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Nikon D7200: Die Neue ist (fast) die Alte

Der heutige DSLR-Markt ist überlaufen und ein hartes Geschäft. Umso wichtiger ist es für die Hersteller, regelmäßig neue Modelle auf den Markt zu bringen, auch wenn technisch kaum Fortschritte erzielt wurden. Die neue Nikon D7200 ist ein typisches Beispiel für diese Entwicklung. So hat sie gegenüber ihrer zwei Jahre älteren Vorgängerin kaum Neuerungen von ihrem japanischen Herstellers bekommen.

Vorneweg: Die Nikon D7200 ist eine hervorragende Kamera, das steht außer Frage. Mit DX-Sensor im APS-C-Format ausgestattet und vielen Profi-Optionen platziert sie sich souverän im vorgesehenen Segment der hochwertigen Consumer-Spiegelreflexen, besitzt eine schnelle Serienbildfunktion und integriertes Wi-Fi für die flotte Bildübertragung. An der Bildqualität gibt es nichts zu rütteln: Im DigitalPHOTO-Testlabor erreicht sie fast 89 Prozent – ein Top-Wert für eine Kamera mit dem „kleinen“ DSLR-Sensor. Auch das Handling und die Funktionalität sind hervorragend. Das einzige Problem dabei: Schon die Vorgängerin, die D7100, die vor rund zwei Jahren auf den Markt kam, war ein großartiges DX-Modell – und die D7200 ist beinahe die gleiche Kamera. Sogar das „Leergewicht“ ist identisch geblieben, vom gewohnten Gehäusedesign ganz zu schweigen. 

Nur wenige neue Features

Nun ist es ja insbesondere in der Consumerklasse ein beliebter Sport bei allen Digitalkameraherstellern, minimale Hardware-Updates gleich mit einem neuen Modell zu feiern – man denke nur an die winzigen Sprünge zwischen Canons 650D und 700D oder Fujifilms X10 und X20, wo sich die Neuerungen hauptsächlich auf einen verbesserten Bildsensor beschränkten. Auch bei der Nikon D7200 sieht das nicht anders aus, die Verbesserungen zur Vorgängerin lassen sich an einer Hand abzählen: Zunächst 
springt die Wi-Fi-Funktion mit NFC ins Auge. Dann ist da der aktualisierte Autofokus, den Nikon nach Eigenangaben aus der Profiklasse übernommen hat: Zwar bleibt es wie bei der Vorgängerin bei 51 Messpunkten, neu ist jedoch die deutlich erhöhte Lichtempfindlichkeit des Autofokus-Systems, durch die Nikon Treffsicherheit noch bei –3 LW verspricht. Und natürlich sticht der deutlich erhöhte ISO-Wert hervor: Die Nikon D7200 arbeitet mit ISO-Werten von bis zu 25.600, während die D7100 nur ISO 6.400 unterstützte. Der Hi-ISO-Modus wurde dementsprechend ebenfalls angepasst. Zog die D7100 ihre Empfindlichkeit noch maximal bis ISO 25.600 hoch,  kann  die  D7200 sogar bis ISO 102.400 arbeiten, allerdings nur im Monochrom-Modus. Möglich wird das durch den Umstieg von der Expeed3 auf die neuere Expeed4-Bildprozessorserie, das Herz der D7200 ist also aktueller als das der D7100. Der neue Prozessor schlägt sich auch in der Akkulaufzeit nieder: Während der Hersteller bei der D7100 noch 950 Auslösungen ohne Blitz mit dem gleich gebliebenen Nikon EN-EL15-Akku verspricht, hält der Akku bei der D7200 bis zu 1.110 Auslösungen durch.

Sehr gute Bildqualität

Kurzum: Nikon hat die Vorzüge der D7100 noch einmal herausgearbeitet und im Detail verbessert – Verbesserungen, die aus den technischen Daten zunächst nicht ersichtlich sind. Hervorzuheben ist zum Beispiel die Bildqualität: Selbst bei ISO 3.200 bleibt die Detailauflösung der Bilder sehr gut. Zwar ist bereits ab ISO 800 Bildrauschen erkennbar – Folge der 24 Megapixel auf dem relativ kleinen DX-Sensor. Deutlich sichtbar und mit Verlust der Auflösung verbunden ist das Rauschen jedoch erst bei höheren Werten ab ISO 6400, insgesamt ist das Rauschverhalten gut zu kontrollieren und steigt passend zu den ISO-Werten konstant an, wobei nach und nach Details auf der Strecke bleiben. Die Verschlechterung der Auflösung bei zunehmender Lichtempfindlichkeit geht jedoch sehr moderat vonstatten – deutlich besser, als es noch bei der Vorgängerin der Fall war. Gerade für Fotografen, die viel Wert auf Available-Light-Fotos legen, eine gute Nachricht, denn hierfür eignet sich die D7200, ein lichtstarkes Objektiv vorausgesetzt, deutlich besser als ihre Vorgängerin. Schärfe und Bildqualität an sich sind Nikon-typisch hervorragend, auch die Farbwiedergabe ist sowohl im RAW- als auch im JPEG-Modus zuverlässig gut. Hervorzuheben ist der leistungsstarke automatische Weißabgleich: Dieser erweist sich als ausgesprochen treffsicher und liefert auch da optimale Werte, wo andere Kameras bereits versagen. An der Bildqualität gibt es also nichts zu meckern. Genau wie im Videomodus. Mit Full-HD-Auflösung und bis zu 60 Halbbildern pro Sekunde (60i) eignet sie sich auch für anspruchsvolle Videoprojekte, auch die dafür hilfreichen Anschlüsse – USB 2.0, HDMI und Stereoklinken Ein- und Ausgang – sind vorhanden. 

Leistungsstarke Funktionen 

Funktional zeigt die D7200, dass sie auf dem Stand der Technik ist: Mit Belichtungszeiten von bis zu 1/8000 Sekunden und einer integrierten Option für Belichtungsreihen und Zeitraffer-Aufnahmen sowie einem schnellen Serienbildmodus von bis zu sechs Bildern pro Sekunde zeigt sich die handliche DSLR für alle Aufgaben gewappnet, auch jenseits der für diese Geräteklasse üblichen fortgeschrittenen Hobbyfotografie. Auffällig und praktisch ist die extrem kurze Einschaltzeit: Die Nikon D7200 ist nach Betätigung des Einschaltrings auf der Stelle betriebsbereit. Damit ist die DSLR immer dort gut aufgehoben, wo es schnell gehen muss. 

Das doppelte Slotchen 

Von der Vorgängerin übernommen und inzwischen in vielen Nikon-Modellen anzutreffen ist der duale Kartenslot: Hier finden bei der D7200 wie schon bei der Vorgängerin zwei SD-Karten Platz.  Unterstützt werden Speicherkarten bis hoch zum aktuellen SDXC-Standard, der theoretisch Kartengrößen bis zu zwei Terabyte unterstützt. Aktuell verfügbar sind Kapazitäten von maximal 512 Gigabyte – zu entsprechend astronomischen Preisen. Zu den Slot-Modi: Vorsichtige Fotografen lassen alle Bilder zur Sicherung gleichzeitig auf beide Speicherkarten ablegen, während ordnungssinnige eher zur Trennung der Dateiformate greifen und RAW- und JPEG-Bilder auf verschiedenen Karten speichern. Per Menü lassen sich Bilder natürlich jederzeit von einer Karte auf die andere verschieben, was die Funktion im Alltag sehr praktisch gestaltet. 

Alles an seinem gewohnten Platz

Wer andere Nikon-Modelle – natürlich insbesondere die D7100 – kennt, sollte sich sofort mit der D7200 anfreunden können. Das zur Vorgängerin identische Gehäusedesign hat natürlich den Vorzug, dass Auf- und Umsteiger keinerlei Probleme mit der Bedienung haben werden. Das von Nikon gewohnte Einstellrad für die wichtigsten Kameramodi ist ebenso an seinem Platz wie andere Bedienrädchen und Knöpfe. Der 3,2 Zoll (8 Zentimeter) durchmessende Bildschirm löst mit 1.229.000 Pixeln wie bei der D7100 ausreichend hoch auf und zeigt sich mit 178 Grad Blickwinkel  und hoher Helligkeit auch bei Sonnenlicht  gut  ablesbar. Da der Bildschirm ohne Überarbeitung von der D7100 übernommen wurde, bleibt es aber leider auch bei den bereits damals genannten Kritikpunkten: Der Monitor ist starr im Gehäuse verbaut. Es fehlt eine Touch-Funktion, die, auch wenn sie eher zu den Ausstattungsmerkmalen von spiegellosen Systemkameras zählt, zum Bedienungskomfort beitragen würde. Dank Smartphones und Tablet-Computern sind viele Nutzer inzwischen daran gewöhnt, Menüs und Funktionen direkt über den Bildschirm aufzurufen – 2015 noch mehr als es bereits 2013 der Fall gewesen ist. Daher wäre ein Touch-Bildschirm natürlich ein hübsches Extra gewesen. Dafür besitzt die D7200 aber wie ihre Vorgängerinnen und Geräte der Profi-Klasse einen kleinen LCD-Kontrollbildschirm an der Gehäuseoberseite, mit dem sich die Betriebsmodi schnell ablesen lassen.

Wi-Fi, NFC – aber kein GPS

Die wohl wichtigste Neuerung der D7200 gegenüber ihrer Vorgängerin ist natürlich der Wi-Fi-Modus, der durch NFC (Near Field Communication) unterstützt wird: Dieser arbeitet mit dem bei vielen Kameras derzeit üblichen, aber leider nicht mehr ganz zeitgemäßen WLAN-Standard 802.11b/g: Dieser überträgt Daten mit maximal 54 Megabit pro Sekunde, was rund 6,75 Megabyte entspricht. Der Vorteil dieser Lösung: Das Wi-Fi der Nikon D7200 ist hoch kompatibel und arbeitet auch mit älteren WLAN-Endgeräten. Der Nachteil: Die niedrige Übertragungsgeschwindigkeit macht den Bildaustausch mit PC, Mac, Tablet und Smartphone zu einer Geduldsprobe, da selbst JPEG-Dateien mehrere Sekunden für die Übertragung benötigen – und das bei optimaler Verbindungsqualität. Hier wäre ein schnellerer Wi-Fi-Standard durchaus sinnvoll gewesen. Immerhin: Per Near Field Communication entfällt bei entsprechenden Endgeräten die lästige Eingabe der WLAN-Daten – die Kamera und das Tablet können sich die Daten gegenseitig übermitteln, was den Verbindungsvorgang deutlich beschleunigt. Leider hat Nikon bei seiner halbgaren WLAN-Integration auf den Einbau eines GPS-Moduls verzichtet. Zwar ist das übliche Vorgehensweise bei vielen Kameraherstellern, oft mit dem Argument, Akkukapazitäten zu sparen und das Smartphone oder Tablet per App für Geotagging verwenden zu können. In Zeiten, in denen entsprechende Hardware jedoch für die Hersteller für kleines Geld zu haben ist, sind das eigentlich keine Argumente mehr – zumal Geotagging in den meisten Fällen mehr nutzt als schadet. Insbesondere für Reisefotografen ein kleiner Wermutstropfen.

Fazit

Unser Fazit ist zwiegespalten: Auf der einen Seite handelt es sich bei der D7200 um eine hervorragende DSLR, die durch die Nachrüstung von Wi-Fi, die verbesserte Lichtempfindlichkeit und den neuen Bildprozessor gegenüber der D7100 noch besser geworden ist. Allerdings lohnt sich der Umstieg von der Vorgängerin kaum. Einzig die erhöhte Lichtempfindlichkeit dient als Argument für das Upgrade. Für Aufsteiger sind hingegen beide Kameras interessant –  wobei die D7100 aktuell für rund 300 Euro weniger über die Ladentheke geht ...

Bewertung
Name
Nikon D7200
Website
Pro
  • Hohe Auflösung bis ISO 3200
  • Rauscharm bis ISO 800
  • Autofokus-Messbereich: –3 bis 19 LW (bezogen auf ISO 100 bei 20°C)
  • 3,2-Zoll großer TFT-Monitor
  • Wi-Fi und NFC
  • Rasante Einschaltzeit
Contra
  • Monitor starr verbaut
Preis
1179 EUR
Bewertung
(92%)
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