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Ratgeber

Streetfotografie heute: die 5 besten Tipps für Straßenfotos (klappt überall)

Die Streetfotografie erlebt einen regelrechten Boom. In Deutschland und weltweit. Und das ist gar nicht einmal so verblüffend. Streetfotografie geht überall. Man braucht wenig Material, tatsächlich reicht ein Smartphone. Es sprechen viele gute Gründe dafür, Streetfotografie zu betreiben. Texte und Bilder: entnommen aus "Next Level Streetfotografie" von Pia Parolin und Martin U Waltz, dpunkt.verlag, 2022.

Streetfotografie Tipps für Anfänger und Fortgeschrittene

Streetfotografie dokumentiert das, was in unserem Alltag passiert. Sie beschäftigt sich mit den vielen normalen und ganz banalen Momenten, die sonst unbemerkt an uns vorbeiziehen. Damit zeigt Streetfotografie das Leben, wie es wirklich ist, wie wir zu einem bestimmten Zeitpunkt leben. Wir sehen unseren Alltag als normal an. Wir erleben ihn ja auch jeden Tag.

Buchtipp

Wie vielfältig, kreativ und individuell die Straßenfotografie ist, zeigen Pia Parolin und Martin U Waltz in „Next Level Streetfotografie“. Sie ordnen die Streetfotografie historisch ein und gehen anhand praxisnaher Beispiele auf verschiedene Anwendungsmöglichkeiten ein. Für alle, die sich mit der Streetfotografie auseinandersetzen oder einfach mehr darüber erfahren möchten, ist dieses Buch ein absolutes Muss.

dpunkt.verlag | 256 Seiten | ab 30,99 Euro

Direkt zum Buch

1. Moderne Streetfotografie

Mit Fotografen wie André Kertész, Brassaï und Henri Cartier-Bresson entwickelte sich die moderne Streetfotografie in den 1920er- und 1930er-Jahren in Paris. Aus dem Fotojournalismus kommend, waren sie den Regeln der Dokumentarfotografie verpflichtet. Sie verbanden Authentizität mit künstlerischem Anspruch.

Kertész und Cartier-Bresson waren massiv durch die Kunstrichtung des Surrealismus beeinflusst. Beide arbeiteten mit einer neumodischen und extrem kompakten Kamera aus Deutschland, der Leica. Die Leica sollte für viele Jahrzehnte die klassische Wahl für Streetfotografinnen und -fotografen werden. In den USA waren es Walker Evans, Dorothea Lange und Berenice Abbott, deren fotografische Arbeiten sich in Richtung Streetfotografie entwickelten.

Walker Evans und Dorothea Lange dokumentierten die große Depression in den 1930er-Jahren, Berenice Abbott widmete sich im gleichen Zeitraum dem sich rasch verändernden New York.

2. Internationale Streetfotografie

Waren es in den 1920er- bis 1930er-Jahren die kompakten Kameras wie die Leica, die dynamische Streetfotografie ermöglichten, so machten der Siegeszug der digitalen Fotografie und – etwas nachgelagert – die sozialen Medien Streetfotografie erst richtig populär.

Auf einmal ließen sich problemlos Tausende Bilder aufnehmen und dann die besten auswählen. Und da dieser Austausch über das Medium Bild geführt wird, verbindet er Menschen jenseits von Sprach- und Kulturbarrieren. Heute hat sich die Streetfotografie weltweit verbreitet.

Jenseits von Europa, den USA und Japan findet sich heute auch in Indien oder Israel und in vielen weiteren Ländern eine aktive Streetfotografie- Szene. Es gibt zahlreiche Streetfotografie-Festivals und -Wettbewerbe.

Streetfotografie in Deutschland

Die Streetfotografie-Szene in Deutschland hat sich in den letzten Jahren enorm entwickelt. Neben den vielen Personen, die mit Leidenschaft Streetfotografie praktizieren, gibt es mittlerweile nahezu in jeder großen Stadt Streetfotografie-Kollektive oder andere Gruppierungen, die sich der Streetfotografie widmen.

Wir möchten gerne drei Gruppierungen herausgreifen:

  • Soul of Street: Monatliches Print-Magazin zum Thema Streetfotografie nach dem Motto „von der Straße für die Straße“. Die Herausgeber organisieren regelmäßig Fotowalks oder andere Aktivitäten und tragen so zur Vernetzung der Szenen bei.
  • Nürnberg Unposed: Sehr aktives Streetfotografie-Kollektiv in Franken. Auf der Website von Nürnberg Unposed kann sich jede Streetfotografin bzw. jeder Streetfotograf eintragen lassen und auch andere Streetfotografie-Begeisterte in der Nähe recherchieren. Daneben bietet Nürnberg Unposed eine aktuelle Übersicht über die Street-Kollektive in Deutschland an. Wer sich vernetzen möchte, ist auf der Website von Nürnberg Unposed genau an der richtigen Adresse.
  • Die „German Street Photography Seite“ stellt eine Auswahl an deutschen Streetfotografen und Streetfotografinnen vor. Die Herausgeber der deutschen Streetfotografie-Seite sind gleichzeitig auch die Veranstalter des „German Street Photography Festivals“.

3. Komposition für Fortgeschrittene

Kommen wir aber nun von der historischen Einordnung zur praktischen Umsetzung von Streetfotos. Hier gibt es die unterschiedlichsten Herangehensweisen. Wir schauen uns im Folgenden einige Kompositionstipps bzw. Stilmittel an und schauen, wie Sie Licht in Ihren Streetfotos einsetzen können – beginnend mit den „Ebenen“.

Ebenen sind ein elementares Konzept in jeder Form der Fotografie und sie haben eine besondere Bedeutung in der Streetfotografie. Wenn wir fotografieren, dann bilden wir, formal gesprochen, einen dreidimensionalen Raum auf einer zweidimensionalen Ebene ab. Fotos haben eben nur zwei Dimensionen: Höhe und Breite.

Die Tiefe, die wir im dreidimensionalen Raum wahrnehmen, verschwindet – sie ist im Foto nicht mehr sichtbar. Die Konsequenz für die Bildgestaltung ist klar: Alle Elemente, die wir in der Tiefe des Raumes gestaffelt sehen, liegen nun übereinander.

4. Reflexionen

Reflexionen oder Spiegelungen können eine Erweiterung des Spiels mit Ebenen sein. Nur wird die Anordnung der Ebenen komplexer. Bei mehrfachen Ebenen gehen wir davon aus, dass diese Ebenen gestaffelt zwischen uns und dem Hintergrund liegen.

Wenn wir mit Reflexionen, also Spiegelungen, arbeiten, verbinden wir Ebenen, die vor und hinter dem Fotografen bzw. der Fotografin liegen können. Und während wir bei Ebenen diese klar getrennt haben, entstehen bei Reflexionen Überlagerungen von Ebenen, die zu surrealen Gesamtbildern führen können.

Solche Überlagerungen machen Bilder schwer lesbar. Dies kann reizvoll sein; ab einem gewissen Moment kommt es jedoch darauf an, die Beobachter nicht zu überfordern. Gerade Fensterscheiben bieten wunderbare Gelegenheiten, um mit Reflexionen zu spielen.

Ein Tipp dazu: Je nachdem, in welchem Winkel man zur Fensterscheibe steht, verändert sich das Verhältnis von der Durchsicht durch die Scheibe zur Reflexion auf der Oberfläche. Das fertige Bild zeigt dann die Kombination aus Reflexion und Durchsicht.

Über die Autor*innen

Pia Parolin ist promovierte Biologin, Fotografin und Buchautorin. Ihre fotografische Arbeit konzentriert sich auf die flüchtigen Momente des Alltags. Dokumentarisch beschäftigt sie sich mit der Verschmelzung von Ökologie und Fotografie: Ihr Ziel ist die Veränderungen der Umwelt nicht nur durch wissenschaftliche Dokumentation, sondern auch mit emotional aufgeladener Fotografie zu belegen, und die fragile Verbindung zwischen Mensch und Natur zu beleuchten.

www.piaparolin.com

Martin U Waltz lebt als Fotograf, Autor und Fotografielehrer in Berlin. Seine fotografischen Arbeiten wurden vielfach ausgezeichnet und in zahlreichen Ausstellungen in Deutschland und im europäischen Ausland gezeigt. Als leidenschaftlicher Fotocoach bietet Martin Fotoworkshops in Berlin sowie persönliche Workshops an. Martin ist Autor und Co-Autor mehrerer Bücher zum Thema Streetfotografie und zahlreicher Artikel in Zeitschriften und Blogs. Er wirkte als Juror auf diversen Fotowettbewerben und hat mehrere Street Photography-Ausstellungen kuratiert.

streetberlin.net/de/

5. Licht nutzen

Über die Zeit werden Sie nicht nur das normale Licht bemerken, sondern überall außergewöhnliche Lichtsituationen wahrnehmen und nutzen lernen. Licht ist eine wichtige Stellschraube in der Komposition. Licht, Schatten und Kontraste sind wesentliche Elemente, die ein Bild strukturieren und ihm Ausdruck verleihen.

Sie steuern die Aufmerksamkeit des Betrachtenden durch den Umgang mit Licht. Sie bringen Lebendigkeit in Ihre Bilder, indem Sie Licht und Kontraste, Farben und Abstufungen nutzen. Licht macht banale Dinge spannend. Etwas, das eher banal erscheint, wird zum Hingucker, wenn das Licht es auf spektakuläre Weise hervorhebt.

Die Sensibilität für solche besonderen Lichtmomente entwickeln Sie im Laufe der Zeit automatisch. Sie können nachhelfen, indem Sie das Licht in berühmten Fotos und Gemälden studieren. Das wird Sie dazu inspirieren, das Licht und seine Wirkung wahrzunehmen und es auf kreative Weise selbst einzufangen.

Lichtspots in engen Gassen können interessante Motive hervorbringen. Sie positionieren sich, indem Sie einen gedachten Rahmen festlegen und dann die Passanten und den Einfall des Lichtes auf sie beobachten. In welchem Moment trifft der Sonnenstrahl den vorbeigehenden Menschen?

Aus welcher Position heraus können Sie das am besten einfangen? Beobachtung, Versuch und Irrtum, Geduld und ständiges Anpassen Ihrer Position an den wandernden Lichtstrahl sind die Schlüssel. Das Warten und Weiterdenken ist ein spannendes Spiel, das aber auch ein abruptes Ende finden kann, wenn die Sonne plötzlich hinter einem Dachvorsprung verschwindet.

Sie beginnen irgendwann automatisch, besondere Lichtsituationen wahrzunehmen. Tage mit strahlendem Sonnenschein, starken Kontrasten, besonders warmem oder kaltem Licht lassen Sie nicht unberührt. Sie sehen Schattenverläufe und aus dem Dunkeln herausstechende Elemente.

Spätestens dann werden Sie aktiv nach dem Licht suchen, d. h., zu bestimmten Zeiten an bestimmte Orte gehen. Sie werden sich seltener dem vorhandenen Licht ausliefern und stattdessen Tageszeit und Wetterbedingungen berücksichtigen, um besser mit Licht arbeiten zu können.

Dieser Artikel basiert auf Texten des Buchs »Next Level Streetfotografie« von Pia Parolin und Martin U Waltz, dpunkt.verlag, 2022. In einer früheren Version dieses Artikels wurden Bildnachweise falsch zugeordnet. Wir bitten dies zu entschuldigen.

Ricoh GR IIIx

Im Grunde können Sie mit jeder Kamera Streetfotos aufnehmen – besonders prädestiniert sind aber die Kameras der Ricoh-GR-Serie. Die ultrakompakten und leichten Edelkompaktkameras erfahren alle Jubeljahre leichte Updates. Zuletzt wurde mit der Ricoh GR IIIx ein Modell mit 40mm-Festbrennweite vorgestellt (KB-äquiv.).

Die praktisch baugleiche Ricoh GR III hat dagegen ein 28mm- Objektiv verbaut (ebenfalls KB-äquiv.). Beide verfügen über einen leistungsstarken APS-C-CMOS-Sensor mit 24,24 MP Auflösung.

Preis (GR IIIx): 1099 Euro

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