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Im Test: Digitale Spiegelreflexkameras unter 500 Euro

Die Zeiten für DSLR-Einsteiger sind günstiger denn je. Bereits für unter 500 Euro gehen die Modelle von Canon, Nikon, Sony und Pentax über die Ladentheke. Doch bleibt dabei nicht die Qualität auf der Strecke? Wir haben die neuen Spiegelreflexkameras EOS 1200D und D3300 und ihre Alternativen für Sie getestet.

Der Preis ist heiß

Der Preiskampf im Kameramarkt wird immer härter. Gab es vor wenigen Monaten noch eine deutliche Preisdifferenz zwischen Kompaktkameras und DSLRs, ist der Unterschied heute nur noch marginal. Bereits für unter 500 Euro ist der Einstieg in die Spiegelreflexfotografie möglich. Es gilt: Der Preis ist heiß.

Test: Einsteiger-Spiegelreflexkameras

Als Kunde steht man vor der Wahl: Gibt man 200 bis 300 Euro für eine gute Kompakte aus? Oder investiert man mehr, um in den Genuss der Wechseloptik zu kommen? Entscheidendes Kriterium für die Beantwortung dieser Frage sollte dabei eins sein: die Qualität. Denn was bringt es, wenn man zwar eine DSLR sein Eigen nennt, die gebotene Gesamtperformance aber mehr als dürftig ausfällt. Um Ihnen bei der Entscheidung zu helfen, haben wir den Schnäppchen-Check gemacht. Im Test: die neuen digitalen Einsteiger-Spiegelreflexkameras Canon EOS 1200D und Nikon D3300. Beide sind frisch auf dem Markt und unterbieten die magische Preisgrenze. Doch natürlich bieten nicht nur die beiden Marktgrößen DSLRs in diesem Segment. Auch Sony und Pentax mischen mit. In der Bildergalerie stellen wir Ihnen die„Leistungsstarke Alternativen“ Sony SLT-A58 und Pentax K-500 vor.

Gelungene DSLR-Objektiv-Kits

Die Straßenpreise verstehen sich dabei jeweils ohne Objektiv. Inklusive Wechseloptik liegt dieser bei rund 420 Euro (EOS 1200D) beziehungsweise 543 Euro (D3300). Die beiliegenden Kit-Objektive von Canon und Nikon liefern eine ordentliche Qualität und einen guten Brennweitenbereich zwischen 18 und 55mm (Weitwinkel bis leichtes Tele). So kann man direkt durchstarten. Im Handel wird die Nikon D3300 auch mit einem Nikkor AF-S DX 18-105mm VR für rund 620 Euro angeboten (DigitalFOTO-Testergebnis 2/12: 86%). So bekommt man für rund 80 Euro Aufpreis ein umfangreicheres und qualitativ empfehlenswertes Telezoom-Objektiv.

Ein vergleichbares Kit von Canon gibt es – zumindest vom Hersteller selbst – nicht. Im Internet wird die EOS 1200D jedoch bei einigen Anbietern zusammen mit dem Tamron AF 18-200mm F/3,5-6,3 XR Di II LD Aspherical [IF] Macro für rund 500 Euro verkauft. Nachteil: Das Objektiv besitzt keinen integrierten Bildstabilisator. Im DigitalPHOTO-Test kommt es auf solide 82 Prozent. Die Auflösung fällt aber mit rund 70 Prozent eher mager aus. Zu den Ausstattungsmerkmalen beider DSLRs gehören spezielle Aufnahmemodi für Foto-Neulinge. Bei der D3300 lässt sich dieser – bei Nikon „Guide-Modus“ genannt – direkt über das Wahlrad aktivieren. Nun lässt sich über den Bildschirm das geplante Motiv auswählen. Etwa ein Porträt. Daraufhin werden Tipps zur Aufnahme auf dem Display geliefert. Ein praktischer und hilfreicher Modus, der die Einstiegsürde senkt und das Fotografieren Stück für Stück verbessert.

Praktische Begleiter App

Bei Canon wird die Aufnahmeunterstützung über die kostenlose App „EOS Begleiter“ gelöst, die speziell für die EOS 1200D entwickelt wurde. Diese lässt sich auf iOSund Android-Smartphone/-Tablets installieren und liefert Tipps zur Handhabung der DSLR und zur Aufnahme. Die multimedialen Möglichkeiten der App sind im Vergleich zum Nikon-Guide-Modus umfangreicher. So wird etwa die Bedienung der Kamera mit Hilfe eines Videos anschaulich erklärt oder die Bildgestaltung mit einer Grafik illustriert. Dafür muss für die Nutzung aber ein Tablet oder Smartphone vorhanden sein und für den Fototrip mit eingepackt werden. Standardmodi wie die Voll- oder Programmautomatik sowie Motiv- und Halbautomatikmodi stehen bei der EOS 1200D und D3300 natürlich ebenfalls zur Verfügung. Genau wie ein komplett manueller Modus für fortgeschrittene Fotografen.

Angemessene Ausstattung

Insgesamt fällt die Ausstattung angesichts des Preises relativ ordentlich aus. So bieten beide DSLRs einen starr verbauten 3 Zoll Monitor (7,6cm) zur Motiverfassung und Bildkontrolle. Im Vergleich bietet die D3300 aber mit 921.000 Bildpunkten Auflösung mehr Detailreichtum als die 460.000 Bildpunkte der EOS 1200D. Die Bildfeldabdeckung liegt jeweilig bei 100 Prozent. Weniger vom Motiv sieht man beim Blick durch die Pentaprismensucher der Kameras. Sowohl die D3300 als auch die EOS 1200D decken nur 95 Prozent des Sichtfelds ab. Typisch für die Einsteigerklasse. Das Sucherbild ist in beiden Fällen klar und hell. Elf Fokusmessfelder (1 Kreuzsensor) spendiert Nikon der D3300, neun AF-Felder (1 Kreuzsensor) bekommt die EOS 1200D. Ausreichend, um Motive automatisch scharf zu stellen. Im Vergleich zu gehobenen Einsteiger-DSLRs fällt die Anzahl aber trotzdem etwas dürftig aus. In Sachen ISO-Empfindlichkeit erhält man bei der D3300 mehr. Maximal steht ISO 25.600 bereit. Bei der EOS 1200D ist bei ISO 12.800 Schluss. Qualitativ sollte man jedoch bei beiden Spiegelreflexkameras die hohen Stufen meiden. Es droht akute Rauschgefahr. Bei der Nikon ab ISO 12.800, bei der EOS 1200D ab ISO 6400. Auf Komfort-Features wie etwa ein flexibles Dreh- und Schwenkdisplay, ein GPS-Modul oder ein Wi-Fi-Empfänger muss man bei beiden Kameras verzichten.

Gute Bildqualität

Trotz leichter Schwächen beim Rauschverhalten – was angesichts der Klasse völlig normal ist – überzeugen die Kameras im Qualitäts-Check. So kommt der 18 Megapixel auflösende APS-CCMOS-Sensor der Canon EOS 1200D auf gute 83,65 Prozent. Scharf aufgelöste Bilder liefert er bis ISO 1600. Danach nimmt die Detailwiedergabe sicht- und messbar ab. Auf 87,5 Prozent Bildqualität kommt Nikons D3300. Ihr 24,2-Megapixel-Sensor (APS-C-CMOS) bietet eine hohe Auflösung bis ISO 400 und eine gute Schärfe bis ISO 1600. Darüber muss auch hier ein Detailrückgang in Kauf genommen werden. Qualitativ gute Bilder fotografiert man sowohl mit der Canon als auch mit der Nikon, wie unsere Praxisbilder zeigen (s. Bildgalerie).

Wer Wert auf schnelle Bildserien legt, etwa für Sport- und Actionaufnahmen, ist mit der D3300 besser bedient. Sie kommt im Test auf solide 5,4 Bilder pro Sekunde, Canons EOS lichtet 3,5 B/s ab. Sprinterinnen sind aber beide Modelle nicht. Beim automatischen Fokussieren hat Canon die Nase vorn. Sie stellt im Weit- und Telebereich mit 0,15 beziehungsweise 0,3 Sekunden flinker scharf als Nikons D3300 (Weit: 0,36 Sek., Tele: 0,45 Sek.). Beides gemessen beim Scharfstellen über den optischen Sucher. Im LiveView-Modus nimmt sowohl bei der EOS 1200D als auch bei der D3300 die Fokusgeschwindigkeit ab. Auch hier geht die Canon-DSLR im Vergleich etwas zügiger zu Werke.

Kompakt gebaut

Auffällig schlank und klein präsentiert sich die D3300. Mit 12,4 Zentimeter Breite und 76 cm Tiefe fällt ihr Gehäuse gedrungener aus als das der EOS 1200D, das auf 130 mm Breite und 78 mm kommt. Die Höhe ist dagegen fast identisch. Der kleine D3300-Body lässt sich zwar einfach in einer Tasche verstauen, in Sachen Handling hat er hingegen keine Vorteile. Das etwas volumniösere Gehäuse der Canon EOS 1200D liegt im Vergleich besser in der Hand: Der Haltegriff ist markanter, die Positionierung der Bedienelemente und -Räder einen Tick fingerfreundlicher. Klarer Punkt für Canon.

Fazit

Unser Schnäppchen-Check zeigt: Gute DSLR -Qualität erhält man auch unterhalb der 500 Euro Grenze. Sowohl Nikons D3300 als auch Canons EOS 1200D überzeugen mit scharfen Fotos. Abstriche muss man bei der Ausstattung, wie etwa dem 95-Prozent-Sucher oder dem starr verbauten Display, in Kauf nehmen. Auch das Rauschverhalten und die Serienbildgeschwindigkeit sind jeweils ausbaufähig. Für DSLR -Einsteiger bieten aber beide Kameras einen guten Mix – und eine besonders einfache Bedienung.

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