Ratgeber

So schlägt sich Affinity Photo im direkten Vergleich zu Photoshop

Das Bildbearbeitungsprogramm Affinity Photo von Serif hat das Interesse vieler Hobbyanwender geweckt, da es ohne Abomodell auskommt. Doch kann die Software mit der des Marktführers Adobe mithalten? Wir haben die beiden Programme miteinander verglichen.

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In unserer Galerie (s. oben) stellen wir Ihnen die Werkzeugleiste sowie die fünf Personas (mehr dazu weiter unten) genauer vor.

Affinity Photo vs. Photoshop im direkten Vergleich

Affinity Photo

+ Programmgeschwindigkeit
+ Retuschewerkzeuge
+ Preis
+ Umfangreicher Fotoeditor 
- Keine Fotoverwaltung
- Keine RAW-Stapelverarbeitung
- Werkzeugaufteilung in RAW-Editor und Fotobearbeitung 

Adobe Photoshop 2019

RAW-Modul
Inhaltsbasiertes Füllen
Korrekturwerkzeuge
Retuschewerkzeuge
Längere Einarbeitungszeit, da komplex
Keine Bilderverwaltung

Affinity schnell beherrschen

​Der Software-Hersteller Serif mit Sitz in Großbritannien konnte bereits auf mehr als 20 Jahre Erfahrung in der Softwareentwicklung zurückblicken, als 2009 mit der Präsentation einer ersten Idee der Startschuss für die Entwicklung von Affinity fiel. Erklärtes Ziel war es, eine Software zu entwickeln, die die Messlatte für kreative Designsoftwares deutlich höher legen würde.

Fünf Jahre später, im Oktober 2014, ging Serif dann zunächst mit Affinity Designer für Mac an den Start. Vergleichbar mit Adobe Illustrator eignet sich dieses Programm für Grafikdesign, Vektorillustrationen und Webgrafiken. Im Juli 2015 folgte schließlich das Bildbearbeitungsprogramm Affinity Photo, zunächst ebenfalls nur als Version für Mac-Nutzer. Gegen Ende 2016 veröffentlichte der Hersteller dann die bei Fans langersehnten Windows-Versionen beider Programme.

Affinity Photo 1.7 im Aufwind?

In einschlägigen Foren ist das rege Interesse an Affinity Photo nicht zu überlesen. Zumindest unter Hobbyfotografen und -bildbearbeitern scheint Affinity Photo schon jetzt eine ernst zu nehmende Alternative zu Photoshop zu sein. Wohl auch nicht zuletzt, weil der Hersteller ohne Abomodell auskommt und mit diesem Verkaufsargument auch verstärkt auf seiner Website wirbt.

Ein unschlagbar günstiger Preis von 54,99 Euro überzeugt dann wohl auch den schärfsten Kritiker. Diese Preispolitik ist eine klare Kampfansage an den Marktführer Adobe, der seine Produkte seit 2013 über ein Abomodell vertreibt und dadurch schnell in der Kritik stand. Viele Nutzer scheuen sich auch Jahre später noch, ein Abo abzuschließen.

Derzeit ruft Adobe für sein Foto-Abo, mit dem der Nutzer Lightroom und Photoshop im Paket erhält, 11,89 Euro pro Monat auf (Testen Sie hier kostenlos die Adobe Foto-Cloud) . So spart jeder Käufer von Affinity Photo bereits nach fünf Monaten bares Geld.

Ein Blick ins Programm

Werfen wir nun einen Blick auf das Programm selbst, ist die Ähnlichkeit zu Adobe Photoshop tatsächlich nicht zu leugnen. Die Oberfläche folgt einem identischen Aufbau und der geübte Photoshop-Nutzer findet alles an gewohnter Stelle wieder: links die Werkzeuge, rechts die Bedienfelder, oben die Menü- und Optionsleiste und mittig das zu bearbeitende Bild. So weit, so ähnlich.

Aber auch Unterschiede sind schnell ausgemacht. Zum einen werden bei Affinity Photo andere Begrifflichkeiten verwendet. Misch- und Einstellungsebenen nennen sich Anpassung und befinden sich, so wie u. a. auch die Ebenen, in sogenannten Panels, die sich über Fenster > Panels ein- und ausblenden lassen. Auch einige Werkzeuge besitzen zwar eine vergleichbare Funktionalität, jedoch andere Bezeichnungen. So schimpft sich das Pendant zu Photoshops Bereichsreparaturpinsel in Affinity Photo beispielsweise Restaurieren.

Zum anderen greift die Software von Serif auf fünf sogenannte Personas (siehe Tabelle oben) zurück, zu verstehen als separate Arbeitsbereiche, denen bestimmte Funktionen zugeordnet sind. Standardmäßig ist die Photo Persona eingestellt. Hier lassen sich alle klassischen Retusche- und Optimierungsarbeiten durchführen.

Zusätzlich verfügt die Software über die Liquify Persona, zum Verzerren und Verformen von Objekten und Personen, die Develop Persona, einen RAW-Konverter, in dem sich die RAW-Formate der meisten Kameras und Hersteller entwickeln lassen, die Tone Mapping Persona, zum Optimieren von HDR-Bildern, und die Export Persona, zum Ausgeben von Projekten in verschiedenen Dateiformaten.

Während der Optimierung eines Bildes lässt sich problemlos zwischen diesen Personas hin- und herwechseln. Die Bearbeitung lässt sich dabei stets nicht-destruktiv durchführen, so dass Änderungen jederzeit problemlos möglich sind.

Was hat Affinity noch zu bieten?

Affinity Photo unterstützt Fotos in allen gängigen Standardformaten sowie im Photoshop-Format PSD und in seinem eigenen Format mit der Dateiendung „.afphoto“. Auch die Farbräume RGB, CMYK und Lab, jeweils mit 16-Bit- und 32-Bit-Kanälen, sind für die Software kein Problem. Eine weitere Ähnlichkeit zu Photoshop findet sich im Ebenenprinzip mit den bekannten Ebenen-Gruppen und -Masken sowie Ebenenstilen, die hier Ebeneneffekte heißen.

Auch spannend: Affinity Photo verfügt über eine Plug-in-Schnittstelle, die es erlaubt, einige Photoshop-Plug-ins einzubinden. Lediglich der Support ist für den deutschen Nutzer ein echter Wermutstropfen, denn hier ist die bevorzugte Sprache Englisch. Dies gilt leider auch für das Forum und die über 200 Videotrainings, die der Hersteller kostenfrei zur Verfügung stellt. Einzig ein umfangreiches, deutsches Handbuch lässt sich über den Reiter Hilfe in der Menüleiste erreichen.

Fazit

Wer bereits mit Photoshop arbeitet, dem wird der Umstieg leicht gemacht, denn die meisten Bedienelemente befinden sich dort, wo ein Photoshop-Anwender sie erwarten würde. Wer auf Schnittstellen zu sozialen Medien, einen Cloud-Speicher oder das Generieren von 3D-Grafiken verzichten kann, findet hier sicherlich eine gute Bildbearbeitungssoftware mit einem unschlagbaren Preis-Leistungs-Verhältnis.

Bisher ist es zwar noch keinem Konkurrenten gelungen, Adobe den Platz des Marktführers streitig zu machen, doch das noch recht junge Affinity Photo scheint auf einem guten Weg zu sein. Es bleibt spannend, was sich die Entwickler für folgende Updates einfallen lassen und ob sich der günstige Preis auf Dauer wirklich halten lässt.

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