Um zu verstehen, warum manche Fotos stärker wirken als andere, zeigen wir an dieser Stelle Aufnahmen unserer Leser und Leserinnen, aber auch von Fotografen und Fotografinnen aus aller Welt und erklären, was ihre Fotos besonders auszeichnet.

Bildanalyse Goldkehl-Waldsänger: 4 Gründe, warum dieses Foto funktioniert
1. Verschwommener Hintergrund
Fotograf Rylan Meadows hat die Szene mit einer Blendenöffnung von f/5,6 eingefangen. „Ich habe mich für eine relativ geringe Tiefenschärfe entschieden, nicht nur um den Waldsänger hervorzuheben, sondern auch, um ablenkende Äste auszublenden, die sich in den nahegelegenen Bäumen befanden“, sagt er.
„Ich wollte dieses Foto so nah an der Realität bearbeiten, wie ich es in dem Moment erlebt habe. Der Vogel war so lebendig und auffällig, als ich ihn entdeckte – genau so sollte er auch auf dem fertigen Foto erscheinen.
2. Verschlusszeit im Blick
„Um ein gutes Foto von Wildtieren aufznehmen, ist es entscheidend, ihr Verhalten zu kennen“, erklärt Meadows. „Goldkehl-Waldsänger suchen oft auf den äußeren Baumkronen in mittlerer Höhe nach Nahrung – genau dort befand sich auch dieser Vogel“, fügt er hinzu.
„Goldkehl-Waldsänger sind aktive Vögel, was wichtig zu wissen ist, wenn man sie fotografieren möchte. Wenn sie nach Nahrung wie Insekten suchen, sollte man eine schnellere Verschlusszeit wählen, um die Bewegung einzufrieren. Zum Glück entspannte sich der Waldsänger auf diesem Foto gerade auf einem Ast, nachdem er seine Nahrung gesucht hatte.“
3. Ast als Stilmittel
„Der Ast im Vordergrund verleiht der Aufnahme ein Gefühl von Tiefe und hilft gleichzeitig, das Motiv – den Waldsänger – einzurahmen“, erklärt Meadows. Das Bild wird zudem fast exakt in der Mitte geteilt – ein weiteres interessantes Stilmittel. Meadows war es wichtig, dass der Ast nicht scharfgestellt ist und nicht vom Waldsänger ablenkt, daher waren eine niedrige Blendenzahl wie f/5,6 und eine hohe Brennweite von 500 mm erforderlich.
4. Fotoregeln beachten
In diesem Fall halfen die klassischen Regeln der Fotografie dabei, ein ausgewogenes Foto zu erzielen und gleichzeitig das Motiv hervorzuheben. „Ich habe hier gängige Kompositionsregeln angewendet“, erklärt Meadows. Den Waldsänger hat er im rechten Drittel des Bildes positioniert, um es für das Auge ansprechender wirken zu lassen.
„Dabei habe ich darauf geachtet, dass in Blickrichtung des Vogels mehr Platz gelassen wird“, so der Fotograf. Dieser vermeintlich leere Raum ist wichtig, da unser Blick beim Betrachten dorthin gelenkt wird.

Rylan Meadows ist ein Fotograf und Content Creator, aus Kentucky, USA. Sein Fokus liegt auf Wildtieren und Naturmotiven. Letzten Sommer arbeitete er aber auch für den „Olympic Broadcasting Service“ bei den Olympischen Spielen in Paris. Er ist zudem Autor des Buches „To You, From Me“, das die bisherige Reise seiner Karriere dokumentiert.