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„Mein erster Blick gilt meist dem Licht – es formt die Stimmung und unterstreicht die Persönlichkeit.“ – Fotografin Anna Fichtner im Interview

Fotografin Anna Fichtner spricht im Interview unter anderem darüber, wie Nähe, Raum und Licht die Wirkung eines Porträts formen.

Fotografin Anna Fichtner im Interview: Ein Blick genügt

Ob in Boutiquehotels, Studios oder unter freiem Himmel – Anna Fichtners Porträts strahlen Ruhe, Klarheit und Tiefe aus. Ihre Bildserien entstehen mit viel Gespür für Menschen, Räume und Atmosphäre und vereinen dokumentarische Ehrlichkeit mit gestalterischer Präzision.

Im Gespräch mit der DigitalPHOTO erklärt sie, wie sie Vertrauen aufbaut, mit natürlichem Licht arbeitet und worauf es ihr bei der Zusammenarbeit mit internationalen Auftraggebern ankommt.

DigitalPHOTO: Frau Fichtner, Sie sagen, dass Fotografie für Sie mit Geschichten erzählen zu tun hat. Wie gehen Sie dabei vor, um aus einem Auftrag eine stimmige Bildserie zu machen?

Anna Fichtner: Die Vorbereitung ist für mich das Entscheidende. Je mehr ich im Vorfeld über die Person, das Hotel oder das Unternehmen erfahre, desto besser kann ich mich auf das Shooting einlassen.

Ich möchte verstehen, was hinter dem Projekt steht: Was ist die Motivation? Gibt es eine Geschichte oder Historie, die erzählt werden soll? Welche Werte, Stimmungen oder Details sind wichtig? All das hilft mir, eine durchdachte, visuell stimmige Serie zu kreieren.

Worauf achten Sie, wenn Sie eine Person porträtieren – geht es Ihnen eher um Ausdruck, Licht oder Atmosphäre?

Es ist ein Zusammenspiel aus allem. Aber mein erster Blick gilt meist dem Licht – es formt die Stimmung und unterstreicht die Persönlichkeit. Danach richte ich meine Aufmerksamkeit auf Ausdruck und Körpersprache. Mir geht es darum, dass all die genannten Faktoren zusammenpassen, damit es authentisch wirkt.

Ihre Arbeiten führen Sie von Europa über Afrika bis Asien. Welche logistischen und kreativen Herausforderungen treten dabei auf?

Logistisch bedeutet das, mit leichtem Equipment und kleinen Teams zu arbeiten – was oft ein Vorteil ist, weil ich dadurch flexibel und ressourcenschonend agieren kann, was natürlich dann auch für Jobs im Inland gilt.

Aus kreativer Sicht heißt es für mich oft, agil zu bleiben, sich kulturellen Gegebenheiten anzupassen, um möglichst spontan auf unvorhersehbare Ereignisse reagieren zu können.

Ihr Stil wirkt warm, natürlich und nah. Wie haben Sie Ihren Look über die Jahre entwickelt?

Ein großer Einfluss war definitiv meine Zeit in Südafrika – seit 2017 bin ich regelmäßig dort. Das Licht, die Farben, die ruhigen Erdtöne haben mein ästhetisches Empfinden geprägt. Ich liebe es, in den Morgen- oder Abendstunden zu fotografieren, wenn das Licht weich und goldig ist.

Ich arbeite am liebsten mit meinem 50-mm Objektiv – es begleitet mich seit Jahren. Für mich ist es die natürlichste Brennweite, sie kommt dem menschlichen Sehen am nächsten. Der Fokus liegt auf der Person, aber gleichzeitig bleibt genug Raum für Atmosphäre und Kontext.

Sie arbeiten sowohl analog als auch digital. Wann bevorzugen Sie Film?

Analoge Fotografie nutze ich vor allem bei freien Projekten, privat oder auf Reisen. Bei kommerziellen Jobs muss es ins Konzept passen und auch der zeitliche Rahmen stimmen.

Die Negative lasse ich digitalisieren und verarbeite sie weiter – oft dienen sie mir auch als visuelle Vorlage für digitale Looks. Der größte Vorteil von Film liegt für mich in der Reduktion: Man fotografiert bewusster, konzentrierter. Und natürlich ist die Ästhetik – die- Hauttöne, die Körnung, die Tiefe – etwas ganz Besonderes. 

Würden Sie sagen, dass man Ihren eigenen Blick oder Ihre Haltung in den Gesichtern der Porträtierten erkennt? Stichwort: „eigene Handschrift“?

Ja, ich glaube schon, dass sich über die Jahre eine Handschrift herausgebildet hat. Ich bin von starken Frauen geprägt worden, von klein auf. Diese Stärke – oft gepaart mit einer gewissen Ruhe oder Verletzlichkeit – versuche ich in meinen Porträts sichtbar zu machen. Ich suche nach diesem ehrlichen Moment, in dem jemand wirklich bei sich ist. Vielleicht erkennt man genau das in meinen Bildern wieder.

Große Marken wie Weleda oder Nespresso zählen zu Ihren Auftraggebern. Wie läuft die Zusammenarbeit?

Die Zusammenarbeit mit großen Marken ist so vielfältig wie die Marken selbst – und genau das macht es spannend. Manche Projekte sind bis ins kleinste Detail durchgeplant. In anderen Fällen wird die Bildwelt gemeinsam entwickelt und ich werde bereits in der Konzeptionsphase eingebunden.

Besonders schätze ich es, wenn mir Kundinnen und Kunden ihr Vertrauen schenken, meine Bildsprache gezielt einbinden möchten und mir bewusst kreative Freiräume lassen.

Anna Fichtner

Die Fotografin aus Süddeutschland erstellt Lifestyle-, Reise- und Interioraufnahmen. Mit klarer Bildsprache und Gespür für Design überzeugt sie internationale Auftraggeber wie Weleda, FC Bayern München oder Nespresso.

Außerdem bietet sie 1:1-Mentorings für angehende Fotografinnen und Fotografen an.

www.annafichtner.com

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