Test

Im Test: Nikon Df

Mit der Spiegelreflex-Kamera „Df“ präsentiert Nikon eine Hommage an seine alten F-Serie-Klassiker wie der FM2 oder F3. Doch statt mit analogen Filmrollen wird anno 2014 natürlich rein digital fotografiert. Und das auf Top-Niveau. Denn im Inneren der Vollformat-DSLR steckt Flaggschifftechnik der Nikon D4.

Werfen wir einen Blick zurück in die 1980er-Jahre, als man noch gerne fragwürdige Frisuren trug, Punker mit Poppern stritten und Frauen sich Schulterpolster unter den Blazer steckten. Das erste Spaceshuttle ins Weltall aufbrach, die CD und der Walkman erfunden wurden – und Nikon mit der FM2 einen echten Fotoklassiker auf den Markt brachte. Die Fotokamera markierte den damaligen Höhepunkt der Entwicklung der klassischen Spiegelreflexkameras mit mechanischer Verschlusssteuerung und blieb, von kleinen Änderungen und einigen Sondermodellen abgesehen, für 18 Jahre unverändert im Programm.

Reminiszenz an die F-Serie

2014 bringt Nikon nun die Df zur Welt. Eine Kamera ganz im Stile der alten Klassiker. Die markanten Kanten des Gehäuses sowie der Sucherschacht sind Reminiszenzen und eine Würdigung des zeitlosen Kameradesigns der 1980er. Verwunderlich ist dieser Schritt nicht. Man fragt sich viel eher, warum Nikon nicht schon früher auf den angesagten Retrotrend aufgesprungen ist. Olympus führt etwa mit dieser

Strategie seit Monaten recht erfolgreich. Beispielsweise mit der gehobenen OM-D-Serie, die ebenfalls eine Hommage an die ehemaligen Olympus-Modelle der 1960er-Jahre darstellt. Im Ergebnis kann sich die Df jedenfalls mehr als sehen lassen. Die Optik und die Haptik der modernen Retro-DSLR sind erstklassig. Genau wie die zahlreichen schön gestalteten Drehräder auf der Oberseite, die nicht nur eine komplette manuelle Bedienung der Df erlauben, sondern zudem in ihrer Wertigkeit den soliden Analogkameras FM2 oder F3 ebenbürtig sind.

Analoge Digitalkamera

Von vorne betrachtet könnte die Df glatt als analoges Schwesternmodell der FM2 durchgehen. Anders dagegen die Rückansicht. Hier zeigt sich der typische Look moderner digitaler Spiegelreflexkameras. Etwa in Form des großen, starr verbauten Displays oder den Druckknöpfen, die sich links und rechts neben dem Monitor befinden. Besonders markantes Detail ist in diesem Zusammenhang der große Pentaprismasucher mit 100 Prozent Bildfeldabdeckung und einem sehr hellen und sehr klaren Bild. So macht Fotografieren anno 2014 Spaß. Erst recht, wenn im Inneren der Retro-Nikon der Spitzensensor der Nikon D4 zum Einsatz kommt. Denn im Kern ist die Retro-Nikon eine waschechte D4. So kommt man in den Genuss des extrem rauscharmen 16,2-Sensors im FXFormat und einer Serienbildgeschwindigkeit von bis zu 6,5 B/s. Einzig das Fokusmodul (39 AFMessfelder, 9 Kreuzsensoren) stammt von der D610. Ansonsten ist die Df eine D4 im Retrogewand – zum reduzierten Preis. Gegenüber der D4 (ca. 5.200 Euro) gibt Nikon einen Preis von 2.999 Euro für die Df an – kein Schnäppchen, sondern viel mehr ein Liebhaberpreis.

Für fotografische Puristen

Die Zielgruppe für die Df wird vermutlich dennoch nicht exorbitant ausfallen. Sie richtet sich primär an fotografische Puristen, die auf moderne Komfortmerkmale wie einen intelligenten Automatik- oder einen Videomodus verzichten können und alle Einstellungen über die Einstellräder händisch vornehmen möchten. Ganz so, wie man eben in den 1980ern fotografiert hat. Ohne Schnickschnack, ohne Spielereien. Das ist für bisherige DSLR-Fotografen eine ganz neue Herausforderung. So braucht man im Vergleich mehr Zeit, bis alle Räder in der richtigen Position sitzen; es wird fotografiert – und nicht geknipst, könnte man sagen. Gut dabei ist, dass empfindliche Einstellungen wie der ISOWert und die Belichtungskompensation arretiert sind. Erst ein Druck auf den oberen Knopf lässt die Räder. Ein ungewolltes Verstellen während der Aufnahme wird verhindert. Genau wie beim Aufnahmemodusschalter (P/A/S/M). Erst ein Ziehen nach oben gibt den Wechsel frei. Allerdings fällt der Regler sehr klein aus, so dass der Wechsel recht fummelig von der Hand geht.

Ein Novum der Df – und ein absolutes Vintage-Feature – ist der Blendenkupplungshebel, der es erlaubt, auch Non-AI-Objektive an die DSLR anzuschließen. Also Linsen, die den Blendenwert nicht elektronisch an die Kamera übermitteln. So können alte Nikkor-Klassiker zum Einsatz kommen, die man als Sammler und Nikon-Fan vermutlich noch in seiner Vitrine hat. 

Moderner Klassiker

Ein Blick auf die Laborwerte bestätigt: Die Df ist eine D4. Die gemessenen Resultate für die Bildschärfe, die Farbwiedergabe und die Serienbildgeschwindigkeit liegen auf dem Niveau des Flaggschiffs. So fotografiert man bis ISO 3200 fast rauschfrei und bekommt bei ISO 1600 knapp 84 Prozent der möglichen Sensorleistung geboten. Auch die Dynamik fällt sehr gut aus. Keine Frage, die Df ist eine Profi-Kamera mit professionellen Ergebnissen. Und dennoch kommt die digitale Spiegelreflexkamera insgesamt „nur” auf eine Gesamtwertung von 88 Prozent. Dem gegenüber stehen die 93,09% der D4. Das hat zwei Gründe: die reduzierte Ausstattung der Df (u. a. kein Videomodus) sowie das nicht ganz perfekte Handling (die D4 liegt einfach großartig in der Hand). Dafür spart man im Vergleich allerdings auch rund 2.000 Euro. Darüber hinaus kommt man in den Genuss noch etwas besserer Bildqualität. Denn hier hat die Df (91,84%) im Unterschied zur D4 (90,47%) ganz knapp die Nase vorn. 

Fazit

Analoges Design trifft moderne Technik. Mit Erfolg. Die neue Df ist ein echter Genuss. Haptisch wie fotografisch. Auch wenn man auf Komfortmerkmale aktueller DSLR s wie etwa einen Videomodus oder eine intelligente Automatik verzichten muss. Doch diesen Anspruch will die Df gar nicht erfüllen. Sie richtet sich viel mehr an Fotopuristen, die sich ganz auf die Fotografie fokussieren wollen, sich maximale Einstellvielfalt wünschen und sogar ihre alten Nikkor-Linsen anschließen können. Leider fällt der Preis mit 3.000 Euro hoch aus.

Bewertung
Name
Nikon Nikon Df
Pro
  • Hohe Auflösungsleistung bis in die höheren Empfindlichkeiten (IS O 1600)
  • Sehr rauscharm bis ISO 1600
  • Mechanische Wählräder, unter anderem für ISO-Empfindlichkeit und Verschlusszeit
  • Gute Farbwiedergabe
Contra
  • Kein integrierter Blitz
  • Keine Videofunktion
Preis
2.970 €/2.999 € (Handel/UVP)
Bewertung
(88%)
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