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Hinter der Kamera: Yener Torun

Dass Architektur nicht immer nur grau sein muss, beweist der türkische Fotograf Yener Torun. Seine abstrakten Bilder zeigen bunte Häuserwände, die er zumeist in seiner Heimatstadt Istanbul aufstöbert. Mit diesen minimalistischen Fotokunstwerken feiert er große Erfolge im Internet.    

Yener, du scheinst sowohl eine Vorliebe für Architektur als auch für Farben zu haben. Beides kombinierst du in deinen Aufnahmen. Bist du ein Architekturfotograf?

Nein, als einen Architekturfotografen würde ich mich nicht bezeichnen. Mit meinen Bildern versuche ich, eine ganz neue Welt zu schaffen. Im Grunde nutze ich kräftige Farben, geometrische Flächen, Linien, Licht und Schatten und gebe einem baulichen Element eine ganz neue Funktion. Indem ich zusätzlich manchmal Personen mit diesen Elementen interagieren lasse, wird dem Betrachter diese neue Funktion noch bewusster gemacht. Ich glaube, dass diese He­rangehensweise meine Bilder tatsächlich noch inhaltsvoller und persönlicher macht, als man es auf den ersten Blick denken könnte.

Wo findest du deine Motive?

Ich lebe in Istanbul. Dort suche und finde ich auch meine Motive. Dabei umgehe ich bewusst die bekannten Bauwerke der Stadt und begebe mich an den Stadtrand, wo viele Neubauviertel entstehen, die in kräftigen, bunten Farben errichtet werden. Meistens fotografiere ich Schulen, Studentenwohnheime, Hotels oder Bürokomplexe. Dadurch, dass ich diese eher unbekannten Gebäude ablichte und dabei die farbenfrohe Seite Istanbuls zeige, bekommt man als Betrachter gleichzeitig einen Einblick in meine Art, die Welt zu sehen. Die Verbindung zwischen mir als Fotografen und den Menschen, die meine Bilder sehen, sind diese bunten Leckerbissen.

Was zieht dein Blick zuerst an? Sind es die Farben oder die geometrischen Formen?

Bei den Bildern, die ich auf meinem Instagram-Portfolio veröffentliche, stehen sicherlich die Farben im Vordergrund. Natürlich hebt sich ein buntes Gebäude einfacher ab als ein graues. Die Farbe ist es letztlich auch, die meine Aufmerksamkeit als Erstes weckt, gerade dann, wenn ich mich einem Bauwerk aus einiger Entfernung nähere. Erst wenn ich schließlich davorstehe, entscheide ich, ob das Gebäude auch die geometrische Form hat, nach der ich suche.

Du hast die Personen angesprochen, die regelmäßig in deinen Bildern auftauchen. Wer sind diese Menschen? Kennst du sie?

Das ist unterschiedlich. Manchmal fotografiere ich Menschen, die zufällig vor Ort sind, aber häufig habe ich Freunde als Models dabei.

Es fällt auf, dass diese Personen oft Sachen tragen, die die gleichen Farben haben wie die architektonischen Elemente im Bild. Planst du diese Farbkombinationen?

Ja, für gewöhnlich sind diese Aufnahmen geplant. Bei den (Farb-)Kombinationen zwischen der Person und dem Bauwerk möchte ich den Menschen sozusagen als ein wichtigeres Teil des Gebäudes hervorheben. Meistens ist es so, dass ich die Ideen für die Komposition einer Aufnahme erst vor Ort bekomme. Wenn ich Glück habe, passt in diesem Moment alles: Ich mache mein Foto und bin fertig. Allerdings ist das eher selten der Fall.

Das heißt, du besuchst die Orte zweimal?

Genau, wenn nicht sogar dreimal – schließlich möchte ich mit dem Resultat zufrieden sein. Es passiert auch sehr häufig, dass ich zu bestimmten Tageszeiten wiederkomme, weil sich die Schatten dann verändern. Oder ich muss auf Freunde warten, die natürlich nicht immer dann Zeit haben, wenn ich es möchte.

Was für Kameraequipment nutzt du?

Ich fotografiere mit einer Samsung NX-1, für die ich zwei Linsen habe. Meistens nutze ich ein 18-200mm-Objektiv, denn es deckt einen großen Zoombereich ab. Damit bin ich vor Ort flexibler.

Bearbeitest du deine Bilder nachträglich mit einem Programm wie Photoshop? Veränderst du beispielsweise die Farben?

Nein, die Farben verändere ich nie. Ja, ich arbeite mit Photoshop, damit verstärke ich aber nur die Farben im Bild. Ich tausche also nichts nachträglich aus. Manche Farben auf den Aufnahmen waren also in Wirklichkeit nicht ganz so kräftig.

Deine Fotos veröffentlichst du auf der Fotoplattform Instagram. Dort haben wir dich auch entdeckt. Wie wichtig ist dir Instagram?

Instagram ist eine Plattform, mit der ich eine unglaublich große Menge an Menschen erreichen kann. Wie erwähnt, betrachte ich meine Arbeit als sehr persönlich. Über Instagram kann ich meine Fotos mit der ganzen Welt teilen und mich mit Nutzern auf einer fast privaten Ebene austauschen.

Zum Schluss eine Frage zum Format. Deine Bilder sind alle quadratisch, warum?

Als ich damit begann, meine Bilder auf Instagram hochzuladen, war das die Formatvorgabe der Plattform. Heute ist das nicht mehr so. Man muss Fotos nicht mehr quadratisch beschneiden. Aber ich mag das Format, denn es passt zur Geometrie meiner Fotos. Ich mache auch Bilder in anderen Formaten, die lade ich aber nicht auf Instagram.

Über den Fotografen

Aufgewachsen in der türkischen Kleinstadt Turhal, östlich von Ankara, studierte Yener Torun an der Fakultät für Architektur der Technischen Universität Istanbul. Nach seinem Studium arbeitete Yener für verschiedene Unternehmen, ehe er sich seit einiger Zeit als Fotograf selbstständig gemacht hat, um sich  ganz seinen eigenen Projekten zu widmen. Heute lebt und arbeitet Yener in Istanbul. 

www.instagram.com/cimkedi