Ratgeber

So wird Ihr Wohnzimmer zum Porträt-Studio

Für tolle Porträts brauchen Sie gar nicht so viel Zubehör, wie Sie denken: Oft reicht ein großes Wohnzimmer- oder Küchenfenster als Hintergrund und Lichtquelle zugleich aus, um ganz besondere Bilder zu zaubern. Ihr Model wird begeistert sein!

E s gibt kaum ein schöneres Licht zum Fotografieren als natürliches Tageslicht. Dieses reicht für stilvolle, ganz natürliche Porträts oft schon vollkommen aus. Aber nur unter einer Bedingung: Man muss wissen, wie man damit am besten umgeht. Scheint die Sonne unserem Model direkt ins Gesicht, werden die Bildergebnisse weniger gut ausfallen. Das harte Licht produziert in diesem Fall unschöne Schatten unter dem Kinn und vor allem um die Nase herum. Deshalb ist es nicht ratsam zu fotografieren, wenn die Sonne zu hoch am Himmel steht. Vermeiden Sie daher die Mittagszeit für Tageslicht-Porträts oder halten Sie nach einem schattigen Shootingort Ausschau.

 

Reflektor selber bauen

Sie haben gerade kein Budget zur Verfügung, um sich einen teuren Reflektor zu kaufen? Kein Problem: Dann bauen Sie sich einen Reflektor selber günstig zusammen, indem Sie zum Beispiel eine Rettungsdecke (für die goldene oder silberne Beschichtung) auf einen Pappkarton spannen oder sich im Baumarkt eine günstige Styroporplatte (für die weiße Reflektoroberfläche) besorgen.

 

Für unser Porträt-Set-up ist der Sonnenstand jedoch egal, da wir die Sonne nicht als Lichtquelle zum Ausleuchten des Gesichts, sondern als Gegenlicht und Haarlicht zugleich nutzen. Da die Sonne von hinten auf unser Model Laura scheint, erzeugt sie keine unschönen Schatten im Gesicht. Dafür erhalten wir ein strahlendes Haarlicht, welches das Blond zum Leuchten bringt. Um das Gesicht, das dabei im Schatten bleibt, leicht aufzuhellen und der Helligkeit des Hintergrundes anzupassen, verwenden wir einen Reflektor von der Seite. Dieser wirft das vorhandene Licht im Raum gezielt auf Lauras Gesicht zurück, damit es nicht unterbelichtet wird.

 

Offene Blende

Als offenblendig bezeichnet man das Fotografieren mit großer Blendenöffnung. So fällt sehr viel Licht durch das Objektiv auf den Kamerasensor. Dies ermöglicht nicht nur das Fotografieren bei wenig Licht, sondern auch eine wunderschöne Unschärfe im Bild. Je offenblendiger fotografiert wird, desto unschärfer wird der Hintergrund um Ihr Motiv (siehe Bilder). So lassen Sie unschöne oder unruhige Hintergründe verschwinden, damit der Betrachter sich auf das fotografierte Objekt konzentrieren kann.

 

Um den unruhigen Hintergrund unseres Motivs auszublenden, haben wir eine offene Blende gewählt. Mit dem sehr lichtstarken Objektiv Sigma Art 18–35mm F1,8 DC HSM ist das problemlos erledigt. Bei der von uns gewählten Blende f/2 wird Laura von einer sanften Unschärfe umgeben, die schon knapp am Kinn beginnt. Bei einer kleineren Blende (z. B. f/6,3), deren Schärfentiefe das gesamte Gesicht scharf zeigt, hätten wir für dasselbe Belichtungsergebnis allerdings zum einen die ISO-Zahl erhöhen und dafür eventuell leichtes Rauschen in Kauf nehmen müssen. Zum anderen wäre mit der erhöhten Schärfentiefe aber vor allem der Hintergrund wieder störender hervorgetreten. 

 

Teilautomatik-Programme

Wenn Sie gerade erst anfangen, manuell zu fotografieren, sind Sie bestimmt noch nicht ganz routiniert im Umgang mit Blende und Co. Um trotzdem schnell zu tollen Ergebnisse zu gelangen, können Sie auch in ein Teilautomatik-Programm wechseln. Für Porträts eignet sich die Zeitautomatik (A, Av) gut, da Sie hier die Blende manuell vorgeben können. Ihre Kamera berechnet dann die passende Verschlusszeit.

Wie Sie tolle Porträtfotos im Freien schießen und was Sie dabei beachten sollten lernen Sie hier.

 

So optimieren Sie Ihr Gegenlicht-Porträt

Um unserem fertigen Endbild den letzten Schliff zu geben, optimieren Sie es in Photoshops Plug-in Camera Raw. Wenn Sie die Weißabgleich-Automatik benutzen, passen Sie als Erstes die Farbtemperatur nach Geschmack (hier: 4250) an und verleihen Sie dem Bild einen sommerlichen Farblook, indem Sie die Lichter gelblich und die Schatten dafür leicht bläulich einfärben (Farbton auf + 31 ). Erhöhen Sie auch den Kontrast auf + 43 und passen Sie die Helligkeitsunterschiede im Bild an, indem wir die Lichter abschwächen (– 64 ) und die Tiefen etwas aufhellen (+ 29 ). Zum Schluss erhöhen Sie leicht die Klarheit auf +8. Öffnen Sie nun das Bild in Photoshop. Hier entfernen Sie störende Haare mit dem Bereichsreparatur-Pinsel-Werkzeug und die Augenringe schwächen Sie mit dem Kopierstempel ab. Mit dem Verflüssigenfilter können Sie nach Wunsch die Körperform leicht anpassen. Nun können Sie das Porträt zum Drucken ( 300 dpi) oder für das Internet ( 72 dpi) optimieren.

Eine andere Anleitung, wie Sie Porträts in der Nachbearbeitung mit Photoshop optimieren können, finden Sie hier.

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