In der Natur fühlt sich der junge Schweizer Filmemacher und Fotograf Levi Fitze zu Hause. Hier stellt er einige seiner spannendsten Projekte vor.

Levi Fitze im Interview: Tiere in Sicht
Mit seinen gerade mal 20 Jahren kann der Schweizer Fotograf und Filmemacher Levi Fitze bereits ein herausragendes Portfolio vorzeigen. Im Interview spricht Fitze über magische Tierbegegnungen, extreme Arbeitstage im Schnee und seine Faszination für das Zusammenspiel von Mensch und Natur.
DigitalPHOTO: Sie sind in den Schweizer Bergen aufgewachsen. Würden Sie sagen, dass Ihr Geburtsort Ihre Entwicklung als Fotograf geprägt hat?
Levi Fitze: Sehr stark. Ich hatte das Privileg, in einer der letzten echten Wildnisse Europas aufzuwachsen. Diese Nähe zur Natur war definitiv der Grundstein für meine heutige Arbeit.
Warum, denken Sie, war das so?

Ich bin im Bündnerland auf einer Alp aufgewachsen – fernab vom nächsten Dorf. Die Natur war für mich nie nur Kulisse, sondern Zuhause. Als ich mit etwa zehn Jahren zum ersten Mal mit einem Feldstecher Vögel beobachtete, war das der Anfang meiner Faszination für Wildtiere. Die Kamera kam später dazu – fast aus dem Bedürfnis heraus, diese Begegnungen festzuhalten.
Vögel fotografieren Sie noch immer.
Ja. Vor allem zu den Raufußhühnern wie dem Birkhuhn, Auerhuhn, Schneehuhn und Haselhuhn habe ich eine besondere Verbindung. Sie sind wahnsinnig scheu, leben in sensiblen Lebensräumen, und man braucht viel Wissen, Geduld und Respekt, um ihnen zu begegnen. Genau diese Herausforderung reizt mich. Aktuell drehe ich einen Kinodokumentarfilm über das verborgene Leben dieser faszinierenden Alpenbewohner.
Wie wichtig ist Ihrer Meinung nach Fachwissen zu den Tierarten?

Extrem wichtig. Ohne solides Wissen über Verhalten oder Lebensraum entdeckt man viele Tiere gar nicht – oder stört sie ungewollt. Mein ornithologischer Hintergrund hilft mir in meiner Arbeit sehr.
Gibt es Momente, in denen Sie sich fragen: „Was mache ich hier eigentlich?“
Wenn ich bei minus 20 Grad zwei Stunden regungslos im Schnee sitze, kommen diese Gedanken ganz automatisch. Aber gerade dann, wenn ich fast aufgeben will, passiert oft etwas Unvergessliches. Mit der Zeit lernt man: Diese Grenzmomente gehören dazu – und machen viele Erlebnisse erst richtig besonders.
An welche Foto-Situationen erinnern Sie sich gerne zurück?

Ein prägender Moment war die Begegnung mit einer Luchsfamilie – ich konnte sie über eine Stunde lang begleiten. Das war für mich ein Kindheitstraum, der in Erfüllung ging. Natürlich gab es viele weitere magische Momente – es ist schwer, einen herauszupicken.
Wurde es mal brenzlig?
Gefährlich wurde es selten. Aber das Gelände in den Alpen kann anspruchsvoll sein, gerade im Winter. Und im Ausland hatte ich teils intensive Begegnungen zu Fuß mit Pumas, Löwen oder Seeelefanten – aber mit Respekt und der richtigen Distanz sind diese Begegnungen meiner Meinung nach gut einzuschätzen.
Worum geht es in Ihrem aktuellen Filmprojekt „Die Wilden Hühner“?

Der Film porträtiert die vier Raufußhuhn- Arten der Alpen – doch es geht um weit mehr als reine Tierporträts. Im Mittelpunkt stehen unser Verhältnis zur Natur, der Druck des Tourismus, der Klimawandel und die Frage, wie wir künftig mit diesen empfindlichen Räumen umgehen wollen.
Ich habe das Projekt initiiert, führe Regie und mache die Kamera. Es ist mein erster Kinofilm, an dem ich seit über drei Jahren arbeite. Produziert wird er von der LuckyFilm GmbH.
Woher kommt Ihr Drang, Neues auszuprobieren – und was steht als Nächstes auf Ihrem Plan?

Ich glaube, es ist eine Mischung aus Neugier und innerer Unruhe. Es gibt so viele Geschichten, die erzählt werden wollen – und manchmal braucht es dafür neue Wege oder experimentelle Formate. Der Schritt vom Foto zum Film hat mir eine völlig neue Welt eröffnet. Aktuell liegt mein ganzer Fokus auf dem Kinofilm, den ich 2026 herausbringen will.
Parallel plane ich meinen ersten Bildband über das Zusammenleben von Mensch und Natur in den Alpen. Zudem begleite ich mehrere Naturschutzprojekte in der Schweiz, um ihnen mit meiner Arbeit mehr Sichtbarkeit zu geben. Ein großer Traum bleibt: den Wolf in den Alpen zu fotografieren. Eine Begegnung hatte ich schon – aber noch kein Bild.

Der Schweizer Fotograf und Filmemacher Levi Fitze entdeckte früh seine Leidenschaft für Wildtiere – besonders für Vögel. Nach seiner Ausbildung zum Fotofachmann EFZ arbeitet er heute an Projekten rund um Natur und Artenschutz – aktuell an seinem ersten Kinodokumentarfilm über die Raufußhühner der Alpen.
Instagram: @levifitze