Ein Objektiv für Alles? Genau diese Frage habe ich mir gestellt, als ich mit dem neuen SIGMA 20–200mm F3.5–6.3 DG | Contemporary für Sony E- und L-Mount am Althrein unterwegs war. Ein Brennweitenbereich von echtem 20-mm-Weitwinkel bis in den 200-mm-Telebereich klingt nach Freiheit – aber wie gut schlägt sich die Weltneuheit im Alltag?!

Mit dem SIGMA 20–200mm F3.5–6.3 DG | Contemporary am Althrein unterwegs
Es ist früher Nachmittag, als ich am Althrein ankomme. Die Sonne steht noch hoch genug, um warme Farben ins Schilf zu zaubern. Die Luft wirkt klar, und die Wasseroberfläche spiegelt kleine Herbstwolken, die gemächlich über die Rheinlandschaft ziehen. Perfekte Bedingungen, um ein Objektiv wirklich zu erleben – nicht im Studio, nicht im Testlabor, sondern dort, wo Fotos entstehen: draußen.
In meiner Kameratasche heute nur zwei Dinge: die Sony Alpha 7CR – und das neue SIGMA 20–200mm F3.5–6.3 DG | Contemporary.
Mehr brauche ich nicht. Und genau das ist das Konzept dieses Objektivs: Freiheit, ohne Ballast. Ein Setup für alle Distanzen zwischen „direkt vor meiner Nase“ und „weit drüben im Schilf, kaum sichtbar“.
Erster Eindruck: 20 mm machen den Unterschied


Was mir sofort auffällt, als ich das erste Mal durch die 7CR schaue: Diese 20 mm fühlen sich überraschend großzügig an. Viele Reisezooms starten erst bei 28 mm – und man merkt sofort, welchen Unterschied die zusätzlichen acht Millimeter machen.
Hier am Althrein, zwischen Bäumen, Böschungen und engen Uferbereichen, ermöglichen die 20 mm Bildwinkel, die ich sonst nur mit einem getrennten Weitwinkelobjektiv bekomme.
Ich stelle mich direkt ans Ufer und nehme das erste Bild auf. Das Sigma erzeugt ein schönes, weitläufiges Gefühl und fängt die gesamte Atmosphäre ein: die Uferlinie, die Reflexionen im Wasser, der kühle Blau-Gelb-Kontrast.
Für ein Universalzoom ist dieser Weitwinkeleindruck tatsächlich ein echtes Highlight.
Von Weitwinkel bis Tele: Die Magie des Brennweitenwechsels

Nur ein paar Schritte weiter entdecke ich trockene, filigrane Pflanzen, die im Sonnenlicht glitzern – perfekt für eine Detailaufnahme. Ein schneller Dreh am Zoomring, und ich bin bei 200 mm. Der Vordergrund verschwindet, der Hintergrund löst sich in weiches Bokeh auf, und das Motiv wirkt plötzlich ganz nah und plastisch.
Genau dafür liebe ich solche Zoomobjektive. Sie erlauben spontane Perspektivwechsel, ohne dass man das Motiv verliert oder die Tasche durchwühlt.
Im Praxiseinsatz zeigt das Sigma hier seine Stärke: Der Zoom geht weich, nicht ruckartig, der ausfahrende Tubus ist stabil, und die Kamera bleibt gut ausbalanciert – trotz der extremen Brennweitenbandbreite.
Der Autofokus: Schnell, leise und verlässlich
Die Kombination aus Sony Alpha 7CR und Sigma 20–200 mm funktioniert im Autofokusbereich hervorragend. Als ich ein paar Meter weiter ein kleines Boot entdecke, das durch das Wasser treibt, nutze ich den Autofokus, um die Kante des Boots zu fokussieren.
Die Kamera erkennt die Linien sauber, der Fokus sitzt sofort. Auch bei bewegten Motiven, wie dem Schilf, das im Wind tanzt, greift der Fokus schnell, unauffällig und leise.
Nah dran: 17 Zentimeter Naheinstellgrenze


Ein weiterer Moment, in dem das Objektiv begeistert: die Naheinstellgrenze. 17 Zentimeter Mindestabstand sind fast schon Makro – und das merkt man sofort.
Ich fotografiere feine Samenstände, die wie kleine Wattebällchen wirken – und nur wenige Schritte weiter eine einsame Schilfkolbenähre, die sich im Wind biegt. Zwei völlig unterschiedliche Motive, beide nah, klein, filigran.
Und genau hier zeigt das Objektiv, wie flexibel diese 17 Zentimeter Naheinstellgrenze wirklich sind: Die Strukturen kommen gestochen scharf, der Hintergrund verschmilzt jeweils in warmes, herbstliches Bokeh – ohne dass ich meine Position groß verändern muss.
Solche Aufnahmen gelingen normalerweise nur mit Makroobjektiven – hier reichen ein paar Schritte, eine ruhige Hand und die richtige Brennweite.
Für Naturfotografen, die gerne Texturen, Muster und kleine Details einfangen, ist die Naheinstellgrenze ein echter Mehrwert.
Handling am Wasser: leicht, robust, unauffällig
Was man im Datenblatt liest, bestätigt sich in der Hand: Mit 540 Gramm gehört das Sigma zu den angenehm leichten Vertretern seiner Klasse.
Gerade am Wasser, wenn das Gelände uneben ist und man viel klettert oder die Perspektive wechselt, ist jedes eingesparte Gramm Gold wert. Das Objektiv gibt mir nie das Gefühl, im Weg zu sein – eher im Gegenteil:
Es wirkt angenehm kompakt an der Kamera und bleibt dabei gut ausbalanciert. Und dank dem Sperrschalter bleibt das Objektiv auch dann fixiert, wenn man mal engagierter unterwegs s
Der Zoomring ist griffig, der Tubus stabil, und auch wenn das Objektiv keinen integrierten Bildstabilisator besitzt, gleicht die 7CR mit ihrem internen IBIS das souverän aus. Auch bei 200 Millimetern bekomme ich bei vernünftiger Verschlusszeit scharfe Ergebnisse.
APS-C als Bonus: Mehr Reichweite, mehr Telewirkung

Kurzer Abstecher für alle, die gern etwas tiefer einsteigen: An einer APS-C-Kamera entspricht das Sigma einem Brennweitenbereich von ungefähr 30–300 mm.
Das heißt: Mehr Telewirkung, engerer Bildausschnitt, ideal für Tiere, Boote, Strukturen im Wasser – oder Momente, wenn man einfach nicht näher herankommt.
Das macht das Objektiv nicht nur zu einem Allrounder für Vollformat, sondern auch zu einer spannenden Option für Besitzer eine APS-C-Kamera mit L- oder S-Mount.
Licht, Wetter, Stimmung: Das Objektiv erzählt mit

Die Sonne beginnt langsam zu sinken, und die Abenstimmung bringt tolle neue Farben. Ich gehe weiter am Ufer entlang, entdecke neue Blickwinkel, teste Nahes und Fernes – und immer wieder überrascht mich, wie „rund“ das Objektiv wirkt.
Manchmal sind es kleine Dinge: wie angenehm das Bokeh wirkt, wie wenig das Bild vignettiert, wie schön Farben und Kontraste direkt aus der Kamera aussehen.
Wo das 20–200 mm seine Kompromisse macht – und warum das okay ist

Natürlich: Ein 10-fach-Zoom kann nicht alles perfekt machen. Im Weitwinkelbereich sehe ich leichte Farbsäume an feinen Kontrastkanten. Nichts Dramatisches – und vor allem nichts, was man nicht mit einem Klick in einer Bildbearbeitung korrigieren könnte.
Das 20–200 mm verhält sich bei 20 mm so, wie man es von einem Reisezoom dieser Brennweitenklasse kennt. Mit etwas abgeblendeter Blende liefert es eine sichtbar ruhige und stimmige Abbildung.
Für ein Reisezoom mit 20 mm Startbrennweite und einem Preis von unter 1000 Euro ist das Sigma in Sachen Bildqualität auf einem sehr guten guten Niveau.
Das Gesamtbild: Freiheit im Rucksack
Als die Sonne langsam hinter den Bäumen verschwindet und das Wasser orange aufleuchtet, packe ich die Kamera ein und gehe zurück. Es fühlt sich an wie ein echter Fototag – nicht wie ein Test.
Und genau das ist es, was dieses Objektiv gut kann: Es bringt einen nach draußen. Es macht Lust aufs Fotografieren. Es ist leicht genug, dass man es wirklich mitnimmt. Und flexibel genug, dass man unterwegs nicht an fehlende Brennweiten denkt. Auch der Blendenbereich ist für ein Universalzoom absolut in Ordnung und bietet genug Spielraum, um flexibel zu arbeiten.
Das Sigma 20–200 mm will nicht beeindrucken, sondern zuverlässig funktionieren – und genau das tut es. Ein Reisezoom, das im Alltag wirklich funktioniert.
DigitalPHOTO-Fazit
Im DigitalPHOTO-Labortest hat das Objektiv gezeigt, dass es nicht nur draußen punktet, sondern auch auf den Messcharts:
Die Gesamtwertung von Sehr gut – 86,4 % bestätigt den starken Gesamteindruck, unterstützt durch überzeugende Ergebnisse bei Autofokus, Ausstattung und der Bildqualität im Telebereich – kombiniert mit einem sehr attraktiven Preis-Leistungs-Verhältnis. Damit gehört es zu den spannendsten Universalzooms, die man aktuell für Sony- und L-Mount kaufen kann.

