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Ratgeber

Einen aktiven Vulkan mit der Drohne fotografieren: 9 Top-Tipps aus der Praxis

Wollten Sie auch schon einmal einen glühenden Vulkan fotografieren? Dann schöpfen Sie praktisches Wissen direkt aus der Quelle: Profi Raffaele Cabras Keller hat das Wichtigste für Sie zusammengefasst.

Aktiven Vulkan fotografieren: 9 Tipps vom Profi

Glühend heiße Lava, Ascheregen und riesige Rauchwolken: Vulkangebiete üben eine große Faszination auf Menschen aus und insbesondere auf Fotografinnen und Fotografen, die solche eindrucksvollen Landschaften mit ihrer Drohne einfangen wollen.

Doch so elektrisierend es auch sein mag, aktive Vulkane im Bild und Video festzuhalten, so herausfordernd und riskant ist es. Die extremen Bedingungen in glühender Lavanähe bringen nicht nur Menschen, sondern auch die Technik an den Rand ihrer Belastbarkeit. Skylum-Botschafter und Profifotograf Raffaele Cabras Keller, auch unter seinem Kurznamen „Raffa“ bekannt, ist zu einem aktiven Vulkan in Island gereist.

Dort konnte der mehrfach preisgekrönte Landschafts- und Drohnenfotograf beeindruckende Momentaufnahmen mit seinen Kameras und zwei Drohnen machen. Seine Vorgehensweise hat Raffa, der unter anderem auch Mitbegründer der seit 2018 bestehenden Suisse School of Photography ist, in den folgenden Experten-Tipps für Sie zusammengefasst.

1. Sicherheit hat höchste Priorität 

Kein Foto ist es wert, Ihre Sicherheit aufs Spiel zu setzen. Eine ausreichende Distanz zum Lavastrom ist nicht nur für Ihre Gesundheit existenziell, sondern auch, um Beschädigungen Ihrer Drohne zu vermeiden. Deshalb merken Sie sich: Sie dürfen auf keinen Fall auf erstarrter Lava gehen!

Auch wenn sie hart und kalt wirkt, kann sie leicht brechen und eine glühende Masse freilegen. Folgen Sie nur offiziell gekennzeichneten Wegen zum Vulkanausbruch. Auch lohnt es sich, einen ortskundigen Führer zu engagieren, der Erfahrung in der Navigation durch Vulkangebiete hat und hilft, die besten Fotospots zu finden.

Sobald Sie Ihre Drohne losschicken, müssen Sie ihre Position permanent im Auge behalten und dürfen niemals in heiße Gase fliegen. Das bedeutet: umso höher, desto besser. Falls Sie dennoch möglichst nah ran wollen, sind nach Raffas Erfahrung Flughöhen von 40 bis 50 Meter ein guter Mindestabstand zur heißen Quelle.

2. Verschiedene Belichtungsreihen und RAW-Format 

Der starke Kontrast zwischen der hellen, leuchtenden Lava und dem dunklen Gelände kann es Ihrer Kamera schwer machen, die korrekte Belichtung zu ermitteln. Machen Sie daher Ihre Aufnahmen am besten im RAW-Format, um danach mehr Bearbeitungsmöglichkeiten nutzen zu können.

Außerdem lohnt es sich, Belichtungsreihen zu erstellen, sprich, ein unterbelichtetes, ein überbelichtetes und ein Foto mit einer normalen Belichtung aufzunehmen. So fangen Sie alle Details, Farben und die Lebendigkeit der Szene im Bild ein. Das HDRPlug-in von Luminar Neo z. B. hat sich als das perfekte Tool bewährt, um Belichtungsreihen schnell zusammenzuführen.

3. Manuelle Steuerung ist ein Muss 

Die automatisierten Funktionen einer Drohne mögen verlockend sein, aber während eines Vulkanausbruchs können sie komplett versagen. Die ferromagnetischen Elemente im vulkanischen Magma und die enorm hohen Temperaturen können das Magnetfeld stören, was wiederum die Kompassfunktion Ihrer Drohne irritiert.

Das führt zu falschen Messwerten und Navigationsfehlern – womöglich würde Ihre Drohne nicht zu ihrem Ausgangspunkt zurückfinden oder schlimmer noch: Sie stürzt ab. Stellen Sie deshalb immer sicher, dass Sie Ihre Drohne manuell zu Ihrem Standort zurücksteuern können.

4. Die Drohne in Bewegung halten 

Zu lange über derselben Stelle zu schweben – insbesondere über kochender Lava – kann zur Überhitzung der Drohne führen und sie sogar schmelzen lassen. Es ist deshalb ratsam, die Drohne in Bewegung zu halten und ihr zwischen den Shots auch die Möglichkeiten zu geben, abzukühlen.

Wenn Sie häufiger Landschaften aus luftigen Höhen fotografieren, lohnt sich die Investition in eine zweite Drohne: Dann können Sie beide abwechselnd losschicken. In der Zeit zwischen den Flügen können Sie aber auch schon mal Ihre Bilder sichern (siehe Tipp 8).

5. Sich vor Wind und Aufwind hüten 

Winde können die stabile Balance Ihrer Drohne und den Batterieverbrauch beeinflussen. Außerdem kann die Mischung aus heißem Lavadampf und kalter Lufttemperatur zu plötzlichen Aufwinden führen. Bleiben Sie also immer wachsam.

Falls Ihre Drohne Schwierigkeiten hat, im Flug gerade zu bleiben, reagieren Sie nicht mit abrupten Bewegungen. Prüfen Sie lieber, ob es zunächst überhaupt noch sicher genug ist, weiterhin zu fliegen, oder ob Sie besser landen sollten.

6. Abstand zu anderen halten 

Vulkane sind ein beliebtes Fotomotiv und Sie werden nicht die einzige Person sein, die ein spektakuläres Bild machen möchte. In Island hat Raffa z. B. an der Ausbruchstelle etwa 20 zeitgleich fliegende Drohnen gezählt. Bei so einer Dichte kann die Steuerungs- und Übertragungsqualität gestört werden.

Daher sollten Sie unbedingt Abstand zu anderen Drohnenpilot*innen halten. Wenn Sie viel fliegen, dann respektieren Sie die anderen Personen, die den Ausbruch auch genießen wollen. Versuchen Sie, möglichst weit weg an ihnen vorbeizufliegen, und vermeiden Sie riskante Flugmanöver.

7. Die richtige Drohne einsetzen 

Falls Sie mehrere Drohnen besitzen, empfiehlt Raffa, diejenige mit dem besten Windwiderstand für Einsätze in Vulkannähe oder in zugigen Gebieten zu nutzen. Kleinere Modelle können mit den Böen Probleme bekommen, daher ist bei starkem Wind ein größeres besser.

Bei seinem letzten Fotoabenteuer hatte Raffa die DJI Mavic 2 Pro und DJI Mini 3 Pro dabei. Das größere Mavic-Modell fliegt bei starkem Wind deutlich besser und war deshalb seine erste Wahl.

„Trotzdem habe ich in Momenten mit geringerer Windstärke auch die Mini 3 Pro verwendet, um vertikale Videos für Social Media aufzunehmen“, so der Profi. Das Mini-Modell kann die Kamera vertikal drehen und beeindruckende 4K-Videos aufnehmen.

8. Ersatzbatterie und zusätzliche SD-Karte griffbereit haben 

Es ist wichtig, immer ausreichend Batterien in der Nähe zu haben. Nur so können Sie sicherstellen, dass Sie während Ihres Ausflugs genügend Power haben, um Ihre Drohne zurück zu navigieren – insbesondere, wenn unerwartet starke Winde den Rückflug schwieriger machen und Ihre Drohne mehr Energie braucht.

Das Letzte, was Sie wollen, ist eine Notlandung in einer aktiven Vulkanzone! Sollte es trotzdem passieren, dass Sie Ihre Drohne im Vulkangebiet verlieren, werden Sie froh sein, wenn Sie die SD-Karten zwischenzeitlich gewechselt haben. So sind dann immerhin nicht all Ihre Aufnahmen verloren gegangen. Wenn möglich, sichern Sie das Material also auch zwischen den Flügen.

9. Gasmaske und Augenschutz 

Obwohl das Aufnehmen der gewaltigen Kraft eines aktiven Vulkans zu atemberaubenden Fotos führen kann, ist Ihre körperliche Sicherheit das Wichtigste. Vulkangase können in hohen Konzentrationen schädlich oder gar tödlich sein.

Deshalb ist bei der Annäherung an einen aktiven Vulkan eine Gasmaske erforderlich. Bei seinem Ausflug trug Raffa eine Maske der Marke JSP mit ABEK1-P3-Filter für starke Substanzen wie Staub, Gase und giftige Dämpfe.

Auch das isländische Such- und Rettungsteam trug diese Masken bei ihrem Einstatz vor Ort. Vulkanische Gase können außerdem zu bösen Irritationen der Augen führen, weshalb eine Schutzbrille dringend nötig ist. Achten Sie darauf, dass Ihr Augenschutz an den Seiten möglichst direkt ans Gesicht anschließt.

Der Fotograf

Raffaele (Raffa) Cabras Keller ist professioneller Landschaftsfotograf, Skylum-Botschafter und Mitbegründer der Swiss School of Photography in Zürich/ Schweiz. Raffa reist um die Welt und teilt seine Leidenschaft für die Fotografie auf seinen Fototouren und online auf seinem Blog www.mixyourshot.com.

Instagram: @mixyourshot

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