Test

Bildstabilisator inklusive: Fujifilm X-H1 im Praxis- und Labortest

Die X-Serie von Fujifilm hat ein neues Topmodell: X-H1 heißt die professionelle Systemkamera mit technischen Highlights wie einem integrierten Bildstabilisator möchte Fujifilm die Messlatte der bisherigen Spitzenreiterin X-T2 nochmals anheben. Ob das gelingt, haben wir für Sie in Labor und Praxis getestet.

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Fujifilm feiert mit der X-H1 eine Premiere. Was für viele Kameras von Sony, Panasonic und Olympus schon zur Serienausstattung gehört, genießen X-Fotografen mit der neuen X-H1 erstmalig: sensorbasierte Bildstabilisierung. Bislang setzte Fujifilm bei den Kameras der X-Serie ausschließlich auf objektivgestützte Bildstabilisierung. Das hat sich nun geändert. Allerdings bringt die X-H1 auch eine Reihe von Technologien mit, die wir bereits von der X-T2, dem bisherigen Topmodell aus der Systemkamerareihe von Fujifilm, kennen. So setzt Fujifilm beim Bildsensor der X-H1 auf das X-Trans-III-basierte APS-C-CMOS Format mit einer Auflösung von 24,3 Millionen Pixeln.

Der Bereich der Lichtempfindlichkeit gleicht ebenso dem im September 2016 vorgestellten Schwestermodell X-T2: Der native ISO Bereich reicht von 200 bis 12.800 und lässt sich auf Wunsch von ISO 100 bis 51.200 erweitern. In unserem Testlabor lieferte die X-H1 bei ISO 200 mit 2231 Linienpaaren pro Bildhöhe die höchste Auflösung. Doch auch im High-ISO-Bereich von ISO 6400 schlug sich die 625 Gramm schwere Systemkamera gut. Hier konnten wir im Bildzentrum immerhin noch 94 Prozent der maximal möglichen Auflösung messen. Für den Auflösungstest haben wir auf das professionelle Fujinon XF56mm f/1,2 R zurückgegriffen. Das Rauschverhalten kann sich ebenfalls sehen lassen. Störendes Farbrauschen ist erst ab ISO 6400 messbar. Unser Eindruck im Praxistest bestätigt das Testergebnis aus dem Labor.

Damit liefert der X-Trans-Sensor der X-H1 ähnlich wie schon in den Schwestermodellen X-T2 und X-Pro2 eine hervorragende Bildqualität. Zudem sind mit der X-H1 nun auch stabilisierte Aufnahmen aus freier Hand möglich. Fujifilm gibt an, dass der Fünf-Achsen-Stabilisator den Sensor ohne Tiefpassfilter so stabilisiert, dass eine um bis zu fünf Belichtungsstufen längere Verschlusszeit möglich ist. Schön, dass Fujifilm die Vorteile einer kamerainternen Bildstabilisierung endlich für sich entdeckt hat. Wer die von Fujifilm bekannten Filmsimulationen erwartet, wird nicht enttäuscht. Die X-H1 bringt das üppige Filter-Portfolio sowie Features wie Intervall- und zahlreiche Bracketingmodi mit. Verarbeitet werden die Bilddatenvom X-Prozessor-Pro, den wir ebenfalls aus einigen X-Kameras der ambitionierten Klasse kennen.

Ohne Batteriegriff schnell müde

Die Schnelligkeit des Bildprozessors zeigt sich auch in einer rasanten Serienbildgeschwindigkeit. Die Fujifilm X-H1 lässt sowohl einen mechanischen als auch elektronischen Verschluss zu. Letzterer ermöglicht eine Belichtungszeit von bis zu 1/32.000 Sek. sowie eine Serienbildgeschwindigkeit von bis zu 14Bildern pro Sekunde. Bei mechanischem Verschluss konnten wir immerhin noch acht Bilder pro Sekunde messen. Allerdings reicht die Serienbildgeschwindigkeit im unkomprimierten RAW-Format nur rund dreiSekunden, bevor der Zwischenspeicher der Fujifilm X-H1 voll ist. JPEG-Aufnahmen lassen sich hingegen so lange aufnehmen, bis die zwei Speicherkarten voll sind. Empfehlenswert ist der optional erhältliche Batteriegriff VPB-XH1 (279 Euro). Er steigert die Schnelligkeit des mechanischen Verschlusses auf bis zu elf Bilder pro Sekunde. Hinzu kommt ein noch flinker arbeitender Hybrid-Autofokus, der im Praxis- und Labortest auch in dunklen Umgebungen einen präzisen Job ablieferte. Im Filmmodus verlängert er zudem die unterbrechungsfreie Aufnahme von 15 auf 30 Minuten. Apropos Filmer. Diese werden mit der X-H1 ebenfalls bedient: Zwar bleibt die Systemkamera in erster Linie ein Arbeitsgerät für Fotografen, allerdings ermöglicht das System Videoaufnahmen in bis zu Cinema-4K-Auflösung mit einer Bildrate von 24p bei 200Mbps. Für ambitionierte Filmer gibt es zwei weitere Aspekte, die den Kauf des Batteriegriffs rechtfertigen: Zum einen bringt der Batteriegriff einen Kopfhörereingang mit, der an der Kamera leider nicht vorhanden ist, und zum anderen verlängert er die Akkulaufzeit, da er zwei weitere Akkus aufnehmen kann. Ansonsten reicht eine Akkuladung nur für schlappe 310 Fotos.

Fujifilm denkt groß

Mit 625 Gramm (ohne Akku, SD-Karte und Batteriegriff) ist die X-H1 sichtlich kein Fliegengewicht. Das wettergeschützte Magnesiumgehäuse fällt für eine Kamera mit APS-Sensor recht groß aus, insbesondere, wenn der optional erhältliche Batteriegriff montiert ist. Das große Gehäuse hat allerdings einen unschlagbaren Vorteil: Die Kamera liegt hervorragend in der Hand. Sowohl kleine als auch große Hände fügen sich dem tiefen Kameragriff der X-H1 prima an. Hinzu kommt das von Fujifilm bekannte Bedienkonzept im Retrodesign. Rückseitig können ein hochauflösender OLED-Sucher und ein 3-Zoll-LCD-Touchscreen punkten. Der Monitor lässt sich sowohl horizontal als auch vertikal neigen. Super für Fotografen, die auch mal gern aus ungewöhnlichen Perspektiven fotografieren. Ungünstig ist allerdings, dass man beim Blick durch den Sucher mitunter den Fokuspunkt mit der eigenen Nase auf dem Touchscreen verstellt. Zahlreiche Funktionstasten erhöhen den individuellen Bedienkomfort und lassen nahezu keine Wünsche offen.

Schulterdisplay der GFX 50S

Neu unter den Modellen der X-Serie ist nun auch ein Schulterdisplay, das auf der oberen rechten Gehäuseseite angebracht ist und Auskunft über die aktuellen Kameraeinstellungen gibt. Dies kennen wir aus dem Fujifilm-Lager ausschließlich von der Mittelformatkamera GFX 50S. Das Schulterdisplay ersetzt bei der X-H1 das Einstellrad für die Belichtungskorrektur, das wiederum durch eine nebenstehende Funktionstaste sinnvoll und gut erreichbar ausgelagert wird. Damit haben wir in diesem Testbericht über vieles der neuen Fujifilm X-H1 gesprochen, nur noch nicht über den Preis: Der Hersteller ruft für das Profigerät in Mattschwarz 1.899 Euro auf – ein überraschend niedrig angesetzter Preis, wenn man die gebotene Leistung berücksichtigt. Im Vergleich zur X-T2 ergibt sich ein Preisunterschied von 400 Euro. Möchte man indes den empfehlenswerten Batteriegriff zusätzlich erwerben, erhöht sich der Gesamtpreis auf 2.178 Euro. Hinzu kommen natürlich weitere Ausgaben für Objektive, so dass sich der Gesamtpreis schnell auf über 3.000 Euro summiert.

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Fazit

Die Fujifilm X-H1 ist eine großartige Kamera, die ihre vollen Qualitäten erst mit dem optional erhältlichen Batteriegriff ausspielt. Dann ist das Arbeitsgerät allerdings vergleichsweise wuchtig und die Fujilm erinnert eher an eine professionelle Vollformatkamera als an eine Systemkamera, die aufgrund des Spiegelverzichts eigentlich viel kompakter sein könnte. Doch wen das hohe Gewicht und die üppigen Abmessungen nicht stören, erhält mit der neuen X-H1 eine der besten Systemkameras, die derzeit auf dem Fotomarkt zu finden sind.

Bewertung
Name
Fujifilm X-H1
Pro
  • Allrounder-Kamera: super Laborergebnisse in allen drei Testkriterien
  • Der 5-Achsen-Bildstabilisator unterstützt die hervorragende Abbildungsleistung des X-Trans-III-CMOS-Sensors
Contra
  • Ohne den optionalen Batteriegriff ist die Akkuleistung alles andere als professionell. Dann ist die X-H1 allerdings noch klobiger
Preis
1.899 EUR
Bewertung
(94%)