In jeder Ausgabe unseres DigitalPHOTO-Magazins stellen wir einem Leser oder einer Leserin zehn Fragen zu einem ihrer Bilder. Diesmal haben wir die Fotografin Claudia Warneke befragt, die durch die wunderschönen, roten Lippen ihres Models zu diesem Bild inspiriert wurde.
Rote Lippen muss man fotografieren, denn zum Fotografieren sind sie da.
Claudia Warneke (28) ist Referendarin an einer Grundschule. Während des Studiums hat sie die Fotografie für sich entdeckt. Meist fotografiert sie Porträts, wie hier aus der Serie „Wintermädchen“.
Warum dieser Bildausschnitt?
Bei meinem Model sind mir gleich ihre wunderschönen Lippen aufgefallen, die ein echter Hingucker für michwaren. Daher war die Komposition ziemlich schnell gefunden. Dabei entstand das Bild dann doch eher spontan. Ich hatte den ganzen Tag lang Fotos von dem Model erstellt, aber erst am Ende des Shootings hatte ich den Einfall für dieses Bild.
War ihr Make-up so gewollt?
Ich sage den Mädchen immer, sie sollen auch mal einen roten Lippenstift zum Shooting mitbringen. Rote Lippen lassen einen Menschen noch einmal ganz anders aussehen. Allerdings sollte der Lippenstift erst am Ende des Shootings zum Einsatz kommen, da er sich in der kalten Luft meist nicht spurenlos wieder entfernen lässt.
Hattest du einen Stylisten dabei?
Meine Models schminken sich selbst. Ich mag das Natürliche. Mir reicht es, wenn die Augen leicht betont werden, etwas Puder, ein bisschen Rouge – mehr muss gar nicht sein.
Kanntest du das Model?
Ich arbeite meist mit Menschen, die noch nie oder selten vor der Kamera gestanden haben. Models finde ich in sozialen Netzwerken, spreche sie auf der Straße an oder es sind Bekannte. Meine Schwester fotografiere ich beispielsweise sehr gerne.
Wie hast du das Shooting vorbereitet?
Im Vorfeld habe ich mit dem Model die Farben und die Garderobe abgesprochen. Ich hatte helle Farben im Sinn, etwas Gestricktes oder Spitze – und den roten Lippenstift natürlich. Nach Kaffee und Kuchen ging es los.
Wo habt ihr fotografiert?
Wir waren am alten Bahnhof in meiner Heimatstadt Höxter. Die stillgelegte Station bietet eine tolle Atmosphäre und verändert sich zu jeder Jahreszeit. So finden sich immer wieder neue Motive.
Das Bokeh gefällt uns gut. Arbeitest du gern mit unscharfem Hintergrund?
Ich mag den unscharfen Hintergrund sehr gern. Dadurch steht die Person im Mittelpunkt des Moments. Je nach Wahl des Hintergrunds lässt sich wunderbar mit den Farben spielen, die so schön ineinander verlaufen.
Welche Anweisungen gibst du?
Beim Fotografieren erzähle ich gerne, was ich gerade einstelle und was mir durch den Kopf geht. Es ist wichtig, zu wissen, warum ich kritisch schaue. Vielleicht liegt es nur am Licht, mit
dem ich gerade nicht zufrieden bin.
Welche Brennweite hast du benutzt?
Ich bevorzuge die 85mm-Linse. So kann ich Porträts erstellen, ohne dem Model zu nah kommen zu müssen.
Bist du zufrieden mit dem Resultat?
Ich hätte gerne zwei Bilder von diesem Motiv. Es würde mich interessieren, wie das Foto wohl ohne die Pflanze wirkt. Aber das ist ja das Schöne: Jedes Bild bringt einen zum nächsten.
