.5–7.1L IS USM – ein absoluter Allrounder und außerdem noch sehr leicht. Überhaupt ist meine Ausrüstung seit der Umstellung auf das spiegellose Canon-System leichter geworden. Mein absolutes Lieblingsobjektiv, das Canon RF 24–70mm F2.8L IS USM, hatte ich dagegen hier nicht dabei – ganz einfach, weil ich Gewicht sparen wollte.

Was sollte man außerdem dabei haben?

Ich habe immer Teleskop-Wanderstöcke dabei, einfach um auf Nummer sicher zu gehen – gerade beim Abstieg. Außerdem knöchelhohe, stabile Schuhe. An den scharfkantigen Vulkansteinen kann man sich leicht Verletzungen zuziehen. Daher gehört natürlich auch ein Erste-Hilfe-Set in den Rucksack.

Auch Sonnencreme darf nicht fehlen, denn die fehlende Vegetation lässt die Sonne ungehindert scheinen. Nachts wird es dagegen extrem kalt. Da sind eine Daunenjacke, lange Unterwäsche und Handwärmer Pflicht.

Sie machen inzwischen auch Videos?

Video wird heute immer wichtiger und gerade, wenn man so etwas Spektakuläres besucht wie einen Vulkan, will man nicht nur Fotos mit nach Hause bringen, sondern auch Eruptionen festhalten – in Bild und Ton. Deswegen habe ich auch ein gutes Mikrofon dabei.

Lassen Sie uns auf Ihre Bilder zu sprechen kommen. Worauf achten Sie?

Ich überlege mir vorher, welches Gefühl ich transportieren möchte. Bei Vulkanen ist es einfach so, dass die Erde lebt – dass es unter mir brodelt und blubbert. Auf dem Foto darf es ruhig bedrohlich wirken, auch wenn es vor Ort für mich gar nicht bedrohlich ist. 

Wie sieht es mit der Bildkomposition aus?

Bei mir muss das Auge eigentlich immer gelenkt werden. Es soll also einen klaren Punkt geben, auf den er oder sie beim Betrachten zuerst schauen soll. Erst dann darf das Auge wandern und die restlichen Details im Bild entdeckt werden.

Nutzen Sie auch Fotofilter?

Ja, gerade bei dem hellen Rauch kann ein Verlaufsfilter dem Bild mehr Halt geben, mit dem ich zum Beispiel den Himmel partiell abdunkeln kann. Später in der Bildbearbeitung in Lightroom kann man diese Kontraste dann noch verstärken. 

Sie waren auch nachts unterwegs, was können Sie dazu erzählen?

Dass es unglaublich kalt war, im August wohlgemerkt. Oben auf dem Vulkan herrschten Minusgrade und eigentlich waren wir schon dabei, umzukehren, denn es war keine Lava zu sehen. Aber dann habe ich doch noch eine Langzeitbelichtung erstellt und konnte das Vulkanglühen festhalten. Ein tolles Naturschauspiel, das mit bloßem Auge nicht zu sehen ist.

Haben Sie auch Eruptionen fotografiert?

Das Highlight der Reise war ein Ausflug zum Stromboli, ein Vulkan, der seit tausenden Jahren fast durchgehend aktiv ist. Dieses Abenteuer können Sie auch auf FotoTV. verfolgen (s. Kasten unten).

Als Abenteuerfotografin sind Sie viel unterwegs – wie oft reisen Sie im Jahr?

Die Frage muss eher lauten: Wie oft bin ich nicht unterwegs? Im Jahr 2019 war ich insgesamt einen Monat zu Hause. Den Rest der Zeit unterwegs. Auch in diesem Jahr bin ich wieder die meiste Zeit auf Achse, suche nach Themen, die mich begeistern.

Wonach suchen Sie Ihre Themen aus?

Danach, auf was ich Lust habe – gerne rund um aktive Vulkane, meinem Spezialgebiet. 

Welche Reise hat Sie am meisten geprägt?

Gemeinsam mit meinem Mann haben wir uns als erste Menschen der Welt 600 Meter tief in einen aktiven Vulkan auf der Südseeinsel Ambrym in Vanuatu abgeseilt – bis zum Lavasee, den wir auch das erste Mal wissenschaftlich erforscht haben. Diese Reise hat mich am meisten geprägt. Es war eine unglaubliche Erfahrung, die Kraft der Erde aus nächster Nähe zu spüren.

Wurde es auf Ihren Expeditionen auch schon einmal richtig gefährlich?

Letztlich ist es immer ein kalkuliertes Risiko, mit dem ich mich auseinandersetze. Gefährlicher kann es mitunter in der Stadt sein. Ich wurde leider auch schon mit dem Messer bedroht – nachts in Mainz. Da kann ich das Risiko am Vulkan schon besser einschätzen. Bei Vulkanen passieren eher leichtsinnige Fehler. Am Anfang meiner Karriere wusste ich noch nicht wirklich viel über Vulkane. Da bin ich auch öfters mal zu nah dran gewesen.

Was sind die schönsten Momente auf Tour?

Ich biete viele Fotoreisen an – auch nach Sizilien. Menschen an Orte mitzunehmen, die ihnen eigentlich fremd sind, und sie ein bisschen aus ihrer Komfortzone rauszulocken und spektakuläre Bilder zu ermöglichen, das sind tolle Momente.

Lassen Sie uns gerne noch ein bisschen mehr auf Ihre Reisen eingehen. Wie sieht so eine Tour eigentlich aus?

Fotoreisen begleite ich zum Beispiel zum Ätna oder zum Stromboli, aber auch in die Südsee nach Vanuatu oder Papua Neuguinea. Vor Ort zeige ich persönlich meine Lieblingsorte. Das ist eine ganz tolle Möglichkeit, von mir und meiner Erfahrung zu lernen. Wir besprechen die Motive, gehen auf Kameraeinstellungen und Co. ein.

FotoTV.de – Abenteuer auf Vulkanen

In der mehrteiligen FotoTV.- Videoreihe nimmt Sie Ulla Lohmann mit nach Sizilien und Umgebung. Sie erfahren, wie Lohmann an eine Vulkan- Expedition herangeht, welches Equipment sie nutzt und worauf es fotografisch ankommt. Den fünften Teil der Serie stellt Ihnen FotoTV. kostenlos zur Verfügung. In spektakulären Bildern lernen Sie aus nächster Nähe, wie ein Profi wie Ulla Lohmann arbeitet. Freuen Sie sich auf ein atemberaubendes Abenteuer.

Zur Serie bei FotoTV.de

Die Fotografin

Ulla Lohmann liebt das Abenteuer. Seit Jahren ist sie als Expeditionsfotografin und -filmerin auf der ganzen Welt unterwegs. Ihr Spezialgebiet ist dabei die Vulkanfotografie. Lohmann bietet geführte Fototouren zu Vulkanen an – und schreibt über die brodelnden Berge. Ihre Bücher, zum Beispiel „Ich mach das jetzt – meine Reise zum Mittelpunkt der Erde“ gibt es in ihrem Shop oder auf Instagram (@ullalohmann).  

www.ullalohmann.com

Mehr zum Thema