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Profi-Interview: Wintersportfotograf Marc Weiler

Marc Weiler fotografiert Profi-Skifahrer bei deren spektakulären Abfahrten und hält die Sprünge von Snowboardfahrern aus nächster Nähe fest. Wie die spektakulären Wintersport-Bilder des Canon-Fotografen entstehen, verrät er im Interview.

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CanonFoto: Herr Weiler, verraten Sie uns, wie und wann sind Sie zur Fotografie gekommen sind?

Schon als kleiner Bub spielte ich gerne mit der Minolta meines Vaters. Im Jugendalter begleitete mich dann genau diese Kamera auf meine ersten Reisen und Fotoprojekte, bis sie dann in Costa Rica plötzlich Beine bekam und spurlos im Dickicht verschwand …

Heute sind Sie unter anderem als Action-Sportfotograf tätig, begleiten Snowboarder und Ski-Fahrer auf waghalsigen Touren. Haben Sie als Schweizer eine besondere Affinität zum Wintersport?

Der Schneesport ist in der Schweiz schon sehr stark verankert. Meine Eltern besitzen wie viele Schweizer ein Ferienhaus in den Bergen, wo wir praktisch jedes Wochenende im Winter verbrachten. Darüber hinaus durfte ich am eigenen Leib mit selbst gebastelten Snowboards die Geburtsstunde des Snowboardens miterleben. Im Snowboarden fand ich endlich eine Möglichkeit, meine Kreativität auf sportliche Weise auszudrücken. Diese Sportart ließ mich sogar zwei Jahre im Snowboard-Halfpipe-Weltcup mitfahren. Heute bin ich je nach Auftrag mit dem Snowboard, den Ski oder sogar den Telemarkski im Schnee unterwegs.

Seit wann fotografieren Sie Sport?

Ich habe Sport und Betriebswirtschaftslehre in Zürich studiert. Der Sport hat mein Leben von klein auf geprägt. In der Fotografie faszinierten mich schnelle Verschlusszeiten von Beginn weg. Die Kombination von Sport und Fotografie war die logische Folge davon.

Woher kennen Sie die Sportler, mit denen Sie für Ihre Aufnahmen unterwegs sind?

Die meisten Sportler kenne ich noch aus meiner Zeit als aktiver Snowboarder. Die Schweiz ist im Vergleich zu beispielsweise Deutschland relativ klein und überschaubar – und so ist auch die „Szene“. Außerdem habe ich 2006 ein knapp 200-seitiges Buch über das Halfpipe-Snowboarden mit dem Titel „Better Halfpipe Snowboarding“ geschrieben. Darin finden sich namhaften Größen wie Iouri Podladtchikov, Gian Simmen oder Shaun White. Das Buch half mir, in der Szene einen Namen zu bekommen. Ist man einmal drin, gilt es, die Szene natürlich zu pflegen und vor allem gute Bilder zu schießen.

Wie viel Vorbereitung steckt in einem Shooting in der Regel? Skizzieren Sie Ihre Ideen vorab?

Das ist abhängig vom Auftrag bzw. vom Shooting: Die passende Location zu suchen, Skizzen und Moodboards gehören auch bei mir zum täglichen Geschäft. Zum größten Teil arbeite ich ja auch im Gelände und da ist in erster Linie schnelle Auffassungsgabe in Bezug auf Licht, Bildgestaltung und Action ausschlaggebend. Ich denke, das ist ein ganz wichtiger Punkt, der einen guten Actionfotografen ausmacht.

Wo finden Sie Ihre Motive?

Ich bin ein Fan von Actionfotos, die im Einklang mit der Natur aufgenommen sind. So gesehen bewege ich mich stets mit wachsamem Blick durch die Gegend – egal, wo ich bin. Finde ich einen passenden Ort, überlege ich mir, wie man den Sportler bzw. die Action optimal mit der Umgebung bildlich verschmelzen lassen könnte. Ich versuche, das Bild im Kopf herzuleiten und mache auch Bilder und Notizen mit dem Smartphone. Daneben gibt es in der Schweiz aber auch Orte wie zum Beispiel Laax, wo fast immer Topsnowboarder und -freeskier trainieren und es dort immer Möglichkeiten zum Bildermachen gibt.

In einer aktuellen Serie haben Sie in einem Eistunnel fotografiert. Wie kam es zu diesem Shooting?

Mich rief der Extremsportler Ueli Kestenholz spontan an und fragte, ob ich am Folgetag Zeit für ein Shooting hätte. Er sagte, dass er einen riesigen, natürlichen Eistunnel auf rund 3000 Meter Höhe entdeckt hatte und dass er sich vorstellen könnte, dort auf Skiern und mit einem Gleitschirm durchzufliegen. Ich fragte ihn noch, ob er Witze macht, aber er meinte das völlig ernst. Selbstverständlich habe ich ihm zugesagt. Der Ort ist natürlich geheim. Eine solche Location verrät man nicht einfach so.

Über den Fotografen

Marc Weiler (46) lebt in Rapperswil-Jona im schweizerischen Kanton St. Gallen. Seit 2003 arbeitet er als freier Fotograf. Neben der Sportfotografi e zählen auch Landschafts-, Interieur-, Porträt- und Industrieaufnahmen zu seinen Fotothemen. Auch kleinere Filmaufnahmen werden von ihm realisiert. Weiler wird von DaKine Photopacks, Elinchrom, Canon Schweiz und Profot unterstützt.

www.marcweiler.ch 

Was war die größte Herausforderung bei diesem Eistunnel-Fotoshooting?

Die Wahl und Zusammenstellung des Equipments innerhalb weniger Stunden. Auf der einen Seite stand uns ein 2,5 stündiger Aufstieg bevor. Auf der anderen Seite hörte sich der Tunnel zu groß für einen Aufsteckblitz an. Leichtes Gepäck war die Devise: Ich entschied mich aufgrund der Handlichkeit und hohen Detailgenauigkeit für mein Pixelmonster Canon EOS 5DS R. Dazu brauchte ich noch einen leistungsstarken Blitz, um den Eistunnel und die Action perfekt ausleuchten zu können. Meine Wahl fiel auf den Elinchrom ELB 400: leicht, kompakt und mit genügend Leistung versehen. Vor allem hatte ich damit die Möglichkeit, mit schnellen Verschlusszeiten arbeiten zu können.

Wie besprechen Sie Ideen mit den Sportlern?

Im Vorhinein wird alles detailliert kommuniziert. Oftmals hat man ja nur eine Chance, um den Shot in den Kasten zu kriegen. Handzeichen, Walkie-Talkies oder auch das Smartphone sind ebenfalls gängige Hilfsmittel, um dem Fotografen zu signalisieren, wann die Abfahrt beginnt.

In den Bergen ist man vom Wetter abhängig. Wie gehen Sie mit dem Wetter beim Wintersport um?

Das mit dem Wetter ist so eine Sache. Kunden wünschen sich in der Regel Bilder bei schönem Wetter. Die Planung stellt mich zum Teil vor ziemliche Herausforderungen. Zurzeit warten wir überhaupt auf Schneefall in der Schweiz. Ich beobachte Wetter und Schnee jeweils Tage im Voraus, um die perfekten Bedingungen auch zu erwischen. Bis Ende eines Winters kann es dann schon mal zeitlich knapp werden, alle Aufträge unter Dach und Fach zu bekommen.

Wie sieht Ihr Kameraequipment aus?

Bei den Kameras setze ich von der Geschwindigkeit auf die Canon EOS-1D X Mark II. Daneben hat es mir die EOS-5D-Reihe sehr angetan. Dies vor allem aus dem Grund, da ich ab und zu kleinere Filmprojekte mit DSLRs realisiere. Bei den Objektiven findet sich eine ganze Reihe in meinen Fotorucksäcken von DaKine: Angefangen bei den Standardobjektiven (16-35mm, 28-70mm und 70-200mm) über das 11-24mm für Landschafts- und Innenaufnahmen bis hin zum Canon EF 400mm f2,8 L IS II USM. Je nach Auftrag miete ich mir dann noch Equipment extra dazu. Bei den Blitzen vertraue ich auf Produkte der Marke Elinchrom.

Was ist Ihr Lieblingsobjektiv?

Das Canon EF 70-200mm f/2,8 L USM finde ich schon ein sehr knackiges Objektiv. Dieses ist eigentlich immer und überall dabei.

Arbeiten Sie mit Filtern?

Außer ein paar ND-Filtern sowie einem Big Stopper (alles von Lee) finden sich eigentlich keine Filter in meiner Kameratasche. Diese benutze ich vorwiegend in der Landschaftsfotografie und nur sehr selten im Sport.

Damit sind wir bereits bei der Schlussfrage angelangt. Verraten Sie uns doch noch, was die schönsten Momente für Sie als Fotograf sind?

Ich glaube, die schönsten Momente erlebt man dann, wenn man in seinem Tun völlig aufgeht. Bei dem Shooting mit Ueli Kestenholz im Eistunnel waren wir so konzentriert, dass wir die Zeit fast vergessen haben und es langsam dunkel wurde. Ich fuhr mit großer Genugtuung in Richtung Tal, im Wissen, dass ich ein paar ganz tolle Bilder im Kasten habe!

Fünf Profi-Tipps für die Action-Sportfotografie
  1. Für Action-Fotos gilt es, sich tatsächlich an den Ort des Geschehens zu begeben. Wirklich authentische Fotos entstehen nur in passender Umgebung.
  2. Eine gute Grundkondition ist erste Voraussetzung für Action-Fotografen. Nur wer über genug Fitness verfügt, meistert einen Arbeitstag mit einem Sportler.
  3. In der Sportfotografie muss man sich auf sein Equipment verlassen können. Eine Kamera mit schnellem Autofokus- System und gutem Objektiv ist Pflicht.
  4. Suchen Sie nach guten Athleten: Je besser der Sportler ist, desto besser werden Ihre Bilder. Ebenso wichtig ist die Hintergrundkulisse, die Sie sorgfältig im Voraus recherchieren sollten.
  5. Weitwinkelobjektive sorgen für mehr Dynamik, Telezooms verdichten das Bild. Jede Ästhetik hat ihren Reiz. Suchen Sie nach der Bildsprache, die Ihnen gefällt.

Noch mehr spektakuläre Aufnahmen von Marc Weiler finden Sie in der aktuellen Ausgabe der CanonFoto.

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