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Duell der Semi-Profis

Kaum eine andere Kameraklasse bietet so viel Auswahl und Leistung fürs Geld wie die der Semiprofis. So viel sei schon verraten: Wer bereit ist, über 1.000 Euro in eine Kamera zu investieren, bekommt durchweg eine sehr gute Qualität, insbesondere bei den zehn hier vorgestellten Modellen. Selbst wenn die Duelle auf den ersten Blick ungleich wirken, merken wir bei der Auswertung schnell, dass die Kontrahenten oft nur Nuancen trennen. Die hier vorgestellten Kameras gehören nicht nur zum Besten, was der Markt zu bieten hat, sie kratzen in Sachen Ausstattung und Verarbeitung oft sogar am Profi-Niveau. 

Canon EOS 6D vs. Nikon D750

Canons EOS 6D ist beinahe ein moderner Klassiker unter den DSLRs. Wir lassen den Vollformat-Boliden gegen die Nikon D750 antreten, die ebenfalls einen vergleichsweise günstigen Einstieg in die Kleinbildfotografie bietet. Im direkten Duell kann die Nikon ihrer Canon-Konkurrentin in vielen Aspekten problemlos die Grenzen aufzeigen: Ihr Sensor löst mit 24,3 gegenüber 20,2 Megapixeln höher auf und arbeitet bis ISO 6.400 nahezu rauschfrei, während wir bei der Canon EOS 6D schon bei ISO 3.200 Verluste im Detail feststellen. Auch bei der sonstigen Ausstattung liegt das neuere Nikon-Modell vorne: Der Sucher deckt 100 Prozent des Blickfelds ab (Canon: 97 Prozent), ein zweiter SD-Kartenslot sorgt für Speicherreserven, und das Display lässt sich nach oben und unten klappen – alles Funktionen, die die EOS 6D vermissen lässt. Gleichstand gibt es beim integrierten WLAN, außerdem gibt es nur bei Canon die Option, Fotos per GPS zu taggen. Sehr gute Fotos produzieren indes beide Vollformat-DSLRs.  In  der  Praxis  punktet  die Nikon D750 vor allem mit einem leistungsfähigeren Autofokus: Während sie mit 51 Messfeldern arbeitet (davon 15 Kreuzsensoren), bietet die EOS 6D lediglich elf Messfelder und einen Kreuzsensor – besonders bei wenig Licht klappt das Fokussieren hier weitaus schlechter als bei der D750. In einem wesentlichen Punkt kann die ältere Canon-DSLR auftrumpfen: dem Preis! Während die Canon EOS 6D im Preisvergleich schon ab 1.400 Euro zu finden ist, werden für das Nikon-Modell mindestens 1.900 Euro fällig. Ausführliche Test finden Sie zur Canon EOS 6D hier und zur Nikon D750 hier.

Canon 7D Mark II vs. Nikon D7100 

Im zweiten Teil des ewigen Duells zwischen Canon und Nikon lassen wir die beiden APS-C-Modelle EOS 7D Mark II und D7100 gegeneinander antreten – und sehen umgekehrte Vorzeichen. Das Canon-Modell ist dem Nikon-Gegenstück technisch in weiten Teilen überlegen, mit einem Straßenpreis von rund 1.700 Euro gegenüber 900 Euro aber deutlich teurer. Trotz des Preisunterschieds kann die Nikon in Sachen Bildqualität gut mit der Canon mithalten, produziert der 24,1-Megapixel-Sensor doch bis ISO 1.600 hervorragende Bilder. Das gilt genauso für den 20,2-MP-Chip in der EOS 7D Mark II. Deren wahres Highlight ist aber der Autofokus, der mit 65  Kreuzsensoren  auch  bei  schlechtem  Licht sauber scharf stellt (die D7100 bietet 15 Kreuzsensoren). Außerdem nutzt die 7D Mark II ein modernes Infrarotmesssystem zur Belichtungsmessung, das in der Praxis einen sehr guten Job macht. Kurzum: Die Canon wird ihrem Anspruch vor allem in Sachen Ausstattung voll und ganz gerecht. Doch auch die Nikon D7100 muss sich aufgrund der hervorragenden Bildqualität nicht verstecken. Sie kommt in den meisten Alltagssituationen sehr gut zurecht und kann neben dem niedrigen Preis noch mit einem weiteren Argument punkten: Sie wiegt mit 675 Gramm bedeutend weniger als die Canon EOS 7D Mark II, die deftige 910 Gramm auf die Waage bringt. Übrigens: Auf moderne Extras wie WLAN oder ein Klappdisplay müssen Sie bei beiden Kontrahenten verzichten. Die Canon-Kamera bietet einen integrierten GPS-Sensor, die D7100 kann dafür zwei SD-Karten gleichzeitig aufnehmen. Die Canon 7D Mark II haben wir hier und die Nikon D7100 hier ausführlich getestet.

Fujiffilm XT-1 vs. Olympus OM-D 

Fujifilm und Olympus beweisen mit der X-T1 und der OM-D EM1, dass High-End-Kameras auch in kompakten Gehäusen unterkommen können. Mit 390 (XT-1) bzw. 443 (OM-D EM1) Gramm sind die beiden Spiegellosen die Leichtgewichte im Testfeld. Trotzdem sind die Kontrahentinnen robust, arbeiten bei bis zu minus zehn Grad Celsius und sind gegen Staub- und Spritzwasser geschützt. Nicht nur bei Robustheit und Retro-Optik ähneln sich die beiden Kameras, auch im Inneren haben sie Gemeinsamkeiten. So setzen Fujifilm und Olympus auf einen 16,3-Megapixel-Sensor. Bei der XT-1 fällt dieser aufgrund des APS-C-Format größer aus als bei der Olympus, die auf das Micro-Four-Thirds-System setzt. In der Praxis produzieren beide Kameras sehr gute Aufnahmen, wobei sich die XT-1 leicht von ihrer Konkurrentin absetzen kann. Erst bei ISO 3200 stellen wir bei der Fujifilm-CSC ein Grundrauschen fest, Details bleiben bis ISO 1600 faktisch komplett erhalten. Bei der Olympus-Kamera fällt die Körnung aber ebenfalls erst ab ISO 1600 auf, was immer noch in einer hervorragenden Bildqualität resultiert. Beide Kameras bieten ein Klappdisplay, das sich aber nur beim Olympus-Modell auch per Touchbedienung nutzen lässt. Auf höchstem Niveau arbeiten die elektronischen Sucher der beiden Kontrahentinnen, die nahezu verzögerungsfrei ihre optischen Pendants fast vergessen machen. Fujifilm bietet mit der praktischen Dual-Ansicht einen echten Vorteil: Die Kamera blendet Vollbild und Focus-Peak-Ansicht nebeneinander an, was das manuelle Scharfstellen erleichtert. Alternativ können Sie sich auf den Autofokus verlassen, der mit 49 Messfeldern schnell und präzise arbeitet. Die OM-D EM1 kann hier sogar noch einen draufsetzen: Mit dem passenden Objektiv nutzt die Kamera 81 Messfelder zur Fokusberechnung. Apropos Objektiv: Ein Argument für die Olympus ist das Micro-Four-Thirds-Bajonett, das per Adapter auch Four-Thirds-Optiken aufnimmt – das sorgt für eine riesige Auswahl, zumal alle Objektive vom Bildstabilisator der OM-D EM1 profitieren. Für das X-Mount-System von Fujifilm stehen weniger Objektive zur Verfügung. Dennoch geht dieses Duell aus unserer Sicht knapp an die Fujifilm XT-1, da sie vor allem bei der Bildqualität knapp vorne liegt. Den genauen Testbericht der Fujifilm TX-1 finden Sie hier. Weitere Informationen zur Olympus OM-D sind hier nachzulesen.

Panasonic GH4 vs. Samsung NX1

Unter  den  Systemkameras  gilt  Panasonics Lumix GH4 bei Videofans aufgrund der guten 4K-Unterstützung als Highlight. Das neue Samsung-Flaggschiff kontert hier nicht nur, sondern legt noch einen drauf: Dank des aktuellen h.265-Codecs nehmen die Ultra-HD-Aufnahmen der Samsung NX1 bei gleicher Qualität rund 50 Prozent weniger Platz ein. Auch sonst zeigt die Samsung-CSC der Panasonic-Kontrahentin in vielen Punkten die Rücklichter: Der rückseitig beleuchtete 28-Megapixel-Sensor ist einer der größten im APS-C-Bereich, der schnelle Autofokus mit rekordverdächtigen 205 Messfeldern gehört zum Besten, was der Kameramarkt derzeit bietet – die Lumix GH4 bietet „nur“ 49 Messfelder. Panasonic setzt auf den Micro-Four-Thirds-Standard und stattet die Lumix GH4 mit einem 16,3-Megapixel-Sensor aus. In der Praxis liefern beide Kameras eine tolle Bildqualität und produzieren erst ab ISO 1.600 ein dezentes Bildrauschen. Sowohl die GH4 als auch die NX1 bieten ein hervorragendes Handling und liegen dank Magnesiumlegierung und guter Verarbeitung angenehm in der Hand. Für den Außeneinsatz eignen sich beide CSCs dank Spritzwasserschutz gleichermaßen. Auch bieten beide Kameras ein Touchdisplay, das die Bedienung erleichtert; nur bei Panasonic dürfen Sie das Display auch drehen, Samsung erlaubt lediglich ein Hoch- und Herunterklappen. Der elektronische Sucher der NX1 reagiert schneller und ist größer als der der Lumix-Konkurrentin, außerdem bietet das Samsung-Flaggschiff ein beleuchtetes Schulterdisplay – ein echter Pluspunkt im Fotoalltag. Mit einer Serienbildgeschwindigkeit von 12 (Panasonic) bzw. 15 (Samsung) Bildern pro Sekunde taugen die Edel-DSLMs auch für die Action-Fotografie. Alles in allem kann die Samsung NX1 dieses Duell auf höchstem Niveau dank des besseren Sensors und der Top-Ausstattung knapp für sich entscheiden. Mit einer kleinen Einschränkung: Die Auswahl an Objektiven für das Panasonic-Bajonett ist  weitaus  umfangreicher  als  bei  Samsungs NX-System. Etwas falsch machen Sie mit beiden Kameras aber auf gar keinen Fall! Auch diese beiden Kameras haben wir ausführlich getestet. Die Artikel finden Sie für die Panasonic GH4 hier, für die Samsung NX1hier.

Pentax K-3 vs. Sony Alpha 77 II 

Unser finales Duell bestreiten die Pentax K-3 und die Sony Alpha 77 II – zwei APS-C-Kameras für gehobene Ansprüche. Die K-3 ist Pentax-typisch für den Außeneinsatz konzipiert: Keine andere Kamera im Test bietet ein ähnlich robustes Gehäuse, das problemlos einem Regenguss standhalten kann. Zwar bietet auch das Sony-Modell  einen  Spritzwasserschutz,  den hohen Standard des Pentax-Gegenstücks kann dieser aber nicht ganz halten. Sehr viel ausgeglichener ist der Vergleich der inneren Werte der beiden Systemkameras. Beide bieten einen 24-Megapixel-Sensor, der bis ISO 800 detailreiche und rauscharme Fotos produziert. Bei der Alpha 77 II können Sie durch die optionale Rauschreduzierung auch in höheren ISO-Bereichen nahezu rauschfrei arbeiten, verzichten aber im Gegenzug auf feine Details. Tolle Fotos produzieren beide Kameras, im Labortest kann sich die Sony-Kamera in Sachen Bildqualität knapp vor ihre Konkurrentin setzen. Deutlicher ist der Vorteil der Alpha in Sachen Geschwindigkeit. Zwar dauert der Start etwas länger als bei der K-3, dafür arbeitet der Autofokus spürbar schneller und mit 79 Messfeldern auch genauer als bei der Konkurrentin (die allerdings mit 25 anstatt 15 Kreuzsensoren im Dunkeln etwas besser zurechtkommt). Ein Highlight der A77 II ist vor allem der Lock-On-Autofokus: Einmal ausgerichtet bleiben auch schnelle Objekte zuverlässig scharf gestellt. In Kombi mit der Serienaufnahme von rund 12 B/s eignet sich die Sony daher besser als Action-Kamera als ihr Pentax-Pendant (deren 7 B/s immer noch ein ordentlicher Wert sind). Videografen sind bei der Sony-Kamera ebenfalls besser beraten. Nicht nur sind die Full-HD-Videos von hervorragender Qualität  (das gilt auch für die K-3), vor allem der zuverlässige und leise Autofokus und die Möglichkeit, externe Mikros und Videoleuchten anzuschließen sind Pluspunkte der Alpha 77 II. Die Pentax K-3 punktet hingegen mit einer längeren Akkulaufzeit (sie erlaubt rund 900 Aufnahmen, die Alpha nur rund 470) sowie einem zweiten SD-Karten-Slot. Auf GPS müssen Sie bei beiden Modellen verzichten, WLAN ist nur bei Sony integriert – Pentax bietet die Option, über eine optionale „FluCard“ (ca. 100 Euro) die WLAN-Fernsteuerung und Bildübertragung nachzurüsten. Insgesamt sehen wir die Sony Alpha 77 II knapp vorne, was vor allem am ausgefeilten Autofokus und der tollen Videoqualität liegt. Unter dem Strich liefern jedoch beide ein sehr starkes Gesamtpaket ab. Hier finden Sie den Testbericht zur Pentax K-3, weitere Informationen zur Sony Alpha 77 II haben wir hier für Sie zusammengetragen.

Fazit

Wie ein roter Faden zieht sich eine Aussage durch unsere Duelle: Sie machen mit keinem der vorgestellten Duellanten einen Fehler. Selbst die vermeintlichen Verlierer der direkten Duelle erlauben Fotografie auf einem sehr hohen Niveau. Neben dem Preis entscheidet hier letzten Endes auch die persönliche Präferenz hinsichtlich des Systems über den Kauf. Dabei sollten Sie nicht nur die Bedienung, sondern auch eventuelle Folgekosten für Objektive und anderes Zubehör in Betracht ziehen – besonders beim Wechsel auf ein anderes Bajonett!