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Sehen und fotografieren

Fotografieren heißt, sehen lernen (Andreas Feininger, Ernst Haas). Wir setzen noch eins drauf, denn Fotografie bedeutet auch, Motive zu entdecken und an ihnen nicht achtlos vorüberzugehen. Dies gelingt aber nur, wenn wir die Alltagsroutine bewusst durchbrechen und dadurch unsere Welt mit wacheren Augen wahrnehmen.

Wenn wir unseren Tagesablauf betrachten, so gleicht ein Tag dem anderen mit identischen Wegen, zum Beispiel zur Arbeit bis hin zu bevorzugten Sitzplätzen in Bus und Bahn. Diese Routine führt zu Blindheit, so dass wir Veränderungen, aber auch Motive nicht mehr sehen, auch, wenn sie fotografisch überaus lohnenswert sind und quasi vor unseren Füßen liegen. Der große Vorteil von Nachwuchsfotografen ist, dass sie noch dabei sind, ihre Welt zu erobern und dementsprechend neugierig darauf sind, was sich ihnen bietet. Sie entdecken Motive wie am Fließband und das macht ihre Fotografien auch oftmals so lebendig, sehenswert und zu wichtigen Zeitzeugnissen. Wir können uns nun nicht jünger machen als wir sind, wir können aber die Routine bezwingen, was nicht nur aus fotografischer Sicht von Vorteil ist.

Man muss nicht in die Ferne schweifen, um Motive zu entdecken und der Fotografie nachzugehen. In einem Radius von 50 bis 100 Metern um Ihren Wohnort, gibt es verdammt viel zu entdecken – man muss es nur sehen wollen. Nehmen Sie sich einmal die Zeit, verlassen Sie mit Ihrer Kamera bestückt das Zuhause, gehen Sie 100 Schritte und drehen Sie sich einmal mit offenen Augen im Kreis. Ruck, zuck, das versprechen wir Ihnen, haben Sie mindestens zehn Motive, die es lohnt zu fotografieren. Das kann der mit etwas Kuriosem beklebte Müllcontainer ebenso sein, wie die Katze auf einem Fenstersims, die Rückansicht eines ungleichen Pärchens, der herausgeputzte Oldtimer, ein prachtvoller Baum, der Straßenmusikant, das Schaufenster eines Ladens, die orangefarbige Haustüre, der überfüllte Briefkasten oder aber beispielsweise die Rose in einem Vorgarten. Spektakulär klingen die Motivbeispiele auf den ersten Blick sicherlich nicht, wenn sie aber von Ihnen richtig in Szene gesetzt werden, dann sieht die ganze Sache schon anders aus – da kann aus einem Allerweltsmotiv etwas ganz besonderes werden.

Wenn Sie Ihr Motiv entdeckt haben, so überfrachten Sie Ihre Aufnahmen nicht mit zu vielen Details – arbeiten Sie das heraus, was Ihnen wichtig ist. Die Totalansicht wird Sie nicht zum Ziel bringen, viel wichtiger ist das Spiel mit dem Zoom vom Weitwinkel bis zum Tele. Auch, wenn das Fotografieren aus Augenhöhe am bequemsten ist, so lohnt es sich, auch mal einen niedrigeren oder erhöhten fotografischen Standpunkt einzunehmen. Sofern Ihre Kamera über Effektfilter verfügt, sollten diese ruhig zum Einsatz kommen. Nicht jeder eignet sich für jedes Motiv, das findet man aber schnell heraus. Spielen Sie auch mit der Schärfentiefe und den Kameraprogrammen, auf diese Weise lernt man übrigens seine Kamera kennen und beherrscht sie bald wie im Schlaf.

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