Ratgeber

Von Festbrennweite bis Telezoom: Der große Objektiv-Guide

Wer kreativ fotografieren möchte, braucht ein lichtstarkes Objektiv mit sehr guten Abbildungsleistungen. Doch welche Linsen sind wirklich empfehlenswert? Und: Wie viel Geld muss man für Objektive, die höchsten Ansprüchen genügen sollen, ausgeben? Unser XXL-Test liefert die Antworten! Die Ausführlichen Testergebnisse aller 220 Objektive, die wir für Sie unter die Lupe genommen haben, finden Sie auf der Heft-CD der DigitalPHOTO 12/2016!

Seiten

Seiten

Viele Fotografen, die sich eine neue DSLR oder CSC kaufen, greifen zu günstigen Bundle-Angeboten. Bei diesen Paketen bekommt man nicht nur den Kamera-Body, sondern auch ein passendes Kit-Objektiv dazu, damit man gleich mit dem Fotografieren loslegen kann. Oftmals handelt es sich dabei um 18-55mm-Zoomobjektive. Diese haben den Vorteil, dass ein breiter Brennweitenbereich abgedeckt wird. So sind Weitwinkelaufnahmen genauso möglich wie Bilder mit der Reportage- und der Normalbrennweite. Das ist praktisch, weil sich das Objektiv so vielseitig einsetzen lässt.

Wer sich intensiver mit der kreativen Fotografie beschäftigt, wird jedoch bald feststellen, dass solch ein Kit-Objektiv nur eine praktische Einstiegslösung darstellt und höheren Ansprüchen nicht gerecht wird. Nehmen wir als Beispiel das EF-S 18-55mm f/3.5-5.6 IS STM, das bei vielen Canon-DSLRs als Kit-Objektiv im Paket mit angeboten wird. Das Objektiv, das im Onlinehandel für rund 140 Euro erhältlich ist, bietet bezogen auf das Kleinbildformat eine Brennweite von ca. 29 bis 88mm. Damit ist das Objektiv sehr flexibel einsetzbar – nämlich für Landschaftsaufnahmen genauso wie für Streetfotos und Porträtbilder.

Lichtstärke als Kaufkriterium 

Doch warum kostet solch ein Objektiv 140 Euro, während das Modell EF-S 17-55mm f/2.8 IS USM von Canon über 700 Euro kostet? Auf den ersten Blick ähneln sich die technischen Daten. Doch das täuscht: Die entscheidenden Unterschiede werden Sie beim Fotografieren deutlich bemerken. Einer dieser Unterschiede betrifft den Autofokus. Um das Scharfstellen beim Fotografieren und Filmen kümmert sich beim günstigen Kit-Objektiv ein Stepping Motor (STM). Das deutlich teurere Objektiv bringt hingegen einen ringförmigen Ultraschallmotor (USM) mit, der nicht nur fast völlig geräuschlos arbeitet, sondern zudem auch extrem schnell ist. Der entscheidende Unterschied zwischen den beiden Objektiven ist jedoch die Lichtstärke. So bietet das EF-S 17-55 über das gesamte Brennweitenspektrum eine große Blende von f/2,8. Die größte Blende beim Kit-Objektiv liegt hingegen bei f/3,5 – die dann aber nicht einmal bei jeder Brennweite erreicht wird. 

Dieser scheinbar geringfügige Unterschied wird sich in der fotografischen Praxis immer wieder bemerkbar machen. So sind beispielsweise Porträtaufnahmen mit unscharfem Hintergrund mit einem lichtschwachen Objektiv wie dem Kit-Modell nur sehr eingeschränkt möglich. Zudem kommen lichtstarke Objektive mit schlechten Lichtverhältnissen sehr viel besser zurecht als lichtschwache. So können Sie mit vergleichsweise kurzen Belichtungszeiten fotografieren. 

Das hat die Vorteile, dass Sie freihändig fotografieren können und Ihre Bewegungen im Bild nicht für eine störende Bewegungsunschärfe sorgen. Man kann also zusammenfassen: Ob Ihnen Bilder mit Ihrer DSLR oder CSC gelingen, hat sehr viel mit der Qualität Ihres Objektivs zu tun!

XXL-Test bietet die Übersicht

In unserem XXL-Test haben wir 220 Objektive für Sie unter die Lupe genommen. Angefangen vom günstigen Kit-Objektiv bis hin zum Superteleobjektiv für mehrere Tausend Euro! Ausführlich stellen wir Ihnen in der Heft-Ausgabe 12/2016 empfehlenswerte, lichtstarke Festbrennweiten sowie Telezoomobjektive vor. Die Testergebnisse aller Kameras finden Sie auf der Heft-CD. Festbrennweiten-Objektive stehen bei vielen Einsteigern nicht hoch im Kurs, weil sie unflexibel und somit unpraktisch wirken – schließlich kann man bei diesen Objektiven die Brennweite nicht verändern. Bei ambitionierten Semi-Profis und Profi-Fotografen sind Festbrennweiten hingegen ex­trem beliebt. Der Grund dafür ist die hohe Lichtstärke, die viele Festbrennweiten mitbringen. So ist beispielsweise das Canon EF 85 mm f/1,8 USM ein ideales Porträtobjektiv für Canon-Vollformatkameras, das sogar professionellen Ansprüchen genügt – und das zu einem vergleichsweise sehr günstigen Preis von 330 Euro. Noch mehr kreativen Spielraum bietet das Nikon AF-S Nikkor 85mm 1:1,4G. Diese Objektive sind wahre Porträtspezialisten, weil sie die Möglichkeit bieten, mit sehr geringer Schärfentiefe zu fotografieren. Doch nicht nur für Porträtaufnahmen sind die Objektive ideal, sondern generell für die Low-Light-Fotografie – also das Fotografieren in der Dämmerung oder in schlecht ausgeleuchteten Innenräumen. Tatsächlich sind Festbrennweiten also nicht unflexibler als günstige Zoomobjektive, sondern im Gegenteil – sie sind um einiges vielseitiger! In unserer Übersicht stellen wir Ihnen empfehlenswerte Festbrennweitenobjektive und Telezooms für alle Kamerasysteme vor.

Lesetipp

Wechselobjektive: Das müssen Fotoanfänger wissen

Wir erklären Ihnen die wichtigsten Begriffe rund um das Thema Wechselobjektive, stellen Ihnen in folgenden Beiträgen die Hauptklassen für... mehr

Fazit

Wer mit einer DSLR oder einer CSC fotografiert und dabei ein günstiges Kit-Zoomobjektiv nutzt, tut das Gleiche wie jemand, der sich einen Ferrari kauft und damit nur mit Tempo 30 durch die Ortschaft zuckelt. Er nutzt nicht einmal annähernd die Möglichkeiten, die ihm die Technik bietet! Zumindest ein hochwertiges, lichtstarkes Objektiv sollte jeder Fotograf zu seiner Ausrüstung zählen. Unser großer XXL-Test hilft Ihnen dabei, das Objektiv zu finden, das zu den Anforderungen Ihrer Kamera und Ihrem Geldbeutel passt!

Mehr zum Thema