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Das Duell: Kompaktkamera vs. Smartphone

Fortschreitende Technik ermöglicht bessere Bildqualität. So auch bei Smartphones. Vor allem in Sachen Bildqualität hat sich bei den digitalen Alleskönnern seit ihrer Einführung viel getan. Immer mehr nutzen ihr Smartphone auch als kompakte Kamera – zum Leidwesen der Kamerahersteller, die mit Verkaufsrückgängen zu kämpfen haben. Wir fragen uns: Lohnt sich die Kompaktkamera überhaupt noch?

Steigende Bildqualität erleben wir in der Test- & Technik-Redaktion nicht nur bei regelmäßigen Tests von neuen Digitalkameras. Auch im Alltag treffen wir auf immer besser werdende Bildqualität der Fotos, die mit handelsüblichen Smartphones entstehen. Die mobilen Alleskönner erfreuen sich einer immer größer werdenden Beliebtheit. Laut einer Verbraucherbefragung des Digitalverbands Bitkom nutzen derzeit rund 51 Millionen Deutsche ein Smartphone. Neun von zehn Nutzern machen sich außerdem die Foto- oder Videofunktion des Smartphones zunutze.* Ganz zum Leidwesen der kompakten Kameras, die zunehmend zum Ladenhüter werden. Es liegt nahe, dass der Unterschied der Bildqualität von Smartphones und kompakten Einsteigerkameras nicht groß genug ist, um den Kauf zu rechtfertigen. Das Smartphone findet sowieso in der Hosentasche Platz. Zusätzlich eine kompakte Kamera mitzunehmen, macht also keinen Sinn – oder doch? Unser Ergebnis: Für anspruchsvolle Fotografen lohnt sich eine Kompakte auch weiterhin – vorausgesetzt, Sie greifen zum richtigen Modell.

Kompakte trifft Smartphone

Panasonics Pionierversuch

Zur Photokina 2014 gehörte die Panasonic Lumix DSC-CM-1 zu den Highlights der Messe. Ein Zwitter aus Kompaktkamera mit 1-Zoll-Sensor und Smartphone. Doch die erhoffte Nachfrage blieb aus. Eine Nachfolgerin der CM1 wurde nur in Japan eingeführt. Dem mangelnden Interesse fiel auch Samsungs Kompaktkamera-Smartphone-Versuch zum Opfer: die Galaxy Camera.

Eine Frage des Sensors

Edelkompaktkameras sehen oftmals auch edel aus, die Bezeichnung zielt aber auf etwas anderes ab: die Sensorgröße. Während Smartphones in der Regel über einen Bildsensor in einer Größe von maximal 1/2,3 Zoll verfügen, zählen wir zu den Edelkompaktkameras alle aktuellen Modelle mit einem Sensor in einer Größe von einem Zoll bis hin zum Kleinbildformat (24x36mm). Doch auch die Smartphone-Technik schreitet stetig voran. So besitzen etwa aktuelle Modelle, wie das Huawei P9 oder LG G5, die Dual-Kamera-Technologie, die eine bessere Bildqualität verspricht. Grundlage sind zwei Linsen mit unterschiedlichen Brennweiten. Eine ist ein Teleobjektiv, die andere liefert Weitwinkelaufnahmen. Beide Bilder werden mit Hilfe eines speziellen Algorithmus zu einem besseren Bild verschmolzen.

Doch warum ist die Größe des Bildsensors so entscheidend für den Erfolg oder das Scheitern der Kompaktkameraklasse? Der Grund ist simpel: Wenn es etwas gibt, wodurch sich eine Kamera von einem Smartphone abheben kann, dann ist es die Bildqualität. Denn in Sachen Funktionsumfang kann eine Kompakte dem mobilen Alleskönner nicht das Wasser reichen. Zahlreiche Apps erweitern stetig die Möglichkeiten des Smartphones. Und auch in Sachen Handling ziehen sie mit den Kompakten gleich. So bietet beispielsweise das LG G5 einen optional erhältlichen ergonomischen Griff, so dass es beim Fotografieren noch besser in der Hand liegt.

Bleibt unter dem Strich die Bildqualität. Ein Pfund, mit dem die Kompakten wuchern können. Entscheidend ist aber nicht nur die Größe des Bildsensors, sondern auch die Optik. Wie bei Objektiven für DSLRs gilt auch hier: je größer die Offenblende, desto besser die Bildqualität bei schwachen Lichtverhältnissen. Denn eine große Blende ermöglicht es, auch bei wenig natürlichem Licht den hohen ISO-Bereich zu vermeiden und auf Blitzlicht zu verzichten. Das Ergebnis sind Bilder auf einem deutlich höheren Niveau, als es ein Smartphonefoto liefert.

Kompakte versus Smartphone

Wir haben für Sie die Canon PowerShot G7 X Mark II gegen das fotostarke Smartphone Huawei P9 Plus antreten lassen. Das Duell fand bei grellem Tageslicht und dunkler Nacht statt. Wer den Schlagabtausch für sich entscheidet? Sehen Sie selbst:

1) Bei Tageslicht geben beide Modelle eine gute Figur ab. Auch wenn in Sachen Dynamikumfang die Canon klar vorne liegt.

2) Im Low-Light-Bereich kann der große 1-Zoll-Sensor der Canon PowerShot überzeugen – und gewinnt das Nacht-Duell.

Edelkompakte im Aufwind

Dass Kompaktkameras mit größerem Sensor ihre Daseinsberechtigung haben, zeigen aktuelle Umsatzzahlen dieser Kameraklasse in Deutschland (siehe Grafik).

Neben den hochwertigen Kompaktkameras konnten außerdem auch die spiegellosen Systeme einen Umsatzzuwachs verbuchen. Währenddessen ist die Nachfrage nach klassischen DSLRs innerhalb der letzten drei Jahre stetig gesunken. Was vor allem daran liegen dürfte, dass spiegellose Systemkameras eine mitunter bessere Bildqualität bei gleichzeitig kompakterem Gehäuse als DSLRs bieten. Zudem erweitern die Kamerahersteller kontinuierlich das Angebot von kompatiblen Objektiven, was die Nachfrage nach Digitalkameras ohne Spiegel zusätzlich befeuert. Fällt die Kaufentscheidung zwischen einer Edelkompaktkamera und einer spiegellosen Systemkamera, bieten die Kompaktkamerasysteme dank fest integriertem Objektiv noch kompaktere Abmessungen als vergleichbare Systemkameras. Letztere ermöglichen allerdings gerade wegen der Wechselobjektive einen flexibleren Arbeitseinsatz.

Die hier vorgestellten Modelle machen deutlich, wie breit das Feld dieser Kameraklasse ist. Nicht nur im Preis, sondern auch in ihrer Ausstattung unterscheiden sich die Modelle zum Teil enorm. Unser Kompaktkamera-Tipp für Fotografen, die tolle Fotoqualität und 4K-Video-Funktion zu einem guten Preis ergattern möchten, fällt auf die Panasonic LX100 – unser Preistipp. Den Gesamtsieg sichert sich die Fujifilm X100T, die mit ihrer erstklassigen Bildqualität und der schicken Retrooptik zu überzeugen weiß. Wirklich kompakt ist ihr Gehäuse indes nicht. Deutlich kleiner fällt hier etwa die Ricoh GR II aus. Gleiches gilt für die Coolpix A von Nikon. Darüber hinaus zeigen sich die Modelle von Canon und Sony mit lichtstarkem Zoom als klassische Allrounder. Die Leica Q genießt mit Vollformatsensor und großer Offenblende Luxusstatus in den Reihen der Edelkompakten und misst sich mit den RX1-Modellen von Sony. Ebenso kann die dp-Quattro-Serie von Sigma aufgrund des verbauten Foveon-Sensors ein Alleinstellungsmerkmal für sich beanspruchen.

Module für das Smartphone

Sony-Kameras mit System

Ein Smartphone als Display, drahtlos verbunden mit einem Kameramodul, das Objektive der E-Mount-Reihe unterstützt: So funktioniert die Sony Smartshot QX1 (Preis: 299 Euro). Bereits vor rund zwei Jahren kam dieses System auf den Markt. Unser damaliges Fazit: tolles System, das sich nach den eigenen Vorlieben erweitern lässt. Ein nicht zu vernachlässigender Nachteil besteht aber in der Größe des Systems: Aufgrund der Wechselobjektive sprengt das System schnell kompakte Maße – keine echte Alternative.

Das RAW-Modul fürs iPhone

Die DxO One (ca. 400 Euro) ist ein Kameramodul, das über den Lightning-Anschluss mit einem kompatiblen Apple-Gerät verbunden wird. Wie bei der Smartshot dient das Display des Smartphones als Kameradisplay. Ein Highlight des Systems ist das sogenannte SuperRAW-Format, das mit DSLR Qualität punkten will. In der Vergangenheit haben wir die DxO One bereits unter der Lupe genommen, mit dem Ergebnis, dass die iPhone-Erweiterung eine tolle Bildqualität liefert – und mit höherwertigen Kompakten mithalten kann.

Lesetipp

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Nicht immer muss gleich die ganze Ausrüstung mitgeschleppt werden. Für den Arbeitsalltag oder einen kurzen Foto-Trip mit Kompaktkamera oder... mehr

Fazit

Die Kompaktkamera ist tot, lang lebe die Kompaktkamera. So präsentiert sich die aktuelle Lage. Denn während Modelle mit kleinem Sensor vom Smartphone (zu Recht) „gefressen“ werden, sind Modelle mit einem Sensor über 1-Zoll-Größe den digitalen Alleskönnern fotografisch überlegen. Vor allem bei schwierigen Lichtbedingungen. Für welche Kamera Sie sich letztendlich entscheiden, hängt vom Budget und Ihrem Fotogenre ab.

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