Test

Spiegelloses Schmuckstück im Test: OM-D E-M5 Mark II von Olympus

Rund drei Jahre nach dem Erscheinen der OM-D E-M5 präsentiert Olympus im Frühjahr 2015 den Nachfolger: die Mark II. Neben dem schicken Retrodesign glänzt die spiegellose Systemkamera vor allem mit ihren inneren Werten. Ein 16-Megapixel-Sensor mit 40 Megapixel-Modus, eine 5-Achsen-Stabilisator und ein gutes Bedienkonzept sind die Neuerungen, die die Kamera mit sich bringt. Wie sich das Modell schlägt, verrät unser Test. 

Mit der neuen OM-D E-M5 Mark II bleibt Olympus seiner Linie weiter treu. Sowohl in optischer als auch in politischer Hinsicht. Denn während ein Großteil der Kamerahersteller auf größere APS-C- oder Vollformat-Sensoren setzt, vertraut der japanische Konzern mit Sitz in Shinjuku, Tokio, seiner Micro-Four-Thirds-Sensortechnik (MFT), die er gemeinsam mit Panasonic entwickelt und in den letzten Jahren vorangetrieben hat – mit Erfolg! Zeichneten sich die ersten „MFT-Modelle“ noch durch vergleichsweise hohes Bildrauschen und geringe Auflösung aus, glänzt die neueste Micro-Four-Thirds-Generation im DigitalPHOTO-Testlabor mit beeindruckender Leistung. So auch die OM-D E-M5 Mark II, die optisch eine Hommage an die zwischen 1972 bis 2002 produzierte OM-Serie von Olympus darstellt. Ausgestattet mit einem 16-Megapixel-Live MOS-Chip punktet die Kamera mit einer sehr scharfen Auflösung bei ISO 100. Bis ISO 800 bleibt das Level konstant hoch. Danach muss jedoch mit einem zunehmenden Bildrauschen gerechnet werden. Die Hochempfindlichkeitsstufe ISO 25.600, die die E-M5 Mark II maximal zur Verfügung stellt, sollte man dementsprechend aus qualitativer Sicht meiden.

Weltbester Stabilisator

In der Praxis müssen die hohen Empfindlichkeiten jedoch nicht zwingend zum Einsatz kommen, auch wenn man kein Stativ mit sich führt. Der neue Fünf-Achsen-Bildstabilisator macht es möglich. Dieser ist laut Herstellerangabe der gegenwärtig leistungsstärkste Vertreter seiner Art und soll bis zu fünf Blendenstufen mehr Spielraum bieten. Das ist eine Stufe mehr als die Vorgängerin – und auch das aktuelle Olympus Flaggschiff OM-D E-M1 – mitbringt (s. Kasten oben rechts). Ähnliches Niveau verspricht nur noch Sonys spiegellose Alpha 7 II, dessen Bildstabilisator 4,5 Blendenstufen kompensiert. Bei unserem Testshooting in der aufblühenden Kölner Flora überzeugte das System vollauf (s. Fotos auf der folgenden Seite). Längere Belichtungszeiten ließen sich verwacklungsfrei aus der Hand ablichten. Damit ist die E-M5 Mark II insbesondere für Freihandfotos in der Dämmerung oder lichtkritische Situationen, in denen kein Stativ zum Einsatz kommen darf (z. B. Konzertfotografie), prädestiniert.

40-Megapixel-Modus

Neben dem klassischen 16-Megapixel-Foto wartet die OM-D E-M5 Mark II noch mit einer Besonderheit auf: der 40-Megapixel-Aufnahme. Diese wird jedoch nicht – wie etwa bei Canons neuer EOS 5DS/5DS R oder Nikons D810 – durch einen entsprechend hochauflösenden Sensor ermöglicht, sondern mit Hilfe des TruePic VII-Bildprozessors errechnet. Dabei erstellt die Kamera acht Schnappschüsse in Serie mit einer jeweiligen Pixelverschiebung um 0,5 Schritte zwischen den einzelnen Bildern. Im Anschluss verrechnet der Taktgeber die Fotos zu einer JPEG-Datei mit satten 40 Megapixeln. Voraussetzung für ein scharfes Ergebnis ist jedoch ein Stativ. Denn nur so lässt sich der Modus verwacklungsfrei nutzen. Aus der Hand fotografiert macht der Modus keinen überzeugenden Eindruck.

Verbesserungen im Detail

Wer vor der Frage steht: Alte E-M5 oder neue E-M5 Mark II, dem können wir getrost zu Letzterem raten. Denn gegenüber der Vorgängerin aus dem Jahr 2012 hat Olympus zahlreiche Details verbessert. Allen voran das Handling. So wurde das bereits gute Bedienkonzept weiter optimiert. Insbesondere die Drehräder auf der Oberseite sind nun noch fingerfreundlicher platziert und mit schönen Feinheiten, wie dem arretierbaren Modusrad, ausgestattet. Nichtsdestotrotz sollte man – gerade als DSLR-Umsteiger – eine gewisse Eingewöhnungszeit einkalkulieren, bis alle Finger sicher zum jeweiligen Bedienelement navigieren. Denn im Gegensatz zu anderen Kameras tummeln sich auf dem Gehäuse der E-M5 Mark II zahlreiche Knöpfe und Schalter, die sich mit allerlei Sonderfunktionen belegen lassen. Hat man sich jedoch erst einmal eingespielt, geht die Bedienung sehr gut von der Hand. Weitere Pluspunkte gibt es für die verbesserten technischen Details im Vergleich zur Vorgängerin E-M5. Dazu zählen etwa die kürzere Belichtungszeit von 1/8000 Sekunden (vorher 1/4000 Sek.), der höher auflösende Sucher mit 2,36 Millionen Bildpunkten und einer Bildvergrößerung von 1,48x (vorher: 1,44 Mio. Bp./1,15x Vergrößerung) sowie das nun komplett dreh- und neigbare 3-Zoll-Touchdisplay mit 1,04 Millionen Bildpunkten (vorher: 3 Zoll, starr, 0,61 Mio. Bp.). Videofans werden sich darüber hinaus über den deutlich verbesserten Aufnahmemodus mit nun maximal 1080/60p und 77 Mbps Bitrate freuen (vorher: 1080/30p; 17 Mbps).Abgerundet wird der Auftritt der E-M5 Mark II durch das magnesiumlegierte, staub-, spritz- und frostgeschützte Gehäuse, das integrierte Wi-Fi-Modul und das rasante Autofokus-System, das mit 81 Messfeldern ausgestattet ist. Im Test überzeugt es mit einer ultrakurzen Verzögerung von nur 0,04 Sekunden im Tele- und gar keiner messbaren Verzögerung im Weitwinkelbereich. Im Touchbetrieb braucht der Autofokus schnelle 0,05 im Weitwinkel- und 0,17 Sek. im Telebereich für die Fokussierung. Top!

Fazit

Nostalgische Optik, moderner Kern, die OM-D E-M5 Mark II zeigt auf beeindruckende Weise, zu welchen Topleistungen die neue Micro-Four-Thirds-Generation fähig ist. Dabei zeichnen vor allem die scharfen Bilder, der leistungsstarke Bildstabilisator und das rundum geschützte, kompakte Gehäuse das neue Modell aus. Darüber hinaus punktet das ausgereifte Kamerasystem mit einer großen Objektivauswahl für das MFT-Bajonett. Sowohl von Olympus selbst als auch von Panasonic, Sigma, Tamron, Voigtländer, Walimex und Lensbaby.

Bewertung
Name
Olympus OM-D E-M5 mark II
Pro
  • Rauscharm bis ISO 800
  • 5-Achsen-Bildstabilisierungssystem
  • Hochauflösender E-Sucher mit Augensensor
  • 40-Megapixel-High-Resolution-Shot
  • Dreh- und schwenkbares Touch-Display
  • Staub-/spritzwassergeschützt und frostsicher
Contra
  • Kein integrierter Blitz – externer Blitz (FL-LM3) aber im Lieferumfang enthalten
Preis
1099
Bewertung
(92%)