Einzigartige Werke zwischen Fotorealismus und Surrealismus: Lorenzo Montalvo erschafft beeindruckende Bilder mithilfe von Künstlicher Intelligenz und Photoshop.

KI-generierter Surrealismus von Lorenzo Montalvo
KI eröffnet neue Möglichkeiten in der Kunst. Durch gezieltes Prompten und Bearbeiten kreiert Lorenzo Montalvo seine einzigartige Ästhetik.
DigitalPHOTO: Wie kamen Sie zur Ihrer KI-Kunst?
Lorenzo Montalvo: Alles begann vor etwa drei Jahren, als die Technologie noch in ihren Anfängen steckte. Die generierten Bilder waren oft pixelig, Hände wurden mit unnatürlich vielen Fingern dargestellt, und das quadratische Format war damals noch die einzige Option. Trotzdem erkannte ich sofort das Potenzial.
Ich begann, mich intensiv mit Midjourney zu beschäftigen und meine Prompting-Technik zu verfeinern. Da fotorealistische Ergebnisse zunächst unerreichbar schienen, richtete ich meinen Fokus auf surreale Bildwelten – einen Stil, den ich seither konsequent weiterentwickelt habe.
Gab es einen bestimmten Moment, der Sie zum Experimentieren mit KI brachte?

Ein Freund zeigte mir Midjourney und ich war fasziniert von der Möglichkeit, mit simplen Texteingaben beeindruckende Bilder zu generieren. Wir experimentierten in Chat-Gruppen mit kuriosen Prompts – ein kreativer Spielplatz ohne Grenzen.
Als Midjourney Version 5 erschien, erkannte ich den gewaltigen Fortschritt: Die Bilder wirkten lebensechter, die Details waren feiner ausgearbeitet. Besonders spannend war der Vergleich mit einem Freund, der in 3D-Programmen arbeitete und Wochen für ein Modell benötigte, während ich mit wenigen Worten ähnliche Ergebnisse erzielte. Diese Effizienz begeisterte mich.
War es für Sie eine Herausforderung, Ihren eigenen Stil zu entwickeln?

Die ersten Hürden waren die technischen Limitierungen der KI. Oft musste ich mich mit einem 80-prozentigen Ergebnis zufriedengeben und den Rest in Photoshop nachbearbeiten. Ob Farbkorrekturen, Retusche oder das Hinzufügen von Details – ich lernte schnell, dass eine Kombination aus KI-Generierung und klassischer Bildbearbeitung die besten Resultate liefert.
Die größte Erkenntnis war, dass die KI immer ein gewisses Eigenleben hat. Doch genau hier setzt meine Arbeit an: Ich passe meine Prompts an, nutze Referenzbilder und entwickle eine visuelle Handschrift, die meinen Stil unverkennbar macht.
Was macht Ihren Stil denn einzigartig?

Mein Fokus liegt auf ausdrucksstarken Porträts mit einer Mischung aus realistischen und surrealen Elementen. Inspiriert von der Natur und meinem Alltag, arbeite ich mit intensiven Farben und strebe eine hohe Detailtreue an – ein Anspruch, der mit KI-generierten Bildern nach wie vor eine Herausforderung darstellt.
Viele KI-Bilder auf Social Media haben oft einen generischen Look. Ich versuche durch präzises Prompting und konsequente Weiterentwicklung meinen Stil zu etablieren.
Sie kombinieren KI und klassische Bearbeitung. Wie genau läuft der Prozess ab?

Mein kreativer Prozess beginnt oft mit einer groben Idee, die ich manchmal als Skizze in Photoshop festhalte. Das hilft mir, grundlegende Elemente wie Komposition, Farbgebung und Lichtverhältnisse zu definieren, bevor ich den Prompt entwickle.
Nach der Generierung nehme ich Feinanpassungen in Lightroom und Photoshop vor – sei es die Korrektur von Unschärfen oder das Angleichen von Farbstimmungen. Gerade bei Serien ist diese Nachbearbeitung sehr essenziell, um eine konsistente Ästhetik zu gewährleisten
Wie gelingt es Ihnen, für Serien einen einheitlichen Look zu sichern?

Ich entwickle eigene Referenzprofile, die als visuelle Richtlinien dienen. Diese beinhalten bestimmte Farbpaletten, Lichtstimmungen und Kompositionsregeln, die ich konsequent beibehalte.
Wenn sich wiederkehrende Elemente in meinen Werken befinden sollen, arbeite ich mit einer Auswahl an Referenzbildern, die ich strategisch in die Generierung einfließen lasse. Sollte absolute Konsistenz gefragt sein – etwa bei Produktdarstellungen –, fotografiere ich Elemente selbst und füge sie anschließend in Photoshop nahtlos in das KI-generierte Bild ein.
Haben Sie in diesem Zusammenhang eine Lieblingsserie mit einheitlicher Ästhetik?

Ja, meine Serie ‚Kupfermann‘ liegt mir besonders am Herzen. Durch meine Ausbildung als Spengler habe ich eine enge Verbindung zu Kupfer – ich kenne seine Eigenschaften, seine Stärken und Schwächen.
Diese Kenntnisse nutze ich, um die Texturen in meinen KI-Bildern realistisch nachzubilden. ‚Kupfermann‘ ist daher nicht nur eine visuelle Arbeit, sondern auch ein persönliches Projekt, das meine Vergangenheit mit meiner aktuellen künstlerischen Arbeit verbindet.
Wie schön! Was inspiriert Sie außerdem?

Meine Inspiration kommt aus den kleinen Momenten des Alltags. Besonders prägend sind meine beiden Kinder, die mich mit ihrer Neugier immer wieder neue Perspektiven entdecken lassen. Auch die Natur ist eine unerschöpfliche Quelle für meine Arbeiten – ihre Farben, Strukturen und Muster fließen oft in meine Werke ein.
Wie sehen Sie die Zukunft der KI-Kunst?

KI wird die Kunstwelt nachhaltig verändern. Immer mehr Menschen werden beeindruckende Bilder erstellen, doch herausragende Werke werden weiterhin von Künstlern kommen, die über den bloßen Prompt hinausdenken. Ich glaube, dass die Technologie verstärkt in den Bereich Animation und interaktive Medien vordringen wird – ein Feld, das für mich besonders spannend ist.
Welche Ziele haben Sie mit ihrer KI-Kunst?
Ich möchte mich stärker mit der rasanten Entwicklung von animierten KI-Werken beschäftigen. KI ist für mich ein Medium mit nahezu unendlichem Potenzial – ich bin gespannt, wohin die Reise noch führt.

Lorenzo Montalvo lebt in Aarau (CH) und arbeitet als Grafikdesigner und KI-Artist. Mit Midjourney arbeitet er seit drei Jahren, als KI-generierte Bilder noch voller Unstimmigkeiten waren. Er erkannte früh das Potenzial der Technologie, um kreative Prozesse zu optimieren.
Heute verbindet er präzises Prompting mit klassischer Bildbearbeitung und ist überzeugt: KI wird die Designwelt nachhaltig verändern.