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Vorsicht vor Grauimporten: So vermeiden Sie Ärger mit vermeintlichen Schnäppchen

Wenn Sie im Internet nach Angeboten für eine neue Kamera suchen, sind manche Shops deutlich günstiger als andere. Doch Vorsicht: Eventuell handelt es sich dabei um einen Grauimport. Lesen Sie, was sich dahinter verbirgt und warum Sie auch bei renommierten Händlern nicht davor gefeit sind.

Das Problem mit Grauimporten

Als der Leser Helmut K. die E-Mail des Kameraherstellers las, staunte er nicht schlecht. Darin hieß es, dass seine neue Systemkamera nicht für die Cashback-Aktion berechtigt sei. Dabei hatte er die 250 Euro Cashback fest in seine Kaufentscheidung eingeplant. Zunächst hielt Helmut K. die E-Mail für ein Missverständnis, doch im Telefonat mit dem Kundenservice bestätigte sich die Ablehnung.

Die Begründung: Anhand der Seriennummer sei ersichtlich, dass die Kamera nicht für den Verkauf im EU-Markt vorgesehen sei. Dies ist aber Voraussetzung für die Teilnahme am Cashback-Programm. Helmut K. konnte es kaum fassen. Er hatte die Kamera bei einem großen Versandhändler gekauft und war überzeugt, dass sie für den deutschen Markt bestimmt war. Als er den Fall dem Händler schilderte, entschuldigte sich dieser vielmals und erklärte sich sofort zum kostenfreien Austausch gegen eine „echte EU-Kamera“ bereit.

Der Retourentrick

Doch wie war die marktfremde Ware überhaupt in die Regale des Händlers gekommen? Sehr wahrscheinlich durch den Trick eines Kunden. Die naheliegende Vermutung: Ein Kunde hatte eine Grauimport-Kamera bei einem Händler gekauft und gleichzeitig dasselbe Modell bei einem Versandhändler bestellt.

Anschließend hatte er die Grauimport-Kamera an den Versandhändler retourniert und die EU-Kamera behalten. So gelangte die Grauimport-Kamera in den Warenkreislauf und wurde an den nächsten ahnungslosen Kunden weiterverkauft. Tatsächlich finden solche Retourenversuche regelmäßig statt – auch bei spezialisierten Fotofachhändlern, bekräftigt Christian Erhardt, Geschäftsführer von Foto Erhardt:

„Auch bei uns wird immer wieder mal versucht, uns Grauimporte als Retourenware unterzujubeln. Das ist jedoch aussichtslos, da wir beim Verkauf grundsätzlich die Seriennummern der Kameras auf der Rechnung notieren und bei Rücksendungen entsprechend abgleichen.“

Doch was genau sind eigentlich Grauimporte bei Kameras?

Die Hersteller bieten für die verschiedenen Märkte auf der Welt jeweils unterschiedliche Kameravarianten zu unterschiedlichen Preisen an. So kann es vorkommen, dass eine Kamera, die für den asiatischen Markt bestimmt ist, deutlich günstiger ist, als ein Modell für den EU-Markt.

Allerdings könnte der Netzteiladapter nicht passen, das CE-Siegel fehlen oder das Nutzermenü auf Chinesisch voreingestellt sein. Dafür ist die Kamera dann jedoch auch mehrere Hundert Euro günstiger.

Da könnte man ins Grübeln kommen, ob eine Grauimport-Kamera nicht doch eine lohnenswerte Alternative wäre. Das hält Christian Erhardt für keine gute Idee:

„Ich würde grundsätzlich von Grauimporten abraten. Sie bekommen nicht nur Probleme bei Garantieleistungen, sondern sind dann häufig auch von Cashback-Aktionen der einzelnen Hersteller ausgeschlossen. Zudem können Stecker und Adapter eventuell nicht passen. Mit Pech müssen Sie zudem eventuell noch die Einfuhrumsatzsteuer und Zollabgaben nachzahlen“, so der Fachmann.

Wie gravierend die Unterschiede zwischen EU-Kameras und Geräten für andere Märkte sind, ist im Übrigen von Modell zu Modell unterschiedlich und lässt sich pauschal nicht benennen. Daher sollten Sie immer prüfen, ob der vermeintlich günstigere Preis die möglichen Nachteile wirklich aufwiegt.

5 Nachteile bei Grauimporten

Wenn Sie Kameras als Grauimporte kaufen, können Sie eine Menge Geld sparen. Doch Vorsicht: Sie nehmen damit automatisch viele Nachteile in Kauf. Hier sind fünf Gründe, die gegen Grauimporte sprechen.

1. Garantie und Gewährleistung: Die gesetzliche Gewährleistung liegt beim Händler. Bei Importhändlern kann es schwierig sein, diese in Anspruch zu nehmen. Die Garantie ist hingegen eine freiwillige Leistung des Herstellers. Diese Leistungen gelten in der Regel nicht für Grauimporte.

2. Cashback-Aktionen: Geld zurück nach dem Kauf von ausgewählten Produkten? Erkennt der Hersteller anhand der Seriennummer, dass es sich um einen Grauimport handelt, erhalten Sie kein Cashback.

3. Anschlüsse und Adapter: Kein EU-Stecker am Ladegerät des Kamera- Akkus? Das kann bei Grauimporten häufig der Fall sein. Das verursacht zusätzliche Kosten und Aufwand.

4. Menüsprache: Ist die Kamera für den asiatischen Markt ausgerichtet, sind entsprechende Sprachen bereits vorausgewählt. Das kann die Einrichtung deutlich verkomplizieren.

5. Wenn Sie Ihre Kamera bei einem Importhändler bestellen, fallen unter Umständen Einfuhrumsatzsteuer und Zollgebühren an. Das kann die Ersparnis schnell zunichtemachen.

Wie testen Sie Ihren Neukauf?

Stellt sich die Frage: Was tun, wenn Sie kürzlich eine Kamera gekauft haben und nun sicherstellen möchten, dass sie für den hiesigen Markt bestimmt ist? Im Zweifel hilft eine Nachfrage beim Hersteller. Anhand der Seriennummer Ihres Geräts kann der Hersteller sofort überprüfen, für welche Verkaufsregion die Kamera bestimmt ist. Wer seine Kamera im deutschen Fotofachhandel kauft – online oder vor Ort –, muss sich laut Experten kaum Sorgen machen.

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