Test

FUJIFILM X-Pro 1 im Praxis-Test

Fujifilm bringt erneut einen Neo-Klassiker auf den Markt. Die Systemkamera X-Pro 1 ist eine klare Kampfansage in Richtung der viel teureren Leica
M9. Wir haben den modernen Oldtimer während eines Kurztrips nach Florenz intensiv in der Praxis getestet. Dies vorweg: Diese Kamera ist etwas für Kenner der Fotografie, für Freunde klassischer Fotogeräte.

Schon die ersten Bilder, die von der X-Pro 1 zu sehen waren, legten nahe, dass wir es hier nicht mit massentauglichem Spielzeug zu tun haben, sondern vielmehr mit einem präzisen Werkzeug für Fortgeschrittene. Unser Praxistest hat diesen Eindruck bestätigt. Zwei Tage lang hatten wir Gelegenheit, Fujifilms digitale Systemkamera intensiv unter die Lupe zu nehmen. Sehr beeindruckt hat uns die hervorragende Bildqualität, die der neue X-Trans CMOS-Sensor in Verbindung mit  den  drei zunächst erhältlichen Fujinon-Festbrennweiten bringt. Ohne den Labortests vorwegzugreifen, können wir den Fujifilm-Ingenieuren allein nach der visuellen Beurteilung bereits bescheinigen, neue Maßstäbe zu setzen. Unsere Praxisaufnahmen zeigen, dass die X-Pro 1 selbst bei hohen Empfindlichkeiten von ISO 3200 oder 6400 sehr harmonische Bildergebnisse mit feinen Details und natürlichen Farbabstufungen erzielt – und das fast gänzlich ohne störendes Rauschen.

Zeitenrad und Blendenring

Spannend an der X-Pro 1 ist – wie schon bei den beiden anderen Fujifilm X-Kameras X100 und X10 – vor allem die Kombination von fast schon altertümlich anmutenden Bedienelementen und modernster digitaler Fototechnik. Wie bei alten Filmkameras findet sich oben auf der Kamera ein  großes  Wählrad  zum  Einstellen  der  Verschlusszeit (1/4000 s – B) und am Objektiv ein Ring zum Festlegen der Blende. Wählt man bei beiden die Einstellung „A“, regelt die Kamera die Verschlusszeit-Blende-Kombination vollautomatisch. Auch Blenden- und Zeitautomatik lassen sich auf diese Weise nutzen, ohne dazu zunächst den entsprechenden Modus vorwählen zu müssen. Auch andere Einstellungen – zum Beispiel ISO-Wert, Filmstil oder Bildformat – lassen sich über günstig angeordnete Tasten  auf der Rückseite sehr schnell erreichen. Schnelles und intuitives Fotografieren ermöglicht  auch der Multi-Hybrid-Optische-Sucher der X-Pro 1. Er bietet wahlweise ein optisches oder elektronisches Sucherbild; der mit dem Zeigefi nger erreichbare Hebel neben dem Objektiv dient zum Umschalten. Während der elektronische Modus zu 100 Prozent den späteren Bildausschnitt zeigt, markiert im optischen Modus ein weißer Rahmen den Bildbereich, der je nach angesetztem Objektiv aufgenommen wird. Die optische Anzeige ist nicht besonders genau, erlaubt es dem Fotografen jedoch, sich ohne Ablenkung voll auf das Motiv und das Geschehen im Umfeld zu konzentrieren.

Schwachpunkt Autofokus

Der größte Schwachpunkt der X-Pro 1 war im Praxistest der Autofokus. Er ist gefühlt ähnlich gemächlich, wie der des Schwestermodells X100 (siehe  DPH  06/2011). Für spontane Schnappschüsse bewegter Motive ist die X-Pro 1 kaum geeignet. Überrascht hat uns der dürftige manuelle Fokus: Es gibt zwar eine Sucherlupe, doch der Fokusring dreht sich schwer und es fehlt eine hilfreiche Entfernungsskala am Objektiv. Apropos Objektive: Mit der X-Pro 1 feiert das neue Fujifi lm X-Bajonett seine Premiere. Durch ein besonders geringes Auflagemaß – der Abstand zwischen Bajonett und Sensor beträgt nur 17,7 mm – soll es einen optimalen Einfallswinkel der Lichtstrahlen und damit eine besonders hohe Bildqualität ermöglichen. Im ersten Schritt sind drei Fujinon XF-Objektive (Kasten links) erhältlich. Bis 2013 sollen den aktuellen Plänen von Fujifilm zufolge weitere sechs Fujinon-Objektive hinzukommen: 14mm, 18-72mm F4.0, 28mm F 2.8, 23mm F2.0; 70-200mm F4.0; 12-24mm F4.0. Ebenfalls in Planung ist ein M-Mount-Adapter, mit dem sich Leica M-Objektive an der X-Pro 1 nutzen lassen.

FAZIT

Knapp 1.600 Euro – der Preis für die Fujifilm X-Pro 1 ist heftig. Für das Geld bekommen Sie zum Beispiel auch die Semiprofi-DSLR Canon EOS 7D. Trotzdem: Nach unserem Praxistest ist uns die X-Pro 1 ihren Preis wert. Klasse Verarbeitung, hervorragende Bildqualität, einfaches Handling – fortgeschrittene Fotografen, die intuitiv fotografi eren wollen, werden an der neuen Systemkamera echte Freude haben. Nur der gemächliche Autofokus und der noch wenig ausgefeilte manuelle Fokus lassen uns vor dem Kauf zögern.

Lesen Sie diesen und andere ausführliche Tests in der Printausgabe der DigitalPHOTO 05/2012. Dort finden Sie detailierte Testergebnisse sowie hochauflösende Testbilder.

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