Zwischen Licht, Farben und Persönlichkeit: Der Berliner Porträtfotograf Krzysztof Macikowski inszeniert Menschen mit einem feinen Gespür für Atmosphäre. Im Interview spricht er über seinen Weg zur Fotografie, den Reiz unperfekter Orte – und warum für ihn Authentizität wichtiger ist als Makellosigkeit.

Krzysztof Macikowski im Interview: Ausdruck im Blick
Schauspielerinnen, Musiker, Kreative – der Berliner Fotograf Krzysztof Macikowski hat sich auf Porträts von Persönlichkeiten spezialisiert. Dabei zeigen seine Aufnahmen mehr, als nur ein Gesicht.
Im Gespräch erzählt er, wie er mit Menschen vor der Kamera umgeht, was ein gutes Porträt für ihn ausmacht – und warum echte Begegnungen wichtiger sind als technische Perfektion.
DigitalPHOTO: Herr Macikowski, Sie haben sich auf Porträts, insbesondere von Schauspielerinnen, Künstlern und Musikern, spezialisiert. Wie ist es dazu gekommen?
Krzysztof Macikowski: Manchmal findet einen der richtige Weg nicht über Nacht, sondern mit vielen kleinen Umwegen. So war es auch bei mir. Ich habe mich über Jahre in der Fotografie ausprobiert, verschiedene Themen angeschnitten, unterschiedliche Licht-Setups ausprobiert, nie so ganz festgelegt.
Erst während der Pandemie hat sich etwas verändert. Ich habe Eva kennengelernt – meine heutige Partnerin, die mit viel Erfahrung als Make-Up-Artist und Know-how aus der Branche kam. Gemeinsam haben wir angefangen, an einem neuen Konzept zu feilen. Es war plötzlich ein echter Richtungswechsel, der sich aber ganz natürlich angefühlt hat.
Wer lässt sich von Ihnen fotografieren?

Zu mir kommen unterschiedliche Menschen, oft sind es Schauspielerinnen und Schauspieler, darunter viele Nachwuchstalente, die neue Fotos für ihre Agenturen oder Castings brauchen.
Aber auch Musikerinnen, die aktuelle Pressebilder benötigen. Es melden sich aber auch Menschen, die einfach gute Bilder für ihre Website oder ihr Business brauchen – Selbstständige, Kreative, manchmal auch Leute, die privat schöne Fotos von sich möchten.
Welche Rolle spielt Berlin als Ihr Lebensmittelpunkt für Ihre fotografische Arbeit?
Berlin ist ein toller Ort für mich als Fotograf. Die Stadt zieht viele kreative Menschen an. Es gibt eine große Vielfalt und Offenheit, und man kommt schnell mit Leuten in Kontakt, die ähnliche Interessen haben.
Das schafft eine gute Grundlage für coole Projekte. Außerdem gibt es hier unzählige Ecken, die fotografisch spannend sind. Ich mag Orte, die ein bisschen roh und unperfekt sind.
Wie läuft ein Shooting bei Ihnen ab?

Das hängt ganz davon ab, wer zu mir kommt und wofür die Bilder gedacht sind. Ich versuche, mich immer auf die Person einzustellen und wähle je nach Typ und Stimmung eine passende Location aus – idealerweise habe ich den Ort vorher schon mal angeschaut.
Tauschen Sie sich im Vorfeld aus?
Ja, in der Regel werden per Mail Ideen geteilt, vielleicht ein paar Moodbilder verschickt, und man bekommt schon ein gutes Gefühl dafür, wohin es gehen soll. Ich gebe ein paar Hinweise dazu, was an Outfits mitgebracht werden kann.
Es sollte nicht zu überladen sein, damit der Fokus auf dem Menschen bleibt. Farben stimme ich oft auf die Location oder das Licht ab.
Wie sorgen Sie bei Porträtshootings für eine entspannte Atmosphäre?

Ich glaube, meine ruhige, ausgeglichene Art hilft da sehr – die bringe ich nicht nur ins Shooting mit, sondern lebe sie auch im Alltag. Ich bin ehrlich, gelassen und offen. Das überträgt sich meistens recht schnell auf die Person vor der Kamera.
Geben Sie so etwas wie Regieanweisungen?
Ich versuche, am Anfang nicht gleich zu viel zu lenken. Meistens lasse ich die Person erstmal ganz frei – sich selbst positionieren, ein bisschen bewegen. Währenddessen stelle ich das Licht ein, checke die Kamera, schaue mir an, wie sich die Person bewegt. Manche brauchen ein paar Minuten, um warm zu werden – andere sind sofort da.
Das ist ganz unterschiedlich. Wenn es nötig ist, gebe ich auch mal eine Richtung vor – eine Haltung, eine Sitzposition, eine Blickrichtung. Aber nie zu steif. Ich möchte, dass sich die Person trotzdem frei fühlt, sich leicht bewegen kann.
Der Bildhintergrund scheint Ihnen wichtig. Wie entscheiden Sie darüber?

Schon bei der Locationwahl achte ich darauf, dass der Hintergrund farblich und von der Struktur her zur Person passt – vor allem zur Kleidung. Farben spielen für mich eine große Rolle, weil sie ganz unbewusst eine Stimmung transportieren.
Bleibt da Raum für Spontanität?
Absolut! Viele Entscheidungen treffe ich sehr intuitiv. Ich sehe einen Ort, das Licht fällt in einem bestimmten Winkel, und ich weiß: Das passt. Aber trotzdem steckt natürlich auch Erfahrung dahinter – man entwickelt mit der Zeit ein Gespür dafür, was zu welchem Licht, zu welchem Objektiv und Blende funktioniert.
Bevorzugen Sie natürliches Licht oder nutzen sie eher Blitzlicht für Ihre Arbeit?
Ich arbeite gerne mit vorhandenem Tageslicht und einem Reflektor – aber ich nutze ergänzend auch das mobile Profoto Blitzsystem und die OCF-Lichtformer und Schirme – damit kann ich gezielt Akzente setzen.
Grids helfen mir, das Licht zu lenken, wo ich es brauche, und mit Farbfolien bringe ich, ganz dezent, bestimmte Stimmungen rein. Es soll am Ende alles natürlich wirken, klar. Aber ich will trotzdem die Kontrolle haben.
Welche Rolle spielt die Bildbearbeitung in Ihrem kreativen Prozess?

Früher habe ich viel bearbeitet und verschiedene Looks ausprobiert. Heute halte ich es reduzierter. Ich versuche, mit Licht und Kamera direkt so zu arbeiten, dass das Bild von Anfang an passt. Die Nachbearbeitung ist dann nur noch der Feinschliff:
Hauttöne und Unebenheiten etwas anpassen, Licht und Schatten verfeinern, mal ein kleines Detail retuschieren oder den Bildausschnitt verändern. Ich arbeite mit festen Workflows in Photoshop, nutze ein Grafiktablett, ein paar gute Plug-ins. Durch den technischen Fortschritt geht heute vieles schneller. Photoshop ist so präzise geworden, dass es einem viel Arbeit abnimmt.
Hat sich Ihre Arbeit über die Zeit verändert?
Mein Blick hat sich mit der Zeit verändert. Früher ging es mir oft darum, schöne Bilder von schönen Menschen zu machen. Heute interessiert mich das nicht mehr so sehr. Ich finde Menschen spannend, die Ecken und Kanten haben. Und ich arbeite heute bewusster, versuche, in kürzerer Zeit mehr Abwechslung ins Shooting zu bringen.
Wie wichtig ist Ihrer Meinung nach ein gutes Porträtfoto für Künstlerinnen und Künstler?
Gerade in einer Stadt wie Berlin, wo es unglaublich viele kreative Köpfe gibt, ist ein gutes und vor allem stimmiges Portfolio total wichtig. Der erste Eindruck entsteht heute oft über den Webauftritt oder Social Media – und da macht ein authentisches Porträt einfach einen riesigen Unterschied.
In der Kunst- und Kulturszene zählen Persönlichkeit, Ausstrahlung und der individuelle Ausdruck – und genau das lässt sich nicht künstlich mit KI herstellen. Natürlich wird sich in manchen Bereichen viel digitalisieren, aber überall dort, wo es um Authentizität und echte Emotionen geht, braucht es weiterhin Menschen, die mit Herz und Auge fotografieren.
Haben Sie zum Schluss noch Ratschläge für angehende Fotografinnen und Fotografen?
Sei dir selbst treu. Probier dich aus, finde heraus, was dich wirklich inspiriert – und entwickle mit der Zeit deinen ganz eigenen Stil. Schaffe eine Atmosphäre, in der sich die Person vor der Kamera wohl fühlt. Denn genau dann entstehen die authentischsten und schönsten Porträts.

Krzysztof „Koszki“ Macikowski wurde in Posen geboren und lebt seit vielen Jahren in Berlin. Nach seiner Ausbildung als Mediengestalter entdeckte er seine Leidenschaft für Porträts. Im Zentrum seiner Arbeit stehen echte Begegnungen, geprägt von Authentizität, Licht und Farbe.
Besonders bewegt hat ihn ein Pandemieprojekt mit Menschen am Rand der Gesellschaft – eine Erfahrung, die ihn fotografisch und menschlich bis heute prägt.