Ratgeber

Makrofotografie: Die Natur im Detail

Passend zu unserem neuen Magazin "Outdoor Fotografie" zeigen wir Ihnen nachfolgend wie Sie gelungene Detailaufnahmen in der Natur machen. Zur Veranschaulichung eignen sich Pilze besonders gut. Die kleinen Lebewesen brechen vornehmlich zur Herbstzeit nach und nach aus dem Boden heraus und zeigen sich mit faszinierenden Hüten und Lamellen – das ideale Makro-Motiv. Wir zeigen Ihnen, wie Sie von Ihren künftigen Waldspaziergängen tolle Bilder mit nach Hause bringen.

Wer kleine Objekte großflächig abbilden möchte, nimmt am besten ein Makro-Objektiv. Dies ist der einfachste Weg, schnell und mit hoher Qualität an das gewünschte Makrofoto zu gelangen. Makro-Objektive zeichnen sich im Vergleich zu Standard-Objektiven durch einen deutlich größeren Abbildungsmaßstab aus. Ihre optische Konstruktion ermöglicht es, Motive in ihrer natürlichen Größe auf den Sensor abzubilden (sprich im Maßstab 1:1). Selbst kleinste Motive wirken so auf Fotos faszinierend.

Gehen Sie nah ran

Nutzen Sie die kurze Naheinstellgrenze Ihres Makro-Objektivs, um zu Ergebnissen mit außergewöhnlicher Bildwirkung zu gelangen. Durch die kurze Fokusdistanz entsteht eine tolle Freistellung Ihres Motiv samt schönem Bokeh – selbst dann, wenn Sie nicht mit Blende f/2,8 fotografieren. Ein großer Abbildungsmaßstab von 1:1 oder 2:1 bringt dabei den entscheidenden Wow-Effekt mit sich. Probieren Sie es doch einmal aus und fotografieren Sie kleine Motive aus unmittelbarer Nähe.

Wir haben uns für diesen Workshop für das Sigma Makro 105mm F2,8 EX DG OS HSM entschieden. Dieses vollformattaugliche Objektiv verfügt über eine tolle optische und haptische Qualität und besitzt darüber hinaus einen leistungsstarken Bildstabilisator und Ultraschall-Autofokusmotor. Wenn Sie allerdings wie wir von einem Stativ fotografieren, um trotz der geringen Lichtmenge im Wald bei geringen ISO-Werten fotografieren zu können, sollten Sie diese beiden Funktionen deaktivieren. Denn fotografieren Sie bei aktiviertem Bildstabilisator und langen Belichtungszeiten dennoch von einem Stativ, versucht der Stabilisator nicht vorhandene Verwacklungen auszugleichen. Durch den aktivierten Stabilisator entstünde dann wiederum Unschärfe im Foto. Der manuelle Fokus hilft Ihnen, eine präzise Fokussierung auf das von Ihnen gewünschte Detail des Motivs vornehmen zu können. Durch die lange Brennweite des Sigma-Objektivs von 105mm ist zudem eine verzerrungsfreie Abbildung garantiert. Ganz anders als in dem zweiten Teil dieses Makro-Workshops, bei dem wir den gleichen Pilz sehr weitwinklig abgebildet haben. Für welche Art der Darstellung Sie sich auch entscheiden: Wir wünschen in jedem Fall viel Spaß auf der fotografischen Pilzjagd!

Nah ran mit dem Weitwinkel

Für den zweiten Teil dieses Workshops haben wir das klassische Makro-Objektiv in den Fotorucksack gesteckt und stattdessen ein Weitwinkelobjektiv an die Kamera angesetzt. So fotografierten wir den gleichen Pilz mit vollkommen anderer Bildwirkung. Wenn es dramatisch werden soll, eignet sich der Einsatz eines Weitwinkelobjektivs. Anders als das Makro mit Telebrennweite besitzt zum Beispiel das 10–20mm F3,5 EX DC HSM von Sigma einen viel größeren Bildwinkel und kann damit eine größere Fläche abbilden. Wer schon einmal im Weitwinkelbereich fotografiert hat, wird bestätigen können, dass das Motiv hierbei schnell verzerrt wird. Diese Verzerrung können Sie allerdings auch zum Stilelement im Foto machen, ähnlich wie wir hier, in diesem zweiten Workshopteil: Der Pilz wirkt anders als im klassischen Makrofoto sehr viel kleiner. Das liegt unter anderem an den Bäumen im Hintergrund, die durch die weit- winklige Optik stark in die Länge gezogen werden und damit im Foto sehr präsent sind. Trotz der Abbildung vor großer Kulisse ist unser Pilz auch diesmal schön freigestellt. Grund dafür ist die offene Blende von f/3,5, die das Sigma-Weitwinkel- objektiv ermöglicht. Zudem befindet sich das Objektiv in unmittelbarer Nähe zum Pilz. Diese geringe Fokusdistanz verstärkt die geringe Schärfentiefe. Im Vergleich zum Foto mit dem Makro-Objektiv in Projekt 1 wirkt dieses Pilzfoto sehr viel lebendiger. Bei einem solch weitwinkligen Foto müssen Sie allerdings sehr genau darauf achten, dass keine störenden Objekte, wie beispielsweise Schuhe oder Stativbeine im Bildausschnitt zu sehen sind. Das klingt zwar ein wenig banal, ist aber bei einer Brennweite von unter 20mm schon mal schnell passiert. Zwar haben wir auch in diesem zweiten Teil auf den schnellen Autofokus des Sigma-Objektivs verzichtet, allerdings zahlt sich die- ser aus, sobald Sie die Kamera vom Stativ nehmen. Fotografieren Sie also Freihand, ist es lohnenswert, Autofokus und gegebenenfalls Bildstabilisator (wie bei Sigmas Makro-Objektiv) einzuschalten.

Geht's weitwinkliger?

Wenn Ihnen 10mm noch zu viel Brennweite sind, gibt es Objektive, die eine noch geringere Brennweite mitbringen. Wie beispielsweise das Sigma 8–16mm F4,5–5,6 DC HSM. Nun liegt der Gedanke nah, dass sich die geringste Brennweite im Vergleich zum Sigma 10–20mm F3,5 EX DC HSM doch um nur zwei Millimeter unterscheidet: Das ist zwar richtig, bringt allerdings trotzdem einen großen Unterschied mit sich. Insbesondere im Weitwinkelbereich können einzelne Millimeter Brennweite letztlich über mehrere Meter Aufnahmebereich im Bild entscheiden.

Beim Vergleich zwischen den beiden Makro-Projekten gilt festzuhalten, dass Sie das Objektiv immer auf Ihr Motiv abstimmen sollten. Testen Sie für verschiedene Bildwirkungen verschiedene Brennweiten. Bei Makro-Motiven in der Natur kann eine weitwinklige Aufnahme die bessere Lösung sein. Fotografieren Sie allerdings Objekte, die für sich stehen sollen und nicht verzerrt werden dürfen, sind sie mit einem echten Makro-Objektiv besser beraten.

Lesetipp

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