Wer Landschaftsfotografie liebt und betreibt, kommt ums Reisen kaum herum. Eine gute Vorbereitung und Recherche helfen dabei, das Beste aus den eigenen Foto-Trips herauszuholen. In unserer neuen Serie erklärt Landschaftsfotograf Markus Albert, worauf es dabei ankommt.
Vorbereitung für den Fotoausflug
Zum Fotografieren in die Berge, ans Meer oder in den Wald? Lieber gezielt einen bekannten Hot Spot ansteuern? Oder Neues suchen und ungesehene Fotos schießen? Wie auch immer: Eine gute Planung und Recherche ist schon das halbe Foto.
Für Anfängerinnen und Anfänger der Landschaftsfotografie kann es einfacher sein, sich an der eigenen Interpretation eines bekannten Motivs zu versuchen. Auf Seiten wie www.locationscout.net finden sich unzählige Foto-Locations samt Wegbeschreibung – was leider nicht immer zum Schutz der Natur beiträgt –, denn je begehrter ein Motiv, umso mehr Gleichgesinnte vor Ort.
Von Horseshoe Bend in Utah (USA) bis Kirkjufell auf Island – die besten Stativ-Plätze sind heiß begehrt. Auch am Südufer des Berchtesgadener Hintersees in Deutschland heißt es morgens wie abends: Wer zuerst kommt, knipst zuerst. Doch ganz gleich, ob fotografisches Neuland oder bekannter Spot: Wenn die Aufnahme gut werden soll, müssen die Bedingungen stimmen.
Es gilt: Bedingung vor Location
Gute Landschaftsbilder leben von Licht und atmosphärischer Dichte. Deshalb bringt die Schönheit einer Location wenig, wenn Wetter und Licht nicht mitspielen. Eine konturlose, graue Wolkendecke wie auch wolkenloses Blau sind die Feinde einer dramatischen Bildwirkung. Daher gilt: Bedingungen vor Location.
Beobachten Sie das Wetter und passen Sie gute Bedingungen ab! Sonne und Regen im Wechsel können spannende Lichtstimmungen am Meer und in den Bergen ergeben. Wer feuerrote Sonnenuntergänge will, braucht einen wolkenfreien Horizont, durch den die Sonne auf die hohe Wolkendecke strahlt. Mit Apps wie Viewfindr lassen sich das Wetter und sogar Sonnenröte am gewünschten Ort vorhersagen.
Locations digital checken
Eine akribische Planung erleichtert das spätere Shooting. Stellen Sie sich Fragen wie: Wann und wo geht die Sonne auf oder unter? Wo sind Parkplätze? Ist die morgendliche Anreise zu umständlich, bietet sich – sofern erlaubt – das Zelten vor Ort an. Meine Tipps: Mit Google Maps lassen sich Wege planen.
Für das Erkunden von Topografie und groben fotografischen Perspektiven eignen sich Google Earth oder die App TPE 3D. Mit der App Photo Pills recherchiere ich bequem Sonnen- und Mondstände. Für das Fotografieren an Meer und Strand kann es sinnvoll sein, vorher die Gezeiten zu checken.
Ich nutze hierfür beispielsweise die App My Tide. Bei Astro- und Sternenfotografie gilt: Mondlose Nächte eignen sich am besten. Mit der App Light Pollution Map (LMP) finden Sie dazu leicht die dunkelsten Regionen in jedem Land.
Die richtige Saison
Nicht jede Location eignet sich ganzjährig als Foto-Reiseziel. Wenn Sie in den Bergen fotografieren kann das z. B. in der Lawinensaison heikel sein – nicht zuletzt, weil Wege und sogar ganze Täler gesperrt sein können. Infos gibt es auf lawinen.report. Der für Wald- und Landschaftsfotografie so beliebte Nebel hat in unseren Breiten meist im November Hochkonjunktur. Warum nicht schon im Frühherbst Motive scouten und per GPS markieren?
Beginnt die Nebelsaison, lassen sich auf bekannten Seiten wie kachelmannwetter.com oder zum Beispiel via App Windy abends die Chancen für Morgennebel checken – und los geht’s! Oder planen Sie die Milchstraße ins Motiv ein? Die „Milchstraßen-Saison“ reicht grob gesagt von März bis Oktober.
Wichtig: Alternativen andenken
Denken Sie auch über Alternativen nach: Was können Sie vor Ort machen, wenn die Planung nicht aufgeht? Gibt es weitere potenzielle Foto-Locations in der Nähe? Denken Sie notfalls um und wechseln Sie das Objektiv – das kann helfen, kreativ zu werden. Am Strand lassen sich oft schöne abstrakte Motive finden, zum Beispiel Muster im Sand.
In den Bergen können Sie mit dem Teleobjektiv spannende Details rauspicken und dabei zugleich langweiligblauen Himmel vermeiden. Wer weiß, was er oder sie zu welcher Jahreszeit fotografieren möchte, kann eine Liste fürs ganze Jahr erstellen. Dann heißt es nur noch: die richtigen Bedingungen abpassen und Spaß haben!
Markus Albert ist Landschaftsfotograf aus Frankfurt am Main. Auf seinen Fotoreisen in Europa und Übersee jagt er das ganze Jahr neue Motive. Lichtstimmung und Atmosphäre sind für ihn die wichtigsten Elemente eines spannenden Landschaftsfotos. Mit Workshops, 1:1-Kursen und Portfolio-Reviews hilft Markus anderen Interessierten bei den Themen Komposition und Bildbearbeitung.