Auch wenn moderne Autofokussysteme unglaubliches Potenzial besitzen: Manche Motive lassen sich erst durch manuelles Fokussieren gestochen scharf in Szene setzen. Erfahren Sie hier, in welchen Fotomomenten der Einsatz des manuellen Fokus von Vorteil sein kann – und mit welchem Zubehör und welchen Einstellungen die schärfsten Ergebnisse gelingen.

Makro und Focus-Stacking
Umso kleiner das Motiv, desto kniffliger ist es in der Regel, den Fokuspunkt exakt zu setzen. Viele Makrofotografen und -fotografinnen fokussieren ihre Motive deshalb lieber manuell. Als perfekte Hilfestellung kann sich hierbei – insbesondere, wenn Sie mit einem Stativ fotografieren – der Live-View-Modus Ihrer Kamera erweisen.
Über den Monitor erhalten Sie nicht nur eine detailreichere Ansicht als beim Blick durch den Sucher, Sie haben auch die Möglichkeit, in den Bildausschnitt hineinzuzoomen und den Fokuspunkt so präzise wie möglich zu bestimmen. Wählen Sie bei einer Einzelaufnahme einen mittleren Blendenwert, um Beugungsunschärfe zu vermeiden, genug Details scharf abzubilden und ein reizvolles Spiel zwischen Schärfe und Unschärfe zu erzeugen.
Möchten Sie, dass sich die Schärfe über einen größeren Bereich des Motivs ausdehnt wie bei dem Motiv links, „stapeln“ Sie die Schärfe mehrerer Einzelaufnahmen, indem Sie Focus-Stacking anwenden. Bei dieser Aufnahmetechnik wird eine Serie von Fotos, die vom selben Standpunkt aus aufgenommen wurden, während sich der Schärfebereich in kleinen Schritten über das Motiv verschiebt, in Photoshop oder einer speziellen Focus-Stacking-Software zusammengefügt.
Damit alle Fotos der Fokusreihe dabei die gleiche Helligkeit besitzen, empfiehlt es sich, auch die Belichtung manuell einzustellen und bei jedem Auslösen identisch zu lassen.
In der Makrofotografie kommt fast immer der manuelle Fokus zum Einsatz, da die AF-Messfelder der Kamera oft einen zu großen Bereich abdecken und bei der geringen Schärfentiefe nicht in der Lage sind, kleinste Details präzise anzufokussieren. Möchten Sie dennoch lieber mit dem Autofokus Ihrer Kamera arbeiten, empfehlen wir folgende Einstellungen:
- One-Shot AF/AF-S,
- Einzelbild und Einzelfeldmessung
- oder Live-View-Modus.
Landschaft

Eine manuelle Fokussiermethode, die in der Landschaftsfotografie oft angewendet wird und für maximale Schärfentiefe im Bild sorgt, ist das Fokussieren mit Hilfe der Hyperfokaldistanz. Hierbei fokussieren Sie manuell auf einen bestimmten Punkt im Bild, mit dem sowohl die Bereiche im Vordergrund als auch die Tiefen des Hintergrunds ausreichend scharf dargestellt werden.
Wo genau dieser Fokuspunkt im Abstand zu Ihrer Kamera liegt, hängt von der verwendeten Brennweite sowie Blende ab. Den Abstand können Sie in fertigen Tabellen ablesen oder mit Hilfe von Smartphone-Apps wie Photopills einfach berechnen. Zur Aufnahmetechnik: Bei ruhigen Motiven wie einer Landschaft empfehlen wir, im Live-View-Modus zu arbeiten und ein Stativ zu nutzen.
Mit Letzterem halten Sie Ihre Kamera nicht nur ruhig und verhindern Verwackler bei längeren Verschlusszeiten aufgrund von gegebenenfalls schwachen Lichtverhältnissen, sondern garantieren auch, dass sich der präzise gesetzte Fokuspunkt nicht verschiebt. Schließen Sie die Blende auf einen mittleren Blendenwert und wählen Sie einen möglichst niedrigen ISO-Wert für ein rauscharmes Bildergebnis mit schönen Details.
Möchten Sie Ihr Landschaftsmotiv mit dem Autofokus scharfstellen, wählen Sie Oneshot/AF-S als Autofokusmodus, die Betriebsart Einzelaufnahme und fokussieren Sie auch hier bestenfalls über das LC-Display Ihrer Kamera. Bewegen Sie das Rechteck auf dem Display der Kamera dabei zum Beispiel auf die Hyperfokaldistanz, um maximale Schärfentiefe zu erzeugen.
Dämmerung und Nacht

Fotografieren Sie bei schwachem Umgebungslicht wie zum Beispiel in der Dämmerung oder bei Nacht, weisen Motive oft nur noch einen leichten Kontrast zwischen Hell und Dunkel auf, was zur Folge haben kann, dass das Objektiv unter Verwendung des Autofokus immer wieder aufgeregt vor- und zurückfährt und keinen Punkt zum Fokussieren findet.
Um Ihr Motiv in solchen Situationen erfolgreich scharfzustellen, kann es deshalb Sinn machen, in den manuellen Fokus zu wechseln. Auch hier setzen und kontrollieren Sie die Schärfe am besten über die Live-View-Funktion – oder Sie stellen an Ihrem Objektiv auf unendlich scharf. Letzteres bietet sich vor allem dann an, wenn es sehr dunkel ist und die Live-View-Funktion kein zuverlässiges Bild mehr darstellen kann.
Besitzt Ihr Fotomotiv einen ausreichenden Hell-Dunkel-Kontrast, kann der Einsatz des Autofokus zum Ziel führen. Fotografieren Sie mit Stativ, aktivieren Sie den Live-View-Modus Ihrer Kamera, wählen Sie One-Shot/AF-S als Autofokusmodus und Einzelbildaufnahme als Betriebsart. Weist Ihr Motiv keinen ausreichenden Kontrast auf, können Sie dem Autofokus beim „Erkennen“ Hilfestellung leisten und die Stelle, die Sie fokussieren möchten, mit einer Taschenlampe kurz anleuchten.