In diesen Tagen feiert Jobo AG ihren 80. Geburtstag. Das in Gummersbach ansässige Unternehmen wurde 1923 gegründet und hat in der langjährigen Firmengeschichte den Wandel vom Fotozulieferer zum Digitalspezialisten vollzogen.
Mit der Firmengründung 1923 machte Johannes Bockemühl einen kleinen Schritt in die Fotobranche und brachte es zu weltweiter Anerkennung. Mit der Entwicklung und Herstellung des legendären „Jobo-Tanks“, mit dem Fotografen und Labore S/W-Filme selbst entwickeln konnten, wurde Jobo zur Marke in der Laborbranche.
Von diesem Zeitpunkt an begannen ganze Generationen von Fotografen ihre Karriere mit der Entwicklung der eigenen Filme im Jobo Tank. Selbst die deutsche Photoelite an Hochschulen und Universitäten war der Technologie und Kunst „Photographie“ zugetan und bevorzugte Jobo-Equipment zur Entwicklung Ihrer künstlerischen Arbeit.
1960 trat Johannes Jürgen Bockemühl als gelernter Industriekaufmann und Fotoingenieur in das elterliche Unternehmen ein. Er nutzte geschickt die neuen Erkenntnisse auf dem Gebiet der Farb-Fotochemie. Mit dem kompakten Colorprocessor, der die Verarbeitungszeiten für Colorpapiere durch Höchstemperaturprozesse (von 22° C auf 38° C) von etwa einer Stunde auf 3-4 Minuten verkürzte, setzte Jobo einen weiteren Meilenstein.
Unter der Leitung von J.J. Bockemühl wurde aus dem handwerklichen Hersteller ein gut organisiertes, mittelständisches Unternehmen für computergesteuerte Film- und Papier-Entwicklungsmaschinen. Jobo erlebte starke Wachstumsjahre und wurde Marktführer im Fotolaborbereich. Gleich ob bei Hobby- und Berufsfotografen in Studio, Industrie sowie Forschung und Wissenschaft; überall waren die zuverlässigen Prozessoren für die schnelle Dia-Filmentwicklung vor Ort gefragt. Mit diesem Wissen gründete Bockemühl die JOBO Inc. in den USA. Es folgten zwei Jahre Aufenthalt mit seiner sechsköpfigen Familie in Michigan. Während dieser Zeit weitete er den Verkauf der Jobo-Produkte zusätzlich auf osteuropäische Länder aus.
J.J.Bockemühl erlebte die Folgen des Technologiewandels, die Rückführung des Unternehmens auf rund ein Drittel der Beschäftigten sowie die Neuorientierung auf die wachstumsstarke, innovative Digitalfotografie. Dabei erkannte er schnell, dass die junge Digitaltechnologie nur von digital denkenden Mitarbeitern für Jobo fruchtbar umgesetzt werden kann. Die Eigenfertigung von Laborgeräten und einem PC-gesteuerten Biogerät für die Genforschung macht heute zwar immer noch zirka 50 Prozent des Umsatzes aus, doch das Zukunftsgeschäft liegt im Digitalmarkt.
In diesem dynamischen Umfeld liefern vor allem die umschlagsstarken Produkte wie des Zubehörgeschäftes Umsatz und attraktive Margen für Handel und Hersteller. Hier hat Jobo in den letzten Jahren eine breite Produktpalette von Kartenlesern, mobilen Festplattenspeichern, CD-Brennern und Software aufgebaut, die zum Teil unter eigenem Namen vertrieben werden.
Mittlerweile gewinnen die Schnittstellenmärkte zwischen den einzelnen Bereichen immer mehr an Bedeutung und bieten dem Handel gewaltige Absatzpotenziale. Dies hat auch Jobo erkannt und beginnt mit dem Aufbau einer Zubehörlinie aus dem IT-Bereich. Mit Apacer’s Audio Steno MP3-Player, USB Flash-Drives stehen die ersten Produkte dieser Linie fest.
Der Rückzug von J.J. Bockemühl aus dem operativen Geschäft ist gut vorbereitet. Jobo bewegt sich in neuen Nischen und wird weiterhin von kreativen Vermarktern geführt. Die vor einem Jahr gegründete Jobo AG führen sein Schwager Manfred Höfken als Vorstandsvorsitzender, Dr. Massimo Manazza (V), Johannes Bockemühl jun. (V) und Prokuristin Aloisia Krapfl als operative Geschäftsführung.
JOBO sieht auch nach 80 Jahren in eine prosperierende Zukunft und verabschiedet Johannes Jürgen Bockemühl in seinen wohlverdienten Ruhestand.