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Ratgeber

Die One-Mount-Strategie von Sony: ein willkommene Erleichterung für den fotografischen Alltag

Inhaltsverzeichnis

Sony setzt auf die One-Mount-Strategie, bei der alle spiegellosen Systemkameras mit dem gleichen Bajonett ausgestattet sind – von APS-C bis Vollformat, von Foto bis Video. Dieses Vorgehen reduziert Kosten auf allen Seiten und stellt im fotografischen Alltag eine willkommene Erleichterung dar.

Das unverzichtbare Bindeglied zwischen Objektiv und Kameragehäuse ist das Bajonett (Englisch: Mount). Ein möglichst solides Stück gefrästes Metall, das die Optiken sicher mit der Kamera verbindet und alle wichtigen elektronischen und mechanischen Kontakte herstellt.

Dabei kocht traditionell jeder Hersteller sein sprichwörtliches „eigenes Süppchen“, und so unterscheiden sich vor allem die Durchmesser und die Auflagemaße (Abstand zwischen hinterem Linsenelement und Sensor) von Hersteller zu Hersteller. Nach der Übernahme von Minolta durch Sony war das vorherrschende Bajonett der A-Mount, der sich an Kameras mit der sogenannten SLT-Technologie (Single Lens Translucent) findet – eine Technologie mit starrem, teildurchlässigem Spiegel.

Andererseits strebten Hersteller wie Sony schon seit Längerem danach, die Anzahl mechanischer beziehungsweise beweglicher (und damit verschleißgefährdeter) Bauteile zu verringern, und mit den ersten Modellen der Sony NEX-Serie kam dann der E-Mount auf den Markt. Damit bot Sony erstmals ein spiegelloses System an, das aufgrund seines geringen Auflagemaßes die Adaption älterer Objektive oder Objektive von Drittherstellern mit anderen Bajonetten erlaubte.

Bei bis dato üblichen Spiegelreflexkameras war der Abstand zwischen Objektiv und Sensor, bedingt durch den Spiegelkasten, relativ hoch (bei Sony 44,5 Millimeter). Die spiegellosen Systeme benötigten diesen Platz nicht mehr, das Auflagemaß sank auf 18 Millimeter. Adapter, die das ursprünglich größere Auflagemaß wieder herstellen, erlauben den Anschluss älterer Optiken.

Ein echter Meilenstein 

Einer der größten Vorteile der spiegellosen Systeme liegt tatsächlich in der deutlichen Größen- und Gewichtsreduktion der Kameras. Es dauerte allerdings eine Weile, ehe sich „mirrorless“ flächendeckend durchsetzte. Eine Herausforderung war der Autofokus, der nunmehr ohne eigenen Sensor auskommen musste. Das nutzten Hersteller wie Sony wiederum zu ihrem Vorteil, indem sie Phasen- und Kontrastdetektionspunkte direkt auf dem Bildsensor unterbrachten.

Die Zeiten fehljustierter Fokussiereinheiten waren damit gezählt, und über die Leistungsfähigkeit aktueller Autofokussysteme von Sony muss man ja nicht mehr allzu viele Worte verlieren. Das erkannten auch die beiden Giganten Canon und Nikon, die – offenbar vom Erfolg der Sony-Modelle inspiriert – mittlerweile ebenfalls spiegellose Kamerasysteme im APS-C- und Vollformat anbieten.

Doch zurück zu Sony: Nach der Einführung des E-Mounts mit der NEX-Serie Ende 2010, die mit APS-C-Sensoren ausgerüstet war, stellte sich uns Foto-Enthusiasten die logische Frage, ob und wie man die spiegellose Idee auf Vollformatsensoren übertragen konnte. Und tatsächlich erschien Ende 2013 die erste Alpha 7, eine spiegellose Autofokus-Kamera mit Vollformatsensor. Ein Meilenstein und der Startschuss einer beispiellosen Erfolgsgeschichte.

Mit dem Bekenntnis zu einem Bajonett für alle Klassen sorgt Sony für Zukunftsfähigkeit – und für Vorteile im Fotoalltag.

Carsten Mohr, Test & Technik

Kritik am Bajonett 

Natürlich gab es Unkenrufe aus allen Richtungen: Der Durchmesser des E-Mounts sei mit 46,1 Millimetern zu gering, um den Bildkreis des Vollformatsensors technisch einwandfrei ausleuchten zu können. Der E-Mount sei zudem zu knapp bemessen, um beispielsweise extrem lichtstarke Objektive konstruieren zu können, die gleichzeitig bezahlbar und vor allem gewichtsmäßig erträglich ausfallen.

So verlieh etwa Nikon seinem 2018 eingeführten Z-Mount einen großzügigen Durchmesser von 55 Millimetern und Canon im gleichen Jahr dem RF-Mount immerhin 54 Millimeter. Die Argumente verpufften allerdings im Zuge des technologischen Fortschritts, den die Japaner vorantreiben: Die Bildqualität einer Alpha 7R IV oder Alpha 1 mit ihren 61 bzw. 50,1 Megapixeln ist über jeden Zweifel erhaben.

Und das Thema Lichtstärke dürfte sich spätestens mit Einführung des FE 50mm F1.2 GM erledigt haben: Hier bietet Sony eine fantastische Bilqualität selbst bei Offenblende – und das knapp 30 Prozent leichter und kompakter als das vergleichbare Nikkor Z 50mm F/1.2 S.

Lieblingsobjektive

Es gibt einen ganz besonderen Vorteil, den Sony zum Beispiel gegenüber Mitbewerber Canon hat: ein Bajonett für alle Formate. Im Klartext heißt das, dass – wie bereits beschrieben – sowohl APS-C-Kameras als auch Vollformatkameras das gleiche Bajonett haben. Das sieht bei Canon anders aus, denn der Canon M-Mount (APS-C) und der RF-Mount (Vollformat) sind nicht kompatibel.

Nun könnte man argumentieren, dass dies ja nicht allzu schlimm sei und wir es traditionell gewohnt sind, für fast jede Kamera ein anderes Objektivstem zu nutzen. Die Vorteile sind aber kaum von der Hand zu weisen, und spätestens in der Praxis überzeugt die One-Mount-Strategie: Fotografen können professionelle GM-Optiken auch an einer ultrakompakten Kamera der Alpha 6000-Serie nutzen.

Oder ein günstiges FE 35mm F1.8 an ihre Alpha 7R III für die Streetfotografie einsetzen, anstatt das teure und etwas größere FE 35mm 1.4 GM den Elementen auszusetzen. Vlogger und Film-Enthusiasten müssen ebenfalls nicht in zwei oder mehr Objektivparks investieren, sondern können ihre Objektive an spiegellosen Systemkameras zum Vloggen nutzen und die gleichen Optiken in anderen Projekten an Kameras wie der FX3 oder FX6 für professionelle Filmeinsätze verwenden.

Das spart nicht nur Material, Nerven und Aufwand, sondern schlussendlich vor allem Geld. Es erleichtert zudem signifikant den Einstieg in das Alpha-System, denn vor gar nicht allzu langer Zeit bedeutete der Aufstieg von APS-C zu Vollformat eine riesige Investition, da der gesamte Objektivpark neu gekauft werden musste.

Heute können Fotofans mit einer günstigen APS-C-Kamera und erschwinglichen f/1,8-Objektiven einsteigen und sich ausprobieren. Ein Upgrade ist später in alle Richtungen möglich. Ein leistungsstärkeres Objektiv? Eine besserer Body? Umstieg aufs Vollformat? Vlogging- oder Videokamera geplant? Alles kein Problem.

Und wer kennt das nicht: Da hat man nach viel Sucherei ein Objektiv gefunden, das so richtig passt (und das ist ja immer eine sehr persönliche Sache), aber für den nächsten Kurzfilm ist es nicht einsetzbar – also geht dort die Suche wieder los. Nicht so bei Sony, denn Lieblingsobjektiv bleibt Lieblingsobjektiv – ob im Video- oder Fotobereich. Im Fotoalltag zeigen sich die enormen Vorteile dieser Strategie immer wieder, denn auch im Team von Fotografen und Filmemachern am Set lassen sich Objektive nahtlos austauschen, und der Übergang vom Vlog zum Still zum Film ist nahtlos.

So kann jeweils die optimale Kombination aus Kamera und Objektiv gewählt werden, ohne störende Limitierungen – und vor allem ohne kreative Grenzen. 

Äußerst verbindlich: Sensorklassen und Foto/Video

Die One-Mount-Strategie verbindet nicht nur Sensorklassen, sondern auch die Bereiche Video und Foto. Und sie erleichtert den Übergang zwischen Amateur- und Profi-Ausstattung.

APS-C und Vollformat 

Im Gegensatz zu manch anderem Hersteller können APS-C- und Vollformatobjektive an allen spiegellosen Systemkameras von Sony genutzt werden. Die Vollformat-Modelle der A7- und A9-Reihe sowie die A1 bieten dafür einen Crop-Modus. Vollformat-Objektive wie zum Beispiel das FE 35mm F1.8 lassen sich an Kameras der A6000er-Reihe nutzen und werden durch den Crop-Faktor dort praktisch zur „Normalbrennweite“. Die Notwendigkeit der Anschaffung separater Objektive für die jeweiligen Klassen entfällt.

Video und Foto 

Weil nicht nur die spiegellosen Kameras mit Fokus auf Fotografie, sondern auch die Video-zentrierten Modelle von Sony (wie zum Beispiel die FX3) das gleiche Bajonett haben, lassen sich auch hier die Objektive untereinander austauschen. Das hat natürlich Kostenvorteile für die Anwender*innen, reduziert den Materialeinsatz bei hybriden Anwendungen (Film und Foto) und vereinfacht schlicht den Arbeitsalltag. „Lieblingsobjektive“ können gleichermaßen im Video- wie Fotobereich eingesetzt werden, und am Set ist eine optimale Kompatibilität von Kameragehäusen und Objektiven gewährleistet.

Amateure und Profis 

Die oft klare Trennung zwischen Profis und Amateuren wird durch die One-Mount-Strategie insofern aufgeweicht, als dass alle Nutzergruppen dasselbe Bajonett verwenden und damit die Grenzen fließend werden: Beim Aufstieg in eine andere Sensorklasse muss nun nicht mehr der Objektivpark erneuert werden. Und Profis können an ihrem privaten Zweitgehäuse ihre edlen Objektive aus dem Fotojob nutzen.

Künstliche Grenzen aufgehoben 

Die One-Mount-Strategie verbindet also nicht nur die verschiedenen Sensorformate (APS-C und Vollformat), sondern auch Film und Foto. Und damit auch das gesamte Spektrum von Beginnern bis zu Profis. In der Entwicklung bedeutet das zudem, dass Sony die Objektive verstärkt auf „hybride“ Einsatzmöglichkeiten hin optimiert. Dazu gehören zum Beispiel lineare Fokusmotoren, die Reduktion axial-chromatischer Abbildungsfehler oder die Berücksichtigung von Aspekten wie Fokusatmung (Focus Breathing) und stufen- sowie geräuschloser Blendensteuerung, die wiederum in der Fotografie keine so große Rolle spielen wie im Filmbereich.

So profitieren Einsteiger von Entwicklungen aus dem professionellen Fotobereich, wie Autofokus mit Augenerkennung bei Menschen und Tieren. Vlogger können sich auf Videotechnologien verlassen, die aus dem Profibereich übernommen wurden.

Ein Bajonett für alle Klassen bietet also neben den spürbaren praktischen Mehrwerten auch Vorteile im technologischen Bereich, da nicht mehr für jede Kameraklasse oder für jeden Anwendungsbereich isoliert gearbeitet wird, sondern alle Nutzer*innen auf fortschrittliche Entwicklungen zurückgreifen können: effektive Sensorstabilisierung, 4D-Autofokus, ultraschnelle Fokusmotoren und vieles mehr.

Die E-Mount-Strategie von Sony ist super – insbesondere wenn man mehrere Kameras hat, zum Beispiel APS-C und Vollformat.

Robert Maschke, Profifotograf

Zukunftsfähigkeit? Check! 

Für uns als Foto- und Videobegeisterte bringt die Fokussierung auf eine solche Strategie zahlreiche Vorteile: Die Einstiegshürden in das Sony-System werden reduziert, die Grenzen zwischen Film und Foto aufgeweicht, das Angebot an verfügbaren Objektiven größer – und das in allen Preisklassen. Die Festlegung auf einen Mount sorgt für Verlässlichkeit und Zukunftsfähigkeit, denn auch Dritthersteller können sich darauf einstellen.

Es ist darüber hinaus schon als beachtlich zu bezeichnen, was Sony seit Einführung des E-Mount Ende 2010 erreicht hat – technologisch und bezogen auf die Marktposition der Japaner. Die One-Mount-Strategie und damit das Bekenntnis zum E-Mount ist dabei ein logischer und aus unserer Sicht absolut sinnvoller Schritt. Und dass dies viele Film- und Foto-Enthusiasten ebenso sehen, lässt sich spätestens am enormen Markterfolg ablesen.

DigitalPHOTO-Fazit 

Ein Bajonett für alle Bereiche: Was vielleicht zu einfach klingt, um auch wirklich gut zu sein, spielt in der Praxis zahllose Vorteile aus. Die Kluft zwischen Anfänger*innen und Profis wird geringer, der finanzielle Aufwand beim Wechsel in höhere Kameraklassen reduziert, der Bruch zwischen Film- und Foto praktisch aufgehoben. Die früher noch üblichen „Systemwechsel“ innerhalb des Sortiments eines Herstellers sind damit endlich passé.

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