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„Vor allem im Sport ist mir wichtiger, Emotionen einzufangen, als technische Perfektion.“ – Fotograf Frederik Löwer im Interview

Frederik Löwers Stil ist dokumentarisch, persönlich und ungestellt. Er sucht keine perfekten Posen, sondern echte Charaktere, Emotionen und Geschichten.

Frederik Löwer im Interview: Echte Momente

Frederik Löwer hat sich mit seiner dokumentarischen Bildsprache vor allem in der Sport- und Eventfotografie etabliert. Seine Aufnahmen leben von Nähe und Emotion, nicht von gestellten Posen.

Besonders im Football ist er ganz nah dran – an der Seitenlinie mit der Kamera und als Flag-Football-Spieler auf dem Feld. Wir haben uns mit ihm über seine Leidenschaft unterhalten, und darüber, was gute Momentaufnahmen ausmachen.

DigitalPHOTO: Herr Löwer, Sie fotografieren verschiedene Genres. Ihre Sport- und Eventfotos stechen besonders hervor. Wie und wann haben Sie sich auf diese Themen spezialisiert?

Frederik Löwer: Relativ früh. Ein befreundeter Schau- spieler war Moderator einer Mixed Comedy- und Musikshow in Köln, die ich dann fotografiert habe. Die Bilder habe ich den Künstlern zunächst kostenfrei zur Verfügung gestellt, wodurch ich meine Sichtbarkeit schnell erhöhen und mein Portfolio ausbauen konnte.

Und wie hat sich Ihr Schwerpunkt in der Sportfotografie entwickelt?

Sport war schon immer mein Thema. Als ich von der neu gegründeten European League of Football erfuhr und hörte, dass auch ein Kölner Team dabei sein würde, wollte ich diese Entwicklung unbedingt begleiten.

Ich habe mich direkt bei den Verantwortlichen der „Cologne Centurions“ gemeldet und war von 2021 bis 2024 als Teamfotograf und -videograf dabei.

Sind Sie selbst sportlich aktiv?

Auf jeden Fall. Ich bin überzeugt, dass eine persönliche Verbindung – ob zum Sport, zur Musik oder zu den Menschen vor der Kamera – entscheidend ist, um Nähe und Leidenschaft sichtbar zu machen. Früher habe ich American Football nur als Zuschauer verfolgt, heute spiele ich selbst Flag Football – die kontaktlose Variante.

Worauf achten Sie bei der Sport- und Eventfotografie besonders?

Für mich ist es wichtig, mich auf das Event und die Atmosphäre einzulassen und kreative Ansätze zu finden, um die Rahmenbedingungen einzubinden. Gibt es Storylines, die besonders interessant sind? Ist das Licht spannend? Finde ich neue Perspektiven?

Gerade in der Sportfotografie muss ich entscheidende Momente antizipieren und ein gewisses Verständnis für das Spielgeschehen mitbringen.

Welchen technischen Herausforderungen müssen Sie sich stellen?

Da ich oft Foto und Video parallel erstelle, ist es für mich wichtig, nicht über einzelne Handgriffe nachdenken zu müssen. Meist habe ich zwei Kamera-Bodies dabei: eine Sony A7IV und eine Sony A7SIII.

Beide sind für Foto und Video geeignet, wobei die A7SIII klar den Videofokus hat. Zudem probiere ich gerne neue Objektive, Perspektiven und Techniken aus – meine Standard-Objektive sind jedoch das Sony 70-200mm f/2,8 GMII und das Sony 35mm f/1,8.

Wie meistern Sie schwierige Lichtbedingungen bei Events?

Keine Angst vorm ISO: Moderne Kameras erlauben hohe Werte ohne große Probleme. Mir ist etwas Rauschen lieber, als einen Moment zu verpassen. Gerade bei Konzerten ist das Licht wechselhaft und herausfordernd, oft mit verschiedenen Quellen oder Banding.

Ich fotografiere komplett manuell, um volle Kontrolle über Verschlusszeit und Einstellungen zu behalten, und prüfe zwischendurch die Ergebnisse. Häufig nutze ich auch einen Mist-Filter, um Highlights abzumildern und den Bildern einen cineastischen Look zu geben.

Welche Unterschiede sehen Sie zwischen Video und Fotografie?

Für mich ist Filmen technischer als Fotografieren: Frames per Second, Verschlusszeit, Codecs oder ND-Filter – es hat etwas gedauert, bis ich hier Automatismen entwickelt hatte und im Live-Kontext nicht mehr über die Basics nachdenken musste.

Am Filmen schätze ich besonders die Postproduktion, in der ich mit Tempo, Schnitt und Musik Stimmung und Story beeinflussen kann. Die Aufnahmen ähneln oft meinen Fotos, da ich meist hybrid für Foto und Video verantwortlich bin.

Wer beauftragt Sie in der Regel?

Das ist sehr unterschiedlich. Ich schätze es sehr, mit einigen langfristigen Kunden regelmäßig zusammenarbeiten zu können. Gerade am Anfang kamen viele Aufträge über persönliche Kontakte oder Mundpropaganda zustande.

Inzwischen erreichen mich Anfragen häufiger auch über meine Website oder direkt über Social Media. Persönliche Empfehlungen bleiben jedoch nach wie vor ein zentraler Bestandteil. 

Wie läuft die Planung und Vorbereitung eines Shootings ab?

Das hängt stark vom Projekt ab. Bei Events stehen die Rahmenbedingungen bereits fest, meine Aufgabe ist es, das Beste daraus zu machen. In Vorbesprechungen und Briefings wird festgelegt, welcher Output gewünscht ist – oft ein Gesamt-Recap mit einzelnen Schwerpunkten.

Manche Kunden bringen konkrete Ideen oder Referenzmaterial mit, andere lassen mir mehr Freiraum. Ich selbst habe eine Sammlung an Techniken und Looks, die ich gerne ausprobiere. Wichtig ist mir, mich inspirieren zu lassen, aber meinem eigenen Stil treu zu bleiben.

Wie gestalten Sie die Umsetzung und die finale Auswahl?

Während der Shootings stimme ich mich regelmäßig mit den Kunden ab. Die Absprachen können dabei sehr unterschiedlich sein – von „wir benötigen genau dieses Bild für ein Tourplakat“ bis hin zu „wir brauchen jemanden, der das Event begleitet, du weißt selbst am besten, was du tust“.

So habe ich sowohl klare Vorgaben als auch viel kreativen Spielraum. Für die finale Bildauswahl erstelle ich in der Regel eine Online-Galerie mit einer Vorauswahl. Dort können die Kunden markieren oder kommentieren, was ihnen gefällt, bevor ich die Bilder oder Videos finalisiere.

Wie würden Sie Ihren persönlichen Stil beschreiben?

Mein Stil ist dokumentarisch, persönlich und ungestellt. Mir geht es darum, echte Charaktere und ihre Geschichten sichtbar zu machen, nicht perfekte Posen. Dafür halte ich mich bewusst im Hintergrund und fange Momente so ein, wie ich sie wahrnehme.

Ein Spieler hat sich einmal für ein Foto bedankt und gesagt, er habe gar nicht bemerkt, dass ich da war – für mich ein schönes Kompliment. Vor allem im Sport ist mir wichtiger, Emotionen einzufangen, als technische Perfektion.

Ein Bild darf auch mal unscharf sein, wenn es die Intensität des Moments transportiert.

Welche Veranstaltungen würden Sie gerne noch fotografieren?

Ganz oben steht für mich das NFL Berlin Game im November. Schon in München war ich sehr nah am Geschehen, diesmal hoffe ich, den Zugang zum Team noch zu intensivieren.

Auf meiner Wunschliste stehen außerdem ein NFL-Spiel in den USA und als ultimatives Ziel natürlich der Super Bowl. Ein weiterer Traum wären die Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles – zumal Flag Football dort erstmals olympisch sein wird.

Der Fotograf

Frederik Löwer, 1986 am Bodensee geboren, begann 2015 mit der Fotografie. Nach ersten Porträt- und Eventaufträgen wurde er Teamfotograf der Cologne Centurions in der European League of Football und arbeitet heute auch für die Atlanta Falcons. 2024 fotografierte er sein erstes NFL-Spiel in München.

www.frederikloewer.de

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