Test

Canon EOS-1D X Mark II: Ist sie besser als die Nikon D5?

Die Canon EOS-1D X Mark II schickt sich an, die aktuelle Nummer 1 der Profi-DSLRs, die Nikon D5, vom Thron zu werfen. Kommt es zum Sturz der Königin? Oder kann die gelbe Monarchin den Angriff der roten Rebellin abwehren? Unser Test liefert die Antwort.

Kaum sicherte sich die Nikon D5 in der DigitalPHOTO 5/2016 den Platz an der Spitze der professionellen digitalen Spiegelreflexkameras (siehe ausführlicher Testbericht), schickt sich nun die Canon EOS-1D X Mark II an, den Thronanspruch der Erzrivalin infrage zu stellen. Doch reicht ihre Kraft aus, um die vielleicht beste DSLR der Welt vom Thron zu stürzen? Immerhin wartet die D5 mit zahlreichen Stärken – und nur wenigen Schwächen – auf. Ein heißes Duell steht uns also definitiv bevor. Möge der Kampf beginnen.

Vergleichen wir die reinen technischen Eckdaten, geht Canons neues Flaggschiff relativ schnell in Rückstand. Denn in Kerndisziplinen wie Sensorauflösung, ISO-Empfindlichkeiten oder Autofokussystem schneidet die D5 besser ab. Insbesondere bei den Punkten ISO und Autofokus muss die Canon EOS-1D X Mark II eine deutliche Niederlage hinnehmen. So erstreckt sich bei der D5 die ISO-Bandbreite von ISO 50 bis ISO 3.280.00, während bei der 1D X MK II bei ISO 409.600 Schluss ist. Ein Nachteil? Keineswegs! Denn bei der Betrachtung der Testaufnahmen und Laborergebnisse überzeugt die EOS nicht nur mit einem bemerkenswert geringen Rauschverhalten, sondern auch mit einer beachtlichen Dynamik. Und dieses Topniveau hält sie bis in höhere ISO-Empfindlichkeiten durch. Erst ab ISO 12.800 überwiegt der Rauschanteil, auch wenn er visuell kaum stört. Bei der D5 schleicht sich bereits ab ISO 6400 eine messbare Körnung ins Bild.

Darüber hinaus kann sich Canons DSLR-Königin den wichtigen Sieg bei der Detailauflösung sichern. In der Spitze erreicht sie bei ISO 100 fast 1700 Linienpaare/Bildhöhe. Zudem zeichnet sich die EOS durch eine relativ konstante Schärfe auch in höheren Empfindlichkeiten aus. So liegt die Auflösung bei ISO 51.200 immernoch über 1500 LP/BH. Nikons D5 kommt bei ISO 100 auf rund 1600 Linienpaare/Bildhöhe, bei ISO 51.200 auf fast 1300 LP/BH. Damit steht fest: Die EOS-1D X Mark II fotografiert im direkten Vergleich etwas kontrastreicher, schärfer und rauschärmer. Der Punkt „Bildqualität“ geht folglich verdient an sie.

Lichtstarker Autofokus

Doch ein Sieg entscheidet freilich nicht über den Ausgang eines Flaggschiffduells. Denn bereits in Runde zwei wendet sich das Blatt zugunsten der D5: 153 Autofokussensoren, davon 99 Kreuzsensoren, sind eine klare Ansage und ein echtes Kaufargument für hauptberufliche Sportfotografen, die ihre Motive möglichst über das gesamte Bildfeld kontinuierlich fokussieren wollen. Etwa beim 100-Meter-Sprint. Dem gegenüber wirken die 61 Sensoren (41 Kreuz) der EOS-1D X Mark II recht mager – auch wenn sich diese angenehm breit über das Sucherfeld verteilen. Allerdings bietet die Canon im Menü zahlreiche Profi-Einstellungen zur Autofokusanpassung, wie man sie etwa von der Canon EOS 5D Mark III kennt, und das iTracking-System. Dieses unterstützt in Kombination mit dem verbesserten Belichtungsmesssensor, der mit 360.000 RGP-Pixeln aufwartet und einer Infrarot-Empfindlichkeit, den Autofokus. So werden beispielsweise Farben und Gesichter noch besser erkannt. Ebenfalls sehr gut: 21 Kreuzsensoren bieten eine Sensitivität bis f/8. Hier hat die D5 das Nachsehen: Bei ihr arbeiten nur 15 Messfelder bis zu dieser Gesamtlichtstärke. Dementsprechend bietet die EOS in dunkler Umgebung eine höhere Treffsicherheit beim automatischen Fokussieren. Nichtsdestotrotz: Beim möglichst schnellen Auslösen hat die D5 die Nase minimal vorn: 0,07 stehen den 0,09 Sekunden der 1D X Mark II gegenüber. Genau wie bei der etwas kürzeren Einschaltzeit. Nikon-Fotografen sind bei Sport-Events folglich einen Hauch flinker einsatzbereit als ihre Canon-Kollegen.

Videos in Kinoqualität

Beeindruckendes hat sich bei den Video-Features der EOS-1D X Mark II gegenüber der ersten 1D X getan. Denn mit voller 4K-Auflösung und bis zu 60 Vollbildern pro Sekunde setzt die EOS Maßstäbe im professionellen Videosegment. Damit nimmt die Mark II übrigens auch die Nachfolgeposition der 4K-Cinema-SLR EOS 1D C ein. Sie bietet unter anderem Aufnahmen gemäß dem DCI-Standard (Digital Cinema Initiative) – also im Format 17:9. Beachten sollte man, dass das 4K-Material im Vergleich zum Full-HD-Video beschnitten wird. Der Crop-Faktor liegt bei ca. 1,3. Das Aufnahmelimit liegt bei 30 Minuten. Die D5 liefert zwar auch 4K, jedoch nur mit 30p und einer maximalen Cliplänge von 180 Sekunden. Voraussetzung für die starke Videoperformance der EOS-1D X MK II ist eine CFast-Karte. Sie kann im Dualkartenfach, neben einer parallel eingesetzten CF-Karte, als Speichermedium genutzt werden. Sie ist ebenfalls Bedingung für die schnellste Serienbildgeschwindigkeit, mit der eine DSLR aktuell aufwarten kann: bis zu 16 B/s lichtet die EOS ab – rund zwei Fotos mehr als das maximale Tempo der D5 – Weltrekord! Jedoch: In Sachen Ausdauer hat wiederum die Nikon die Nase vorn. Ihr Pufferspeicher erlaubt bis zu 200 Bilder in Folge (RAW & JPEG), der Canon-Speicher ist nach rund 170 Aufnahmen gefüllt.

Anschlüsse für Profi-Ansprüche

Die EO S-1DX Mark II ist eine Kamera für Profis. Dies zeigt sich auch beim Blick auf die technischen Anschlüsse, die die Vollformat-Spiegelreflex mitbringt. Wir stellen Ihnen die Ein- und Ausgänge im Detail vor:

Auf der linken Seite des Gehäuses befindet sich unter anderem der Gigabit- LAN-Anschluss (1) . Dieser erlaubt es etwa Sport- und Pressefotografen, ihre Bilder direkt an eine Bildagentur zu senden. Darunter liegen der HDMI-Outund USB 3.0-Anschluss (2). Links daneben hat Canon den Kopfhöreraus- und Mikrofoneingang sowie die N3-Schnittstelle (Fernauslöser) platziert (3). Oben links ist die Schnittstelle zur Systemerweiterung. Etwa für das neue WLAN-Modul WFT-E8 (ca. 550 Euro) (4).

Auf der rechten Gehäuseseite der spritzwassergeschützten 1D-X MK II liegt der solide Handgriff (5), der mit einer angenehmen Textur versehen ist. In unmittelbarer Nachbarschaft dazu liegt der Hochformatauslöser inklusive eines separaten Stellrads etwa zur Anpassung der Blende (6). Links daneben ist das Akkufach, der den LP-E19 mit 2750mAh Leistung beherbergt (7). Ein Ersatzakku kostet rund 200 Euro. Darüber befindet sich das duale Speicherkartenfach für CF-Karten (8).

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Fazit

Canon gegen Nikon, das ewige Duell hat einen weiteren Sieger: die D5. Denn trotz starker Teilerfolge der EOS-1D X Mark II kann die gelbe Monarchin den Angriff erfolgreich abwehren und ihren Thron verteidigen. Dies verdankt sie insbesondere ihrer insgesamt etwas besseren Ausstattung. In den Bereichen Bildqualität und Handling wird sie indes von der 1D X Mark II knapp geschlagen. Kurzum: ein Duell auf extrem hohem Niveau. Beide Kameras sind top und erfüllen absolute Profi ansprüche. Egal, ob Canon oder Nikon.

Bewertung
Name
Canon Canon EOS-1D X Mark II
Website
Pro
  • Schnellste DSLR-Serienbildgeschwindigkeit
  • Extrem rauscharmer Sensor
  • Treffsicheres AF-System mit 61 Sensoren
  • Flacker-Erkennung. Top für Videografen
  • 4K-Video mit bis zu 60 Vollbildern/Sekunde
  • Leistungsstarkes GPS-Modul
Contra
  • Hoher Preis, hohes Gewicht
Preis
6.299 EUR
Bewertung
(93%)
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